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Yoga als Therapie

Yoga als Therapie

Titel: Yoga als Therapie
Autoren: Luise W Rle , Erik Pfeiff
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eine feste, ruhige Sitzhaltung, in der man nicht abgelenkt ist. Körper, Geist und Seele sind an dieser Haltung beteiligt. Die verschiedenen Āsanas, die heute verwendet werden, und ihre therapeutischen Aspekte wurden erst später entwickelt. Prāṇāyāma bedeutet, denAtem auszuweiten, um die Lebensenergie zu kontrollieren. Einatmung und Ausatmung werden behutsam verlängert und verfeinert. In den Pausen zwischen Ein- und Ausatmung sowie zwischen Aus- und Einatmung ist eine innere Ruhe erfahrbar. Werden diese vier Aspekte praktiziert, so tritt als Ergebnis Pratyāhāra ein, das Beruhigen der Sinne und daher auch des umherschweifenden Geistes. Pratyāhāra bereitet auf die drei letzten Aspekte vor. Sobald die Sinne nicht mehr abgelenkt sind, wird Dhāraṇā möglich, eine Konzentration, die frei von Spannung in allen Körperbereichen ist. Aus der korrekten Praxis von Dhāraṇā entwickelt sich Dhyāna, dieMeditation. Zu einem entspannten Zustand der Körpers kommt emotionale Ruhe, während der Geist vollständig wach und bewusst bleibt. Der letzte, höchste Aspekt dieses Wegs ist Samādhi.
    Zwischen dem ersten und siebten Jahrhundert n. Chr. schrieb ein Autor namens Thirumoolar dasThirumandiram, einen in der südindischen Sprache Tamil verfassten Text über Yoga. Manches weist darauf hin, dass Thirumoolar ein Zeitgenosse von Patañjali war und dass beide denselben Lehrer hatten. Da die Yoga-Sūtras in Sanskrit geschrieben waren, das Thirumandiram jedoch in Tamil, wurde letzteres erst 1993 von Govindan ins Englische übersetzt ( Thirumoolar u. Govindan 1993 ). Deshalb war früher weithin unbekannt, dass beide Schriften einen ähnlichen Inhalt haben.
    Die Tiefe der Āsanas
    Die Āsana-Praxis beginnt mit körperlichem Handeln. Allmählich werden dann kognitive, mentale und reflektierende Aspekte integriert. Eine hingebungsvolle, aufmerksame Praxis von Āsanas enthält alle acht Aspekte des Yoga-Wegs. So sollen die ethischen Prinzipien von Yama und die reinigenden Wirkungen von Niyama nicht nur in der Praxis angewandt werden, sie werden durch eine aufmerksame Übung auch weiter kultiviert. Bei einem korrekt ausgeführten Āsana besteht keine Dualität zwischen Körper und Geist oder zwischen Geist und Seele mehr. Der Atem wird bei der Praxis mit der Bewegung synchronisiert. Dabei ist die Einatmung die Bewegung vom Kern des Wesens hin zur Haut, während der Körper sich bei der Ausatmung nach innen auf seinen Ursprung zubewegt ( Iyengar 2001a ). So wird Prāṇāyāma mit der Āsana-Praxis verknüpft.
    Ist man ganz in ein Āsana vertieft, werden die Sinne der Wahrnehmung und der Geist ruhig, Muskeln und Gelenke ruhen in ihren Positionen, und Pratyāhāra wird erreicht. Die Āsanas müssen mit Konzentration und vollständiger Aufmerksamkeit ausgeführt werden, wodurch sich Dhāraṇā einstellt. Dhyāna, die Meditation, ist in die Āsana-Praxis integriert, wenn Raum zwischen dem Empfang einer von den Sinnen gesendeten Botschaft und dem Senden einer Botschaft an die ausführenden Organe entsteht. Dadurch befreit man sich von dem Gefühl, augenblicklich handeln zu müssen. Ist man sich während der Āsana-Praxis ganz des Körpers bewusst, so entsteht Samādhi. Dann, schreibt Iyengar (2001a, S. 92) , „fließen die Ströme von Intellekt und Bewusstsein zusammen und verschmelzen im Ozean der Seele“.
    Wie erwähnt, stellen die Yoga-Sūtras den wichtigsten ursprünglichen Quellentext für Yoga dar. Die Wurzeln einer Vielzahl von Āsanas, die heute vor allem in der westlichen Welt geübt werden, liegen jedoch im ausgehenden ersten Jahrtausend n. Chr. Von Bedeutung ist ferner die aus dem 15. Jahrhundert stammende Haṭha-Yoga-Pradīpikā ( Sinh 2006 ). Diese Schrift enthält unter anderem einen ausführlichen Abschnitt über Āsanas und einen weiteren über Prāṇāyāma. Samādhi wird dort als Rückkehr zum Ursprung des Seins bezeichnet.
    Yoga und Gesundheit
    Im 20. Jahrhundert hat B. K. S.Iyengar (geboren 1918) über 200 Āsanas and Prāṇāyāma-Techniken gesammelt und weiterentwickelt. Dadurch hat er eine einzigartige Synthese aus klassischen, aus den oben erwähnten Quellen stammenden Aspekten des Yoga und der westlichen Medizin und Wissenschaft geschaffen. Iyengar hat die Praxis dahingehend verfeinert, dass sie der besten anatomischen Position und der besten physiologischen Funktion entspricht. Außerdem hat er die therapeutischen Anwendungen der Yoga-Haltungen erforscht und zahlreiche Modifikationen für Übende mit
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