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Zärtlicher Eroberer

Zärtlicher Eroberer

Titel: Zärtlicher Eroberer
Autoren: BRONWYN SCOTT
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Philippa. Je länger er im Gefängnis war, desto schutzloser wurde sie. Natürlich hatte sie Beldon an ihrer Seite, aber dieser konnte nicht an zwei Orten gleichzeitig sein. Er konnte nicht sie beide im Auge behalten.
    Valerian setzte sich aufrecht auf seinen Stuhl und hörte mit selbstbewusster Miene zu, als die Anschuldigungen verlesen wurden.
    „Was haben Sie zu diesen Vorwürfen zu sagen?“, fragte der Vorsitzende des Ausschusses und legte seine Unterlagen nieder.
    Valerian sah ihn unerschrocken an. „Ich habe zwei Kinder vor dem sicheren Tod gerettet, eins davon war erst wenige Monate alt. Seit wann ist es englische Politik, gegen Frauen und Kinder Krieg zu führen, die sonst in dieser Männerwelt nichts zu sagen haben? Ich persönlich könnte schamlose und unnötige Gewalt niemals tolerieren. Frauen und Kinder stellten weder für uns noch für unsere Interessen in dieser Region eine Bedrohung dar. Und doch durften die Türken sie töten und ihre Häuser verwüsten. Ich glaube nicht, dass auch nur einer von Ihnen, Gentlemen, tatenlos bei einem solchen Gemetzel zusehen würde, wenn Sie die Möglichkeit hätten, es zu verhindern.“Valerian sah jedem Einzelnen von ihnen in die Augen. „Oder täusche ich mich? Ist die englische Ritterlichkeit längst für Gold und Handelsrouten verschachert worden?“
    Die Männer rutschten unbehaglich auf ihren Sitzen herum. Valerian hatte bei ihnen einen Nerv getroffen. Niemand wollte sich gern als Feigling bezeichnen lassen, und es stand ihnen gewiss nicht gut zu Gesicht, wenn sie behaupteten, in Aussicht auf eine freie Schiffspassage nach Indien wäre es durchaus vertretbar, Frauen und Kinder abzuschlachten.
    Viscount Montforts Augen funkelten vor Zorn. „Sie stellen die Tatsachen etwas vereinfacht dar, St. Just. Sie haben nicht zufällig irgendwelche Kinder auf dem Schlachtfeld gerettet, sondern die Kinder des Rebellenführers Dimitris Stefanov. Er arbeitete Hand in Hand mit dem Geheimbund der Filiki Eteria zusammen, um gegen die Türken zu kämpfen. Sie waren mit Stefanovs Familie befreundet und blieben mit ihr in Kontakt, noch nachdem die britischen Verhandlungen mit den Fanarioten eingestellt worden waren.“ Montfort zeigte anklagend mit dem Finger auf ihn. „Sie waren der letzte Besucher, der Stefanov vor seiner Hinrichtung lebend gesehen hat. Sie sind Vormund seiner Kinder!“
    „Das ist richtig“, erwiderte Valerian ruhig. „Aber Kinder sind Kinder, es spielt wohl keine Rolle, wer ihre Väter sind. Sie verdienen alle unseren Schutz.“
    Der Vorsitzende warf Montfort einen aufgebrachten Blick zu.„Dieses Verfahren muss ordnungsgemäß vonstatten gehen. Jeder einzelne Punkt wird zur Sprache kommen, aber mit Gefühlsausbrüchen ist uns nicht gedient!“
    Valerians Anwalt meldete sich zu Wort. „Viscount St. Just hat England vorbildlich loyal gedient in Erfüllung seiner Pflichten im Ausland.“ Der Mann begann geschickt, Valerians wichtigste Errungenschaften in seiner diplomatischen Laufbahn darzulegen. „Er trug die Verantwortung für die Verhandlungen auf dem heutigen Peloponnes, zur Zeit der türkischen Besatzung noch Morea genannt, und …“
    Die Aufzählung war lang, und Valerian kannte sie nur zu gut. Seine Arbeit in Navarino, um eine Invasion der Ägypter in Morea zu verhindern; das Versenken der ägyptischen Flotte, wodurch Ägyptens Machtansprüche in dieser Gegend endgültig erloschen; die Fanariotenfrage und zu guter Letzt seine Mitwirkung beim Londoner Protokoll – all das war für ihn einst eine Herzensangelegenheit gewesen, weil er glaubte, in einem noblen Auftrag zu handeln.
    Aber selbst nachdem er mit der rauen Realität seiner Tätigkeit konfrontiert worden war, hatte er sich weiter engagiert, allerdings nicht mehr wegen irgendwelcher hochfliegenden Ideale, sondern in der Hoffnung, etwas wirklich Sinnvolles tun zu können. Er fühlte sich nicht länger dem englischen Schlachtruf verpflichtet, sich „die Welt untertan zu machen“, sondern folgte seiner tief empfundenen eigenen Berufung – für eine bessere Welt zu sorgen.
    Der Anwalt hatte seine Liste verlesen und legte sie auf den Tisch. „Ich möchte daher den Ausschuss darauf hinweisen, dass der hier Erschienene ein durch und durch ehrenwerter Mensch ist, der sein Leben lang England auf die vornehmste Art gedient hat. Auch nur anzudeuten, dass das, was auf dem Schlachtfeld von Negush geschehen ist, in irgendeiner Weise mit Verrat zu tun haben könnte, ist absurd und nur eine
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