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YANKO - Die Geschichte eines Roma

YANKO - Die Geschichte eines Roma

Titel: YANKO - Die Geschichte eines Roma
Autoren: Anžy Heidrun Holderbach
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gibt es keine Universitäten und große Krankenhäuser usw.“
    Es verletzte sie wenn er das sagte, obwohl er in gewisser Weise Recht hatte, aber was sollte sie dort ohne ihn? „Ich weiß, dass du nicht mitgehen magst, dein Zuhause ist hier. Ich möchte mich aber nicht von dir trennen, nur wegen einem tollen Angebot!“ Sie sah ihn schmerzerfüllt an, nahm sich aber dann zusammen und schwenkte plötzlich das Thema um, denn sie spürte, dass er auch heute einfach nicht umzustimmen war. „Was ist eigentlich mit Ron los? Er ist so still in letzter Zeit. Lacht gar nicht mehr so oft. Weißt du was?“ Yanko schüttelte den Kopf und war froh, dass sie nicht weiterbohrte. „Ich glaub’, er weiß es selbst nicht so genau. Vielleicht muss er einfach mal nachdenken über alles. So was kommt ja mal vor!“ Ihr Blick war voller Sorge, als sie sagte: „Hm... Ja... Ich hoffe nur, er findet sich schnell wieder!“ Yanko nahm ein Schluck Wasser. „Ja, das hoffe ich auch!“ Yanko stand auf und ging zu ihr rüber. Er zog sie an sich und küsste sie zärtlich. Er fände es schon sehr schade, wenn sie nach L.A. ginge, denn er würde ihre Gesellschaft mit Sicherheit vermissen.
    Er nahm ihre Hand, und sie gingen zum See hinunter und legten sich dort am Ufer ins Gras. Yanko nahm Jenny liebevoll in seine Arme. Er wollte eigentlich gar nicht wieder davon anfangen, aber irgendwie musste er noch etwas dazu sagen. „Jenny... Ich liebe dich wirklich, aber ich kann hier nicht weg, das geht jetzt einfach nicht. Ich brauche mein Zuhause! Ich hoffe, dass du es verstehen kannst. Und bitte lass dir nicht meinetwegen so eine gute Chance entgehen. Du bist jung, im Prinzip musst du einfach dahin gehen!“ „Ich will jetzt nicht davon reden. Ich liebe dich auch!“, sagte sie und küsste Yanko schnell. Dann konnte er nichts mehr sagen und gab sich ihr hin.
    Als er Jenny Farlow kennenlernte, hatte er sich eigentlich schon damit abgefunden sein Leben allein zu verbringen.
    Alle Versuche, sich an jemanden zu binden, waren bis dahin jämmerlich gescheitert. Kaum glaubte er verliebt zu sein, war das Gefühl so schnell, wie es gekommen war auch wieder verschwunden. Seine Liebesfähigkeit schien mit Fam gestorben zu sein. Er kannte Jenny schon seit vielen Jahren, doch früher hatten sie nicht sehr viel miteinander zu tun gehabt. Einige Jahre lang lebte Jennys Familie auch in Washington D.C.. Jenny war sehr ehrgeizig, und sie hatte schon immer gewusst was sie wollte. Sie war neun Jahre jünger als er, und steckte voller Elan. Das war es wahrscheinlich, außer ihrer einfachen natürlichen Schönheit, was ihn an ihr faszinierte und ihn ein Stück weit wieder ins Leben katapultiert hat. Sie hatten viel Spaß zusammen, und er fühlte sich in ihrer Anwesenheit nicht ganz so dumpf und leer. Sie erhellte sein Leben und gab ihm ein Stück Boden unter den Füßen zurück. Doch er war noch weit davon entfernt sein komplettes Leben mit ihr, geschweige denn überhaupt wieder mit jemandem teilen zu können, denn er fühlte überhaupt nicht, was er ihr hätte geben können. Und wie sollte er ihr sein tiefstes, für ihn selbst schon fast unerreichbares Gefühl von Leere erklären.
    Er wusste keine Worte dafür. Selbst nicht in Romanes.

E inige Tage später saß Yanko morgens allein am See und musste plötzlich an Ron denken. Und wie er so da saß und seinen Gedanken freien Lauf ließ, kamen ihm auch einige Dinge aus seiner Jungendzeit zurück in den Sinn. Unwillkürlich dachte er an den jungen Mann mit dem er damals in Deutschland eine kurze Affäre gehabt hatte. Er versuchte sich daran zu erinnern, wie es sich überhaupt angefühlt hatte mit ihm zu schlafen, aber es gelang ihm nicht besonders gut. Das lag wahrscheinlich an der damaligen extremen Sauferei und an den Drogen. Nur schemenhaft sah er den Mann noch vor sich, bei dem er immerhin drei Monate lang gewohnt hatte.
    Und er dachte an Fam, wie sie früher herumgealbert hatten, an ihr Lachen, das ihm immer gute Laune gemacht hatte und an ihre Küsse, die er nie vergessen würde.
    Gedanken an Jenny tauchten in seinem Kopf auf und hinterließen bei ihm einen ratlosen Geschmack.
    Plötzlich hörte er in seinem Inneren Fetzen aus dem letzten Gespräch mit Ron, als er bei ihm oben gewesen war und dabei erinnerte er sich, wie er im Pub gesessen hatte und ein Bier nach dem anderen in sich hinein kippte.
    Nach stundenlanger Grübelei stand Yanko schließlich auf und lief am See hin und her, und auf einmal hatte er einen
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