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Xeelee 1: Das Floss

Xeelee 1: Das Floss

Titel: Xeelee 1: Das Floss
Autoren: Stephen Baxter
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dem beschleunigenden Tier weggewirbelt wurde. Rees beobachtete die Schule jetzt wesentlich aufmerksamer; durch die wirbelnde Bewegung konnte er ähnliche winzige Flammen brennenden Fleisches und Funken der abgestoßenen Masse erkennen. »Es sieht so aus, als ob die Wale sich auflösten, als ob ihr Luftwiderstand zu groß wäre… Vielleicht haben sie eine falsche Bahn um den Kern eingeschlagen, oder unsere Anwesenheit irritiert sie…«
    Hollerbach schnaufte ungehalten. »Sentimentaler Quatsch. Rees, diese Wale wissen viel besser, was sie tun, als wir.«
    »Aber warum brennen sie dann?«
    »Ich muß mich über dich wundern, Junge; du hättest es sofort sehen müssen, als du auf den Wal geklettert bist und seine schwammartige Außenhaut untersucht hast.«
    »Damals war ich mehr daran interessiert, herauszufinden, ob ich sie essen konnte«, kommentierte Rees trocken. »Aber…« Er ging es in Gedanken durch. »Du meinst, daß die Außenhülle den Zweck hat, abgestoßen zu werden?«
    »Genau! Die äußerste Schicht verbrennt und fällt ab. Eine der einfachsten und gleichzeitig wirkungsvollsten Arten der Abstrahlung der Wärme, die durch extremen Luftwiderstand verursacht wird… diese Methode hat auch in den Anfängen der bemannten Raumfahrt auf der Erde Verwendung gefunden, wie ich den Aufzeichnungen des Schiffes entnommen habe… Aufzeichnungen, die jetzt natürlich für immer verloren sind.«
    Plötzlich war die Außenwand der Brücke in einen Feuerball gehüllt, und die aus den Fenstern schauenden Passagiere wichen vor den Flammen zurück, die gerade ein paar Zentimeter vor ihren Gesichtern aufloderten.
    Es war so schnell vorbei, wie es gekommen war.
    »Das war allerdings eine ungeplante Ablösung«, sagte Rees grimmig. »Das war eine unserer Dampfdüsen. Soviel zur Höhensteuerung.«
    »Ah.« Hollerbach nickte bedächtig und runzelte die Stirn. »Das kam früher, als ich erwartet hatte. Ich hatte eigentlich die Hoffnung gehegt, sogar bei der dichtesten Annäherung noch bis zu einem gewissen Grad manövrieren zu können – an diesem Punkt kann der Kurs des Schiffes aber ohnehin am leichtesten korrigiert werden.«
    »Ich befürchte, daß wir uns von jetzt an mit dem behelfen müssen, was wir haben. Wir fliegen nun ohne Dampf, wie Pallis sich ausdrücken würde… Wir können nur hoffen, daß unser Kurs halbwegs richtig ist. Komm, wir sprechen mit den Navigatoren. Aber halte dich zurück. Wie die Situation auch immer aussieht, es besteht kein Grund zur Panik.«

    Die Mitglieder des Navigationsteams beantworteten Rees’ Fragen je nach ihrem Ausbildungs- und Tätigkeitsschwerpunkt. Die ehemaligen Floß-Wissenschaftler brüteten über Diagrammen mit Bahnkurven, die wie wirres Haar vom Kern abstanden, während die Boneys kleine Metallstücke in die Luft warfen, um ihre Flugeigenschaften zu testen.
    »Nun?« fragte Rees ungeduldig, nachdem er sich das einige Minuten lang angesehen hatte.
    Quid drehte sich zu ihm um und zuckte freudig die Achseln. »Wir sind noch zu weit draußen. Wer weiß? Wir müssen abwarten und sehen, was kommt.«
    Jaen kratzte sich am Kopf. Sie hatte sich einen Stift hinter das Ohr geklemmt. »Rees, wir befinden uns hier in einer fast chaotischen Situation. Weil wir schon weit vom Startpunkt entfernt waren, als wir die Kontrolle über das Schiff verloren haben, können wir nicht sagen, in welchem Ausmaß der letzte Abschnitt unserer Flugbahn noch von den Ausgangsbedingungen bestimmt wird…«
    »In anderen Worten«, folgerte Rees gereizt, »wir müssen abwarten. Großartig.«
    Jaen wollte protestieren, besann sich dann aber anders.
    Quid hieb ihm auf die Schulter. »Schau, es gibt rein gar nichts, was wir tun könnten. Du hast dein Bestes getan… und wenn schon nichts anderes, so hast du dem alten Quid wenigstens einen verdammt interessanten Ausflug beschert.«
    »Und mit dieser Beurteilung stehst du nicht allein, mein Boney-Freund«, ließ sich Hollerbach lauthals vernehmen. »Jaen! Ich vermute, daß du das Teleskop jetzt nicht mehr brauchst?«
    Jaen grinste.
    Es dauerte eine halbe Stunde, das Instrument neu auszurichten und zu fokussieren. Dann drängten sich Rees, Jaen, Hollerbach und Nead um den kleinen Monitor.
    Zuerst war Rees enttäuscht; der Bildschirm wurde von der dichten schwarzen Wolke aus Sternentrümmern ausgefüllt, die den eigentlichen Kern umgab. Ähnliche Bilder hatte man auch schon vom Floß aus beobachtet. Doch als die Minuten verstrichen und die Brücke in die Randzone der
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