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Xperten - e-Smog: Elektromagnetische Umweltverschmutzung

Xperten - e-Smog: Elektromagnetische Umweltverschmutzung

Titel: Xperten - e-Smog: Elektromagnetische Umweltverschmutzung
Autoren: Hermann Maurer
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durchqueren; sein Geländewagen ist hängen geblieben. Ich weiß nicht genau, warum, denn sie hatten einen Schnorchel am Motor. Jedenfalls haben sie um Hilfe gefunkt, und man hat ihnen gesagt, sie dürften unter keinen Umständen aus dem Auto raus, sonst wären sie Krokodilfutter. Während sie dann dasaßen und auf Hilfe warteten, sahen sie mehr als nur ein Paar Krokodilaugen sie beobachten.«
    Evette blickt schweigend aus dem Fenster. Mandi wechselt das Thema: »Also, Evette, was brachte Sie dazu, mit dem Protestieren anzufangen?«
    Evette wird rot. »In Wahrheit ist das der erste Protest, an dem ich wirklich teilnehme. Ich habe jahrelang im Hintergrund die Fäden gezogen, aber ich war noch nie ‚an der Front‘, wie wir sagen. Man hat mir gesagt, ich sei leidenschaftlich, und deshalb wurde ich vor ein paar Jahren für Proteste angeworben, aber ich bin immer beim Organisieren hängen geblieben. Das lässt mir auch Zeit für meine Arbeit im Bereich Permakultur und für die Forschung. Ich habe nur zugestimmt, diesen Protest zu leiten, weil der Kollege, der es eigentlich tun sollte, vor zwei Wochen bei einer Demo verletzt wurde. Da ich dieses Projekt organisiert habe, weiß ich über alle Details Bescheid, und daher war es nahe liegend, dass man mich bat einzuspringen.«
    »Und wie denken Sie jetzt über das Protestieren ‚an der Front‘?«, fragt Mandi. »Um ehrlich zu sein, ich bevorzuge das Organisieren«, antwortet Evette, »weil ich dabei auch mehr Zeit mit der Forschung verbringen kann.«
    »In welchem Bereich forschen Sie denn, Evette?«
    Evette lässt sich einen Moment Zeit für ihre Antwort. »Na ja, kurz gesagt, ich interessiere mich für den Einfluss von Umweltverschmutzung – von alternativen, unkonventionellen Arten der Verschmutzung – auf unsere Umwelt und uns Menschen.«
    »Alternative Arten der Verschmutzung?«
    »Ja. Elektromagnetischer Smog, e-Smog«, sagt Evette. »Ich weiß, dass Sie auch in diesem Bereich forschen – oder geforscht haben. Ich habe einige Ihrer Veröffentlichungen darüber gelesen.«
    Mandi lächelt Evette an und fragt: »Und was hat Ihr Interesse an diesem Feld geweckt? Liebe zur Natur?«
    »Nein«, sagt Evette mit etwas gedämpfter Stimme. »Die Liebe zu meinem Bruder.«

    Von der Seite blickt Mandi Evette an, die starr geradeaus sieht. Ihre fest aufeinander gepressten Lippen sagen Mandi deutlich, dass sie nicht bereit ist weiterzusprechen. Einige Minuten fahren sie wortlos durch die weite Landschaft.
    »Die Leute halten mich für verrückt, aber das ist mir egal«, bricht es plötzlich unerwartet aus Evette heraus. »Ich weiß , dass mein Bruder an einer Überdosis Drogen starb, aber es war nicht Selbstmord. Es gab keinen Abschiedsbrief oder so was. Er war an einem Höhepunkt seines Lebens – warum sollte er da Selbstmord begehen?«
    Wieder fahren sie schweigend, bis Evette fortfährt. Ihre Stimme hat sie jetzt wieder im Griff. »Er war immer anders, die ganze Kindheit hindurch. Er lief nicht herum wie ich und all die anderen Kinder. Wir saßen immer da und spielten Brettspiele … er war wirklich empfindlich. Ich meine nicht gefühlsmäßig empfindlich – obwohl er das auch war –, sondern körperlich. Allem gegenüber: Pestizide, Putzmittel und alles Mögliche. Er war empfindlich gegenüber, na ja, Dingen . Alltäglichen Dingen, die uns umgeben und die uns gar nicht wirklich bewusst sind: Computer, Mikrowellenherde, Fernseher, Wäschetrockner, Geschirrspüler, e-Helper … Unsere Mutter wollte ihn davor schützen, aber er hat einfach nicht auf sie gehört …«
    »Tut mir Leid.«
    Evette unterbricht ihren Redestrom. »Das ist wahrscheinlich mehr, als Sie wissen wollten. Ich weiß auch nicht, warum ich Ihnen das alles erzähle. Wahrscheinlich, weil ich bei diesem tagelangen Herumsitzen – angekettet an den Zaun – genug Zeit hatte nachzudenken.«

    Mandi sieht kurz zu Evette und will etwas sagen, aber da ist plötzlich etwas auf der Straße. Sie reißt das Steuer herum und kann gerade noch einen Zusammenstoß verhindern. Aufgrund der Kurve hat sie das tote Känguru, das auf der Straße liegt, fast zu spät gesehen. Sie hält an und steigt aus.
    »Können Sie mir helfen, den armen Kerl an den Straßenrand zu ziehen, bevor ihn noch jemand überfährt und es einen Unfall gibt«, ruft Mandi und schlägt die Tür zu.

    Während sie den großen Kadaver zum Bankett schleifen, bemerken sie, dass sich etwas im Beutel des Tieres bewegt. Mandi greift hinein und zuckt
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