Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Titel: Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens
Autoren: Maria V. Snyder
Vom Netzwerk:
Gericht. Valek stand zu seiner Rechten. Brazell wurde vorgeführt, um seine Strafe entgegenzunehmen. Erwartungsgemäß wurde er degradiert und zu lebenslanger Haft in den Kerkern des Commanders verurteilt.
    Man gestattete Brazell ein letztes Wort, und er rief den Anwesenden zu: „Ihr Narren. Euer Commander ist ein Betrüger. Jahrelang hat man euch belogen. Der Commander ist in Wirklichkeit eine Frau, die sich als Mann verkleidet!“
    Totenstille herrschte im Saal, doch im Gesicht des Commandersregte sich kein Muskel. Kurz darauf hallte schallendes Gelächter von den Steinwänden wider. Brazell wurde unter Buhrufen abgeführt, in die sich laute Bravos für den Commander mischten. Wer würde auch schon den Worten eines Verrückten Glauben schenken? Ganz offensichtlich niemand.
    Ich dachte über den Heiterkeitsausbruch nach. Sie hatten nicht gelacht, weil die Vorstellung, dass eine Frau an der Macht sein könnte, so absurd war, sondern weil Commander Ambrose eine ausgesprochen stattliche Erscheinung war. Seine freimütigen und spontanen Entscheidungen waren so aufrichtig und geradlinig, dass der Gedanke, er könne jemanden hinters Licht führen, geradezu absurd anmutete. Ob wohl ich die Wahrheit kannte, würde er für mich aufgrund seiner Ansichten und Einstellung zu sich selbst immer nur ein Mann sein.
    Später am Tag besuchte ich das Waisenhaus. Im Schlafsaal traf ich May an. Auf dem Weg durch die Räume, in denen die Waisen wohnten, kamen mir nur glückliche Erinnerungen in den Sinn. May sprang aus dem Bett und umarmte mich stürmisch.
    „Yelena! Ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen“, sprudelte es aus ihr heraus.
    Ich schloss sie fest an meine Brust. Als sie sich von mir löste, musste ich lächeln beim Anblick ihres zerknitterten Rocks und zerzausten Pferdeschwanzes. Während ich ihr Haar richtete, erzählte sie mir, was seit meinem Fortgang alles geschehen war. Doch ihre muntere Aufgeregtheit versiegte, als sie auf Carra zu sprechen kam. Erst da wurde mir bewusst, wie groß sie geworden war.
    Es fiel ihr schwer, stillzusitzen, doch als ich ihr das Haar endlich gerichtet hatte, sagte sie: „Wir kommen mit dir nachSitia.“ Dabei drehte sie sich ausgelassen im Kreis. Schließlich zeigte sie auf einen Koffer auf dem Boden.
    „Was soll das?“
    „Diese Frau aus dem Süden hat versprochen, uns nach Hause zu bringen. Zurück zu unseren Familien.“
    Ein stechender Schmerz fuhr mir durchs Herz. Das Wort Familie hatte für mich eine andere Bedeutung. Valek, Ari und Janco waren meine Familie, und selbst Maren erschien mir wie eine mürrische ältere Schwester.
    „Das ist ja wundervoll“, sagte ich, bemüht, ebenso begeistert zu klingen wie sie.
    May unterbrach ihren Tanz. „Es sind nur noch wenige von uns übrig“, sagte sie ernst.
    „Valek kümmert sich darum, dass Carra und die anderen gut versorgt werden.“
    „Valek! Er ist so süß.“ May lachte und sah so entzückend aus, dass ich sie einfach noch einmal umarmen musste.
    Janco dagegen begrüßte mich mit bedrückter Miene, als ich zu ihm kam, um mich von ihm zu verabschieden. Irys, die so schnell wie möglich zurück in den Süden wollte, hatte sich vorgenommen, früh am nächsten Morgen aufzubrechen.
    Ari, der meine Rolle als Krankenschwester übernommen hatte, saß an Jancos Bett.
    „Hast du’s etwa vergessen? ‚Die Belagerung überstanden, gemeinsam gekämpft, Freunde auf immer‘,“ zitierte ich die Symbole auf meinem Schnappmesser.
    Jancos Augen hellten sich auf. „Du Schlaumeier. Du hast es also schon herausgefunden, ja?“
    Ich grinste ihn frech an.
    „Sobald es Janco wieder besser geht, kommen wir auch in den Süden“, versprach Ari.
    „Und was wollt ihr dort tun?“, fragte ich.
    „Faulenzen und braun werden“, antwortete Janco schmunzelnd. „Ich könnte einen Urlaub gebrauchen.“
    „Dich beschützen“, ergänzte Ari.
    „Im Süden brauche ich keinen Schutz“, sagte ich. „Und außerdem erinnere ich mich schwach daran, dass ich vor kurzem zwei meiner Lehrmeister besiegt habe.“
    „Sie ist ziemlich vorwitzig geworden“, seufzte Janco. „Wir können jetzt unmöglich mit ihr gehen. Sie wird herumstolzieren und sich überall damit brüsten und eine ziemliche Plage werden. Schlimm genug, dass ich das alles mit Ari durchmachen muss. Zwei von der Sorte wären mir wirklich zu viel.“
    „Außerdem werdet ihr euch zu Tode langweilen“, meinte ich.
    Ari grummelte verdrießlich vor sich hin und verschränkte seine kräftigen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher