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Young Sherlock Holmes 1

Young Sherlock Holmes 1

Titel: Young Sherlock Holmes 1
Autoren: Andrew Lane
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eine beachtliche Reichweite.« Sherlock beäugte den Jungen kritisch. Der raue Stoff seiner Kleidung war an manchen Stellen geflickt, und Gesicht und Hände hatten sicher schon länger keinen Kontakt mehr mit Wasser und Seife gehabt.
    »Schule?«, fragte der Junge verwundert. »Die unterrichten Boxen an der Schule?«
    »Auf meiner Schule machen sie’s jedenfalls. Sie sagen, das macht uns härter.«
    Der Junge setzte sich neben Sherlock.
    »Stimmt nicht. Das Leben macht dich härter«, murmelte er und fuhr dann fort: »Mein Name ist Matty. Matty Arnatt.«
    »Matty, wie Matthew?«
    »Vermutlich. Du lebst oben in dem großen Haus an der Straße, nicht?«
    Sherlock nickte. »Ich bin für die Sommerferien hergekommen und zu Gast bei meiner Tante und meinem Onkel. Mein Name ist Sherlock, Sherlock Holmes.«
    Matty blickte Sherlock skeptisch an. »Das ist aber kein richtiger Name.«
    »Was? Sherlock?« Sherlock dachte einen Moment lang nach. »Was stimmt damit nicht?«
    »Kennst du irgendeinen anderen Sherlock?«
    Sherlock zuckte mit den Schultern. »Nein.«
    »Wie heißt denn dein Vater?«
    Sherlock runzelte die Stirn. »Siger.«
    »Und dein Onkel? Der, bei dem du wohnst?«
    »Sherrinford.«
    »Hast du einen Bruder?«
    »Ja, einen.«
    »Wie ist sein Name?«
    »Mycroft.«
    Matty schüttelte irritiert den Kopf. »Sherlock, Siger, Sherrinford und Mycroft. Was sind das denn für Namen! Warum könnt ihr nichts Normales nehmen wie zum Beispiel Matthew, Luke oder John?«
    »Das sind Vornamen«, erklärte Sherlock. »Und die gehören zur Familientradition. Jedes männliche Familienmitglied hat solch einen Namen.«
    Er schwieg einen Moment. »Mein Vater hat mir einmal erzählt, dass ein Zweig unserer Familie ursprünglich aus Skandinavien stammt. Daher wohl die Namen. Oder so was in der Art. ›Siger‹ könnte skandinavisch sein, denke ich. Die anderen allerdings klingen für mich in der Tat eher nach altenglischen Ortsnamen. Obwohl mir völlig schleierhaft ist, woher dann ›Sherlock‹ kommt. Vielleicht gibt es ja dort auf irgendeinem Kanal eine Schleuse namens Sher Lock oder Sheer Lock.«
    »Du weißt ’ne Menge Sachen«, sagte Matty. »Aber nicht viel über Kanäle. Durch eine Schleuse, die Sher Lock oder Sheer Lock heißt, bin ich noch nie gekommen. Aber sag mal, wie sieht’s denn mit Schwestern aus? Gibt’s da auch irgendwelche komischen Namen?«
    Sherlock zuckte zusammen und blickte weg. »Lebst du hier in der Gegend?«
    Matty blickte ihn einen Moment lang an. Dann schien er die Tatsache zu akzeptieren, dass Sherlock das Thema wechseln wollte. »Ja«, antwortete er. »Im Moment jedenfalls. Ich reise gewissermaßen so herum.«
    Sherlocks Interesse war geweckt. »Reisen? Du meinst, du bist ein Zigeuner? Oder bei einem Zirkus?«
    Matty schnaubte verächtlich. »Wenn mich jemand einen Zigeuner nennt, bekommt er von mir normalerweise eine verpasst. Und zu einem Zirkus gehör ich ehrlich gesagt auch nicht.«
    Plötzlich stolperten Sherlocks Gedanken über etwas, das Matthew einen Augenblick zuvor gesagt hatte. »Du hast gemeint, dass du keine Schleuse namens Sher Lock oder Sheer Lock kennst. Lebst du etwa auf den Kanälen? Besitzt deine Familie einen Kahn?«
    »Ich hab ein kleines Kanalboot. Aber keine Familie. Es gibt nur mich. Mich und Albert.«
    »Dein Großvater?«, riet Sherlock.
    »Mein Pferd«, korrigierte Matty ihn. »Albert zieht das Boot.«
    Sherlock wartete einen Augenblick, um zu sehen, ob Matty fortfahren würde. Als er es nicht tat, fragte er: »Und was ist mit deiner Familie? Was ist mit ihr passiert?«
    »Du stellst ganz schön viele Fragen, was?«
    »Das ist eine Möglichkeit, um Dinge herauszubekommen.«
    Matty zuckte die Achseln. »Mein Vater war bei der Navy. Ist mit einem Schiff weg und nie mehr wiedergekommen. Keine Ahnung, ob er ertrunken, irgendwo auf der Welt in einem Hafen hängengeblieben oder zurück nach England gekommen ist und dann einfach keine Lust mehr auf die letzten paar Meilen nach Hause hatte. Meine Mutter ist vor ein paar Jahren gestorben. Tuberkulose.«
    »Das tut mir leid.«
    »Sie hätten mich nicht noch einmal zu ihr gelassen, nachdem sie schon tot war«, fuhr Matty fort, als ob er Sherlock nicht gehört hätte. Gedankenverloren starrte er in die Ferne. »Sie ist einfach so dahingeschwunden. Wurde immer dünner und blasser. Es war, als ob sie der Tod stückchenweise geholt hat. Spuckte jede Nacht Blut. Ich hab gewusst, dass sie kommen und mich in ein Armenhaus stecken würden, wenn
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