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Yoga als Therapie

Yoga als Therapie

Titel: Yoga als Therapie
Autoren: Luise W Rle , Erik Pfeiff
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Prinzip das ganze zweite Kapitel gewidmet. Dieser Aspekt ist außerordentlich relevant für die gesundheitsfördernden Wirkungen der Praxis und für den Lerneffekt beim Übenden. Auch Präzision ist unerlässlich; sie kann entwickelt werden, indem man langsam anfängt und zuerst die korrekten Bewegungen erlernt. Ist die Praxis weiter fortgeschritten, kann das Tempo der Bewegung erhöht werden, aber nur, solange die Präzision bestehen bleibt. Feinabstimmung verbessert die Qualität des Übens. Sie kommt zum Einsatz, um die Grenzen von Bewegungen zu erweitern und sich, falls nötig, zurückzunehmen, damit Verletzungen vermieden werden. Dieser Aspekt gilt für alle Übenden. Wenn man sich ein klein wenig zurücknimmt, nachdem man die Grenzen einer Übung erweitert hat, eröffnen sich viele Möglichkeiten. Außerdem bleibt den Gelenken und den sie umgebenden Strukturen am Ende des Bewegungsspektrums ein wenig Spielraum. Eine ökonomische Übungspraxis schützt vor unnötiger Aktivität und Erschöpfung, und mit einer ausreichenden Bandbreite an Herangehensweisen werden sämtliche Ziele abgedeckt.
    Achtsamkeit, Präzision, Feinabstimmung und ökonomisches Üben sind für alle vorgestellten Übungen von Bedeutung; der Aspekt der Bandbreite bezieht sich auf die Auswahl des Übungsprogramms.
    Therapeutischer Yoga in der Forschung
    Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts hatte das Wissen um die Wirkungen von Yoga hauptsächlich empirischen Charakter. Erst in den 1960er Jahren hat man begonnen, die Wirkungen des Yoga wissenschaftlich zu untersuchen. Dabei wurde nachgewiesen, dass eine regelmäßige Yoga-Praxis dasImmunsystem stärkt, Herzfrequenz und Blutdruck senkt, den Stoffwechsel ausgleicht, die Atmung vertieft und verlangsamt. Es werden weniger Stresshormone ausgeschüttet, und die Muskulatur wird effizienter eingesetzt. Regelmäßiger Yoga verbessert die periphere Blutversorgung und damit die Ernährung der Gewebe. Achtsames Üben und bessere Wahrnehmung optimieren die Körperhaltung, was sich positiv auf die Strukturen und Funktionen auswirkt. Diese Wirkungen werden bereits nach zwei Wochen regelmäßiger Praxis wahrgenommen; um sie zu erhalten, ist freilich eine kontinuierliche Praxis nötig.
    Inzwischen gibt es viele wissenschaftliche Studien über Yoga, sowohl über dessen individuelle Wirkungen als auch über Erfolge bei der Behandlung verschiedener Erkrankungen ( Raman u. Suresh 2003 ; Kulkarni u. Bera 2009 ; Olivo 2009 ). Gute Erfolge erzielt werden unter anderem beim Stressmanagement (Michalsen et al. 2005), bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen ( Raub 2002 , Innes et al. 2005), Multipler Sklerose ( Oken et al. 2004 ), degenerativen Veränderungen ( Garfinkel et al. 1994 , Garfinkel u. Schumacher 2000 , DiBenedetto et al. 2005 ) und beim Karpaltunnelsyndrom ( Garfinkel et al. 1998 ). Empirische und wissenschaftliche Daten belegen, dass intensiv praktizierter Yoga Schmerzen im unteren Rückenbereich wirkungsvoll lindern oder eine medizinische Behandlung unterstützen kann. Zu diesem Thema haben Williams et al. (2005) eine umfassende Studie durchgeführt. Grundsätzlich gibt es nur wenige muskuloskelettale und systemische Probleme, bei denen mit einem gut ausgewählten Yoga-Programm keine Verbesserung erzielt werden kann ( Jain u. Hepp 1998 , Lipton 2008 , Raman 2008 ).
    Anatomische Grundlagen für die Yoga-Praxis
    Die positiven Wirkungen der Yoga-Praxis werden besser verständlich, wenn man sie in Beziehung zu den anatomischen Grundlagen setzt. Zum Beispiel wird Knorpel mittels Diffusion mit Flüssigkeit versorgt, weshalb Druck notwendig ist, um Abfallprodukte zu entfernen. Außerdem ist es wichtig, Raum zu schaffen, damit der Knorpel wie ein Schwamm die ihn umgebende Flüssigkeit aufsaugen kann. Bei der Yoga-Praxis soll ein Gleichgewicht zwischen Belastung und Entlastung herrschen. Knorpel, der nicht von Haut umhüllt ist, kann sich nicht regenerieren, wenn er verbraucht ist. Deshalb ist die korrekte Positionierung der Gelenke, wie sie in der Yoga-Praxis erreicht wird, von größter Bedeutung, um degenerativen Veränderungen vorzubeugen.
    Knochengewebe wiederum ist gut mit Blut versorgt. Es wird kontinuierlich auf- und abgebaut, und es verändert sich. Die Form der einzelnen Knochen passt sich an die funktionellen Bedürfnisse an, und Knochengewebe ist sehr hart. Der Aufbau neuen Knochengewebes wird durch aktives Üben stimuliert, vor allem durch Druck, durch Muskelzug, durch Bewegungen gegen die Schwerkraft und durch
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