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Xperten 1.2 - Der Mindcaller

Xperten 1.2 - Der Mindcaller

Titel: Xperten 1.2 - Der Mindcaller
Autoren: Hermann Maurer
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Mitstudierenden.
    Als sie es am wenigsten erwartet, sich am wenigsten bemüht, ist ihre Einsamkeit auf einmal zu Ende. Sie blickt nach einem längeren Gespräch eines Tages in das strahlende Gesicht Kalinas, einer Mitstudentin, mit der sie schon mehrmals flüchtigen Kontakt hatte und weiß plötzlich, hier hat sie eine Freundin gefunden.
    Kalina öffnete für Aroha die Tür zu Welten erstaunlicher Musik, von denen Aroha nichts geahnt hatte, prächtige polnische Polonaisen, Horas, jenen in Rumänien noch immer verbreiteten Volkstänzen im 2/4 Takt, die in einem Kreis aufgeführt werden, schwedische Weberei- Lieder, alte französische Bourrees, die heute als Tänze nur noch in der Auvergne praktiziert werden, israelische Liebesduette und vieles mehr.
    Aroha findet diese neue Welt der Musik, besonders der volkstümlichen Tänze so aufregend, wie sie sich das früher nie hätte vorstellen können.
    Manche Musik löst in Aroha heftigste Bilder und Assoziationen aus. Der Klang einer aus Holz geschnitzten Note auf dem Taragot Dumitrus lässt vor ihrem Auge das Bild von schwarzen, gebückten Rücken entstehen, die versuchen, mit einfachen Hauen die sonnenverbrannte Erde Rumäniens zu lockern; einige Takte auf der Geige eines Zigeuners genügen, dass ihr Herz zu der Mutter fliegt, welche am Tage der Hochzeit um den ‚Verlust‘ ihrer Tochter trauert; ein paar Klänge griechischer Musik nach einem Schluck Wein und Aroha riecht das Feuer des selbst gebrannten Pflaumenschnapses bei einem Pfingstfest in Griechenland, sieht die knorrigen alten Olivenbäume im Wind, und hört den jungen Mann, der dramatisch  versucht, seine Eltern zu überzeugen, dass er in Amerika ein besseres Leben finden wird.

    An einem Sonntag machen Aroha und Kalina einen Ausflug zu den Küsten Waitakeres. Der Wind bläst vom Meer, das blonde Haar weht über den Schultern Kalinas, ihre Wanderung durch die Dünen und dann am Strand zur wechselnden Melodie des Meeres ist wie ein Tanz. Arohas Gefühl des Glücks, einen seelenverwandten Menschen gefunden zu haben, leuchtet wie eine Wellenkrone, wie die glitzernden Tropfen, wenn sich die Wellen am Rand der Sandbuchten auf den Klippen brechen.
    Es ist ein fehlerloser Tag, ein Tag ohne Makel. ‚Was für eine perfekte Stimmung, eine Stimmung, deren Erinnerung ich mir für immer bewahren muss.’ Aroha und Kalina lächeln stets im selben Moment, lachen über dieselben Kleinigkeiten, haben das Gefühl, die Gedanken der Freundin zu fühlen. Und die ganze Zeit spürt Aroha fröhliche Musik in ihrem Kopf, die von den Bassnoten der Brandung begleitet wird und vom Sopran der Vögel.
    Als sie sich am nächsten Tag in der Stadt treffen, ist Aroha noch voll von dem Erlebnis des gemeinsamen Ausflugs. Kalina erzählt mit Begeisterung und in vielen Details über eine Musikveranstaltung, die in wenigen Tagen in die Stadt kommen wird. Als sie schließlich aufbricht, bleibt Aroha mit einem leicht unangenehmen Gefühl der Überraschung zurück: Es wird ihr bewusst, dass Kalina den gestrigen Tag kein einziges Mal erwähnt hat, so als wäre er nie gewesen.

    Aroha schlägt ihrem Vater nach, und interessiert sich für die Naturwissenschaften. Kalina hingegen ist im Herzen eine Vollblutmusikerin. Sie spielt Flöte und Bassklarinette. Kalina erzählt Aroha von ihren Eltern in Polen. Ihr Vater ist Spezialist in osteuropäischer Musik, ihre Mutter gibt Tanzunterricht. Aroha lächelt innerlich: kein Wunder, dass Kalina mit Musik und Tanz so vertraut ist. Und nach den Erzählungen wird es Aroha auch klar, wo Kalina gelernt hat, dass man sehr hart arbeiten muss um erfolgreich zu sein!
    Im Winter lesen sie Bücher, während sie unter Bäumen sitzen und an Keksen knabbern. Wenn es nicht regnet, dann ist in Auckland auch der Winter warm genug um angenehm im Freien zu sitzen. Die meisten Bücher sind Vorschläge von Kalina, die sich nicht nur als Musikerin sondern auch als sehr belesen herausstellt, wobei sie wissenschaftliche und faktenorientierte Werke besonders schätzt. Als Ausgleich führt Aroha Kalina in die Welt von Zukunfts- und Fantasy-Romanen ein. ‚Der Herr der Ringe‘ gehört zu den gemeinsamen Lieblingsbüchern. Aroha kennt das Werk von früher, aber der Zauber des Buches entfaltet sich noch einmal, als Kalina die Bücher laut vorliest. Oft ignorieren sie den kühlen Wintersturm der durch die Baumwipfeln tobt, sitzen eng zusammen in wetterfesten Anoraks oder auch zusätzlich in eine Decke gehüllt und folgen Tolkiens Gestalten
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