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Yakuza-Rache

Yakuza-Rache

Titel: Yakuza-Rache
Autoren: Jason Dark
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schwere Erde schien losgelöst zu sein. Sie wurde aus der Tiefe hervor aufgerissen. Magie und Kraft bildeten einen Verbund, dem selbst tonnenschwere Erde nichts anhaben konnte.
    So öffnete sich das erste Grab.
    Die Kraft aus der Tiefe schob etwas in die Höhe. Umrisse waren zu erkennen. Umrisse eines Menschen!
    Mit einem Schlag gelang der Durchbruch!
    Andere wären aufgesprungen und hätten voller Panik die Flucht ergriffen, nicht aber die Yakuza. Sie blieben unbeweglich sitzen, die Blicke auf die Gräber gerichtet, die Lippen zusammengepreßt, und in ihren Gesichtern sah es aus, als würde sich kein Leben mehr dort abzeichnen. Die Männer warteten, und sie hallen nicht umsonst gewartet, denn was dort aus dem Grab stieg, war das Gestalt gewordene Grauen. Eine lebende Leiche!
    Gelblichbraun das alte, zerfurchte Gesicht, mit schräggestellten, pupillenlosen Augen, einem Mund, dessen Lippen sich kaum mehr abzeichneten, und einer Kleidung, die trotz der langen Zeit unter der Erde noch gut erhalten war.
    Das grüne Lederwams klebte an ihnen ebenso wie die alten Beinkleider und der dunkelrote Schurz darüber.
    Gleichzeitig stieg der zweite Untote aus seinem Grab. Keiner der beiden fürchterlichen Gestalten sprach ein Wort. Schweigend kletterten sie aus ihren Gräbern, aber in den pupillenlosen Augen stand ein Wissen, das erschrecken konnte.
    Seitmehrais vierhundert Jahren hatten sie in den kalten Gräbern gelegen. Sie waren nicht verwest, nicht von der Erde zerdrückt worden, sie stiegen so aus den Gräbern, wie sie damals begraben worden waren, und sie glichen sich wie ein Ei dem anderen.
    Auch die Bewaffnung stimmte bei ihnen. Damals waren sie mit ihren beiden Schwertern zu Grabe getragen worden. Noch steckten die Waffen in den alten, hölzernen Scheiden, die aussahen, als wären sie aus Baumrinde gefertigt worden.
    Ja, es waren Krieger. Sie hatten damals zu den besten gehört, und für die besten gab es einen Namen.
    Samurai!
    Die Kämpfer, die keine Übermacht störte, die ihr Leben einsetzten und sich nicht daran störten, als kleine Gruppe gegen kleine Armeen anzugehen.
    Samurai waren eine Legende und gleichzeitig der Traum vieler Japaner, denn es gab nicht wenige, die davon träumten, ein Samurai zu sein.
    Vieles von dieser alten Tradition war in das heutige Japan mit hinübergerettet worden, und auch die Yakuza fühlten sich im Prinzip als Samurai.
    Kämpfen bis zum Tod, niemals aufgeben, vor keiner Macht ducken, fest verwurzelt in Ehre und Tradition, obwohl die Geschäfte zu achtzig Prozent blutig waren.
    Aber über die Leichen sprach man nicht. Man ließ sie verschwinden. In Japan wurde trotz der räumlichen Enge noch immer viel gebaut, und der noch flüssige Beton hatte schon so manches Yakuza-Opfer geschluckt. Wie zwei Helden aus der Vergangenheit standen sie auf ihren Gräbern, ohne daß sie tief einsanken. Sie schauten auf die Köpfe der mächtigen Syndikatsbosse herab, die es nicht wagten, ihre Blicke zu heben. Für sie waren diese Minuten so etwas wie heilig. Sie wollten keinen stören, sie durften die beiden Gestalten nicht reizen, denn sie wurden gebraucht.
    Es hatte sehr lange gedauert, bis sich die Männer zu den entsprechenden Entschlüssen durchgerungen hatten, aber sie sahen keine andere Möglichkeit mehr, als zu den alten Mitteln zu greifen. Ein schleifendes Geräusch entstand, als beide Samurai gleichzeitig ihre Kampfschwerter hervorzogen.
    Blanke Klingen schimmerten in den feuchten Nebelschwaden. Nichts hatte die lange Zeit in den Gräbern den Waffen anhaben können. Sie waren nach wie vor blank, scharf und tödlich.
    Und die Samurai zeigten ihre Künste.
    Auf den Gräbern stehend handhabten sie die Waffen mit einer artistischen Geschwindigkeit. Die große Kunst des Schwertfechtens wurde den knienden Yakuza vorgeführt. Sie bekamen einen Einblick dessen, was Gegner dieser beiden erwartete.
    Auch als die Klingen um Haaresbreite über ihre Köpfe hinwegfegten, rührten sich die Männer nicht.
    Es wäre ein Fehler gewesen, Angst zu zeigen, denn so etwas hätte den Tod bedeuten können.
    Sie blieben sitzen, als wären sie innerlich eingefroren, sie schauten den blitzenden Klingen zu, wenn diese tödlich nah an ihren Gesichtern vorbeihuschten. Sie bemerkten den Luftzug, der über ihre feuchte Haut hinwegglitt, und sie nahmen den Geruch des Todes wahr. Nur wenige Millimeter vor ihnen rammten die beiden Samurai die Schwerter in den weichen Grasboden.
    Der zweite Teil des Rituals begann, das wußten auch
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