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Wyrm. Secret Evolution

Wyrm. Secret Evolution

Titel: Wyrm. Secret Evolution
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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er zwischen den Zähnen hervor. »Ein ganz übles Gefühl …« Er ließ Maya los und starrte einen Moment wie benommen zu Boden, bevor er wieder hochsah und nun David fast flehend anblickte.
    David wollte ihn beruhigen und ließ es dann doch. In Nicos Augen war ein Flackern zu erkennen, das dort nicht hingehörte. Er und Jana hatten vorhin zurückgeblickt, in die Richtung, aus der ihre Verfolger kommen mussten; in das Durcheinander von schäbigen Mietskasernen und ungepflegten Reihenhäusern, die vor dem Hintergrund der nahen City mit ihren Wolkenkratzern, bunten Lichtreklamen und Sendemasten wie Fremdkörper wirkten. Was hatten sie dort gesehen, dass beide so außer sich waren?
    Â»Ein ganz übles Gefühl …«, wiederholte Nico noch einmal wie in Trance.
    Â»Was meinst du damit?«, fragte David jetzt, geradezu besorgt, was ihn selbst erschreckte.
    Nico schüttelte nur den Kopf, tauschte dann einen verzweifelten Blick mit Jana aus, woraufhin beide voller Angst einmal mehr in die Richtung zurücksahen, aus der sie gekommen waren.
    Nicos merkwürdiges Verhalten rüttelte an Davids sorgfältig gepflegtem Schutzpanzer, hinter dem er all das verbarg, was niemanden etwas anging; noch nicht einmal seine drei Freunde, die für ihn wichtiger als alles andere auf der Welt waren. Jana und Maya waren die einzigen Mädchen, denen er sich bis zu einem gewissen Grad anvertrauen konnte, und Nico mochte er schon allein deshalb, weil er ihn mit seinem ruhigen Charakter immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Aber so, wie er jetzt vor Aufregung zappelte: Das war doch nicht der Nico, den er kannte. Und schon gar nicht war es seine Art, ein Mädchen so unwirsch anzufahren, wie er es bei Maya getan hatte.
    Nicht, dass das Maya einschüchtern könnte. Als David in ihre Richtung sah, rieb sie sich zwar gerade die Oberarme, an denen Nico sie unnötig hart angepackt hatte. Aber sie tat es eher beiläufig, so als wäre sie mit ihren Gedanken schon wieder ganz woanders. Als sie Davids Blick bemerkte, huschte ein kleines Lächeln über ihre Züge, und sie erwiderte ihn mit schief gelegtem Kopf. Dabei blitzte es kurz in ihren Augen auf, bevor sie David auf einer Art zunickte, die ihn verwirrte. Typisch Maya eben. Bei jedem anderen Mädchen hätte er gedacht, dass es etwas von ihm wollte. Aber nicht so bei ihr, der härtesten Parcours-Läuferin der Stadt. Maya war hübsch und durchgeknallt, und David hatte in all den Jahren, die er sie nun kannte, noch nie bemerkt, dass sie sich ernsthaft für einen Jungen interessiert hätte.
    Ganz im Gegensatz zu Jana. Die interessierte sich sehr wohl für Jungen, leider immer nur für andere. Und in diesem Moment schien sie Davids Anwesenheit nicht einmal wahrzunehmen. Es versetzte ihm einen Stich, als er sie jetzt im Profil betrachtete, leicht nach vorne gebeugt wie ein scheues Reh, das Witterung aufgenommen hatte, oder eher wie eine Raubkatze, die auf die günstige Gelegenheit zum Angriff wartete.
    Während Maya von ihrer Statur her klein und zierlich war, war Jana fast so groß wie David. In seinen Augen glich ihr Profil dem einer klassischen Schönheit, einer antiken Göttin. So auch in diesem Moment, wie sie sich eine Strähne ihres lang herabfallenden, leicht gewellten Haares aus der Stirn strich. Und selbst noch, als sie plötzlich mit ihrer Hand nach oben schnellte, um dann mit ihren langen schlanken Fingern wie beiläufig über ihren Nacken zu wischen. Als sie ihre Hand wieder senkte, sah David, dass sie eine Mücke erwischt hatte, die nun zu Boden trudelte. Mit dem Hacken eines Fußes zerquetschte Jana sie, ohne dabei in ihrer Konzentration nachzulassen, die einzig und allein in Richtung City gerichtet war.
    Â»Wir müssen uns ein Versteck suchen«, murmelte Nico, ohne sich zu David umzudrehen.
    David zwang sich, seinen Blick von Jana loszureißen und einen klaren Gedanken zu fassen. »Also gut«, sagte er schließlich. »Lasst uns von hier verschwinden. Falls wir uns verlieren, treffen wir uns …«
    Janas Hand schnellte erneut in die Höhe, aber diesmal war es keine Mücke, die sie aufgeschreckt hatte. »Da sind sie!«, rief sie. »Seitenstraße auf 3   Uhr!«
    Sie und Nico zogen sich augenblicklich in den Hof zurück. Maya jedoch – typisch Maya eben – wirbelte herum, nahm Anlauf und sprang dann so
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