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Yakuza-Rache

Yakuza-Rache

Titel: Yakuza-Rache
Autoren: Jason Dark
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Deutschen zu stark verbrüderte. Man hatte sie akzeptiert, zudem verdienten sie bei ihren großen Konzernen nicht schlecht, denn sämtliche mächtigen Firmen besaßen in Düsseldorf Niederlassungen.
    Am frühen Morgen schon war der Japaner erschienen und hatte fünf Mark in den Hut des Bettlers geworfen. Jetzt, fast fünf Stunden später, sah Köbes ihn wieder.
    Er stand nicht weit entfernt auf dem Gehsteig und sprach mit zwei Landsleuten, die ebenso distinguiert gekleidet waren wie er. Die Männer redeten leise miteinander, manchmal aber gestenreich. Köbes interessierte das Gespräch. Zudem hatte er den Eindruck, als wäre sein Japaner nicht richtig bei der Sache. Er schaute sich öfter um, als es normal gewesen wäre, blickte mal in die Sonne oder drückte seine Brille einige Male mit nervösen Bewegungen zurück. Da stimmte etwas nicht…
    Nie zuvor hatte er den Mann so nervös gesehen. Er sprach zwar nicht lauter, aber seine Gestik sprach Bände. Die beiden anderen kümmerten sich nicht darum. Sie redeten unaufhörlich auf ihn ein und unterstrichen ihre Worte oft durch die entsprechenden Handbewegungen. Köbes wartete. Er hatte Zeit, die Japaner nicht. Zwei von ihnen schauten fast gemeinsam auf die Uhr und ließen den dritten schließlich stehen, der sich etwas verloren vorkommen mußte, sich mit einem weißen Taschentuch die Stirn abtupfte und zusah, wie ihn der Strom der nicht abreißenden Menschenmasse umging.
    Mittags herrschte auf der Kö Hochbetrieb. Da platzten auch die Cafés und Restaurants aus den Nähten, denn die zahlreichen Gäste wollten auch verpflegt sein.
    Es dauerte eine Weile, bis sich der Mann aus Japan entschloß, seinen Platz zu verlassen. Er schlenderte zur Frontseite der Häuser.
    »Wenn Sie nicht achtgeben, stolpern Sie über meine Beine!« meldete sich Köbes vom Boden her.
    Der Japaner schrak zusammen. »Sorry, ich bitte um…«
    »Schon vergessen.«
    Lächelnd blieb der andere neben der Decke stehen. Er kam Köbes vor wie jemand, der Rat brauchte, sich aber nicht traute, mit einem Menschen darüber zu reden.
    »Sie haben Sorgen.«
    Der Mann aus Japan lächelte kantig.
    »Bitte, Sie können ruhig mit mir reden. Manchmal sind Menschen wie wir…«
    »Das hat damit nichts zu tun«, hörte Köbes die schnelle Antwort. »Ich akzeptiere jedes Lebewesen und würde mich auch nie über einen Bettler stellen.«
    »Da haben Sie nicht gelogen, mein Herr, das sieht man. Oder ich bekomme es mit.«
    »Natürlich.«
    »Und Ihr Problem?«
    »Darüber kann ich nicht reden. Es gibt Dinge, die gehen nur uns etwas an, wenn Sie verstehen.«
    Köbes war ehrlich und schüttelte den Kopf. »Nein, verstehe ich nicht.«
    Ihn und den Japaner störten auch nicht die verwunderten Blicke der anderen Passanten, die nicht darüber hinwegkamen, daß sich ein derart elegant gekleideter Mann mit einem Bettler unterhielt.
    »Ich meine damit, daß diese Dinge nur Japaner angehen.«
    »Also intern.«
    »Sehr richtig.«
    Köbes hob die Schultern. »Schade, ich hätte Ihnen gern geholfen. Was nicht ist, kann vielleicht noch werden! Später einmal…«
    »Das glaube ich kaum«, murmelte der Mann und erweckte damit die Neugierde des Bettlers.
    »Wieso nicht?«
    »Ich werde bald nicht mehr hier sein.«
    »Ach. Gehen Sie weg?«
    »So kann man es auch nennen.«
    Köbes nickte betrübt. »Das ist aber schade. Ich denke da nicht an das Geld, das ich von Ihnen bekam, nein, Sie waren mir sympathisch, wenn Sie verstehen.«
    »Danke sehr.«
    »Es ist so. Ich kenne viele arrogante Menschen. Sie aber gehören nicht dazu.«
    »Es hängt wohl mit der Erziehung und Einstellung zusammen. Ich habe gelernt, die Lebewesen so zu akzeptieren, wie sie sind. Aber das hat mit meinem Weggang nichts zu tun.«
    »Wann fliegen Sie denn?«
    Der Japaner überlegte. »Nein, ich fliege nicht. Ich werde auch mein Land nicht wiedersehen.«
    Köbes bekam große Augen. Er strich über seine Bartstoppeln. Was früher verächtlich angeschaut worden war, konnte heute als normal angesehen werden, ein Drei-Tage-Bart. »Das hört sich aber irgendwo gefähr lieh und so endgültig an.«
    »Stimmt.«
    »Ich will ja nicht weiterreden oder weiterfragen«, sagte Köbes nach einem tiefen Luftholen, »aber…«
    »Kein Aber, mein Lieber. Denken Sie immer daran, daß ein Mensch den Weg gehen muß, der ihm vorgezeichnet ist. Sie, ich, die anderen auch. Man kann sich nicht dagegenstemmen. Es gibt einen Begriff, der Schicksal, heißt, und dieses Schicksal schlägt irgendwann zu.
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