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Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Titel: Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten
Autoren: Hermann Maurer
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eher?:) Wer nicht isst, soll auch nicht arbeiten!
    Alles, was jetzt Not tut, ist dies: dass die Regierungen und die Kirchen die Arbeitsfreien glücklich werden lassen. Dass sie ihnen nicht mehr erklären, der Sinn des Menschen stecke in der Arbeit. (sondern:) Dass das Nichtstun eine bessere Möglichkeit des Menschen darstelle als die Arbeit, die, wie sich herausstellt, von Maschinen besser, billiger und wunderbarer verrichtet werden kann.«
    Noch deutlicher wird Gruber ein bisschen später:
    »Ihr glaubt noch …, dass ihr um eure Arbeit kämpfen müsst. Das Gegenteil ist wahr – ihr müsst dafür kämpfen, dass ihr endlich arbeitslos werdet! Dass ihr menschenwürdiger leben könnt.«
    Dass Arbeit (im Sinne von Erwerbsarbeit) nicht für ein sinnvolles Leben notwendig ist, sagt Gruber an vielen Stellen:
    »(Die Arbeitgeber und) die Gewerkschafter haben es geschafft: Die Arbeit schmeckt so süß, dass eine Gesellschaft von Arbeitssüchtigen entstanden ist – die Arbeit Suchenden sind in Wahrheit Arbeitssüchtige!«
    »Die Arbeit gehört nicht zur Grundausstattung des menschlichen Lebens. Der Kern des Menschseins liegt in einem kurzen, aber ständigen Impuls: Leb! … Arbeit, Moral, Sozialität, Heimatlichkeit, Gemeinsamkeit, Gerechtigkeit …, das sind die Folgen des Impulses, aber nicht der Impuls selbst!«
    »Die Gewerkschaft arbeitet an der ‚Humanisierung‘ der Arbeit. Sie gibt (damit) … indirekt zu, dass Arbeit ein Übel (nämlich inhuman) ist … Die Arbeit darf nicht verbessert werden, sie muss abgeschafft werden … Sklaverei muss sein …, aber nicht unter den Menschen! Ich verkünde euch die neue, fröhliche Sklavengesellschaft: Alle Menschen sind Herren, alle Maschinen sind Sklaven.«
    Als Krönung der Ausführungen wird Arbeit mit einer bösen Seuche verglichen:
    »Der Tag muss kommen, an dem die Arbeit so verpönt ist wie die Pest … Die Pestsäulen, die ihr aufgestellt habt, aus Dankbarkeit, dass es vorbei war mit der Seuche, ihr könnt sie schleifen und an ihren Stellen die Arbeitssäulen errichten, aus Dankbarkeit, dass es aus ist mit der Arbeit, mit der Weltseuche Arbeit.«
    Natürlich sind obige Ausführungen (genau wie meine eigenen früheren) utopisch; in einer Welt, in der Arbeitslosigkeit für viele ein echtes psychologisches und auch finanzielles Problem ist, klingt manches schon fast mehr als zynisch. Aber all dies darf die Realität nicht verdecken: Zunehmende Automatisierung macht die menschliche Arbeitskraft für die Deckung der materiellen Grundbedürfnisse immer weniger notwendig. Nur wenn uns das bewusst ist, wird es uns auch gelingen, die notwendigen Umverteilungen und Umstrukturierungen in unserer Gesellschaft durchzusetzen, sodass alle Menschen davon profitieren. Und es wird verhindert, dass wir letztendlich in einer Situation sind, in der ein Drittel arbeitslos und arm ist, die anderen zwei Drittel mit mehrheitlich unnützer Pseudoarbeit ein gutes, aber gestresstes Leben führen.
    1.7 Der Generationenvertrag

    In vielen Ländern Europas wird von der Krise der Pensionssysteme gesprochen. Der Grund dafür ist, wie man immer wieder hört, dass der »Generationenvertrag« in Gefahr ist.
    Nach dem Generationenvertrag zahlen die jetzt Arbeitstätigen die Pensionen der Menschen, die sich schon im Ruhestand befinden. Wenn einerseits das Durchschnittsalter der Menschen ständig zunimmt, das Pensionsantrittsalter aber nicht oder nur sehr viel langsamer, und wenn gleichzeitig die Anzahl der Kinder pro Familie zurückgeht, dann zahlen immer weniger aktiv Tätige den Ruhestand von immer mehr Personen. Daher, so wird argumentiert, muss man »umdenken«: Man muss das Pensionsantrittsalter erhöhen und für mehr junge (arbeitende) Menschen sorgen und sei es eben durch Zuwanderung.
    Diese Argumentation ist aus zwei Gründen falsch und noch dazu äußerst gefährlich.
    Erstens: Ich erwarte nicht, dass ich in meinem Ruhestand von dann aktiv tätigen Menschen finanziert werde. Vielmehr habe ich 35–40 Jahre lang einen Teil meiner Bezüge für MEINE Pension eingezahlt und aus der so entstandenen Summe erwarte ich, dass ich meine Pension erhalte. Weil verschiedene Menschen verschieden lang leben, ist es zwar vernünftig, dass man diese Pensionsbeiträge in einen Topf legt, um damit einen Ausgleich zwischen länger und kürzer lebenden Menschen zu erreichen, aber die Pensionszahlungen haben nicht von den jetzt aktiven Menschen zu kommen, sondern aus dem, was sich die Ruheständler angespart
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