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Wuppertod

Wuppertod

Titel: Wuppertod
Autoren: Andreas Schmidt
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Jeder, der ihr nicht in den Kram passte, wurde
kurzerhand aus dem Weg geräumt.«
    »Beweise haben
wir, Sie haben die ganze Geschichte berichtet und Sie gestehen den
Mord an Sonja Tickmann«, resümierte Michael Eckhardt,
sprang vom Stuhl auf und wanderte nachdenklich durch sein
Büro. In der angrenzenden Redaktion bekam niemand etwas von
dem Gespräch mit. Nur gedämpft klangen die Stimmen der
Redakteure an ihre Ohren.
    Henrike Jochims
knüllte das Taschentuch zusammen, knetete darauf herum und
nickte. Die Lippen hatte sie zu einem schmalen Strich
zusammengepresst. »Ja«, sagte sie mit tonloser
Stimme.
    Eckhardt musterte sie
lange. Dann ging er zum Telefon und ließ sich mit dem
Polizeipräsidium verbinden. »Kommissar Norbert Ulbricht
bitte«, sagte er in den Hörer. »Ja, es ist
dringend.«

24. Kapitel
    Sie hatten sich einen
langen Tisch in Wuppertals ehemaligem Stadtschwimmbad reservieren
lassen. Das Brauhaus war gut besucht und im ersten Stockwerk hatte
sich eine gut gelaunte Gruppe versammelt. An diesem Samstagabend
gab es Grund zum Feiern.
    Allerdings auch Grund
zum Nachdenken. Es hatte mehrere Tote gegeben, und das alles nur,
weil eine einzige Person zu Reichtum gelangen wollte, nachdem sie
das von ihren Eltern geerbte Vermögen ausgegeben hatte und vor
dem Ruin stand.
    Sonja Tickmann war
tot, ihre Mörderin saß hinter Gittern. Lars Gemmering,
der Nachwuchsschauspieler, befand sich auf dem Wege der Besserung
und würde sicherlich bald wieder vor der Kamera stehen
können. Immerhin wurde er liebevoll von seiner Freundin
Kathrin Jungmann gepflegt. Die Bewohner einer WG in Wichlinghausen
hatten Pech - sie saßen noch in U-Haft, aber das würde
sich sicherlich bald ändern. Sie warteten bereits auf ein
Urteil des Richters.
    »Ich möchte
Ihnen noch einmal herzlich danken.« Dirk Burbach hatte sich
erhoben und hielt ein Glas Wupper Hell in der Hand, mit dem er
seinen Gästen zuprostete. »Sie haben meiner Frau
beigestanden, als ich außer Gefecht war, und geholfen, die
Täter dingfest zu machen.« Er umarmte seine Frau, die
Stefan einen nachdenklichen, fast wehmütigen Blick zuwarf.
Dann lächelte sie ihrem Mann zu. Längst schon hatte sie
ihm verziehen.
    Stefan lächelte
Michaela Heiger-Burbach freundlich zu und legte einen Arm um Heikes
Schulter. Sie saß neben ihm. Er wusste, dass er nur sie
liebte. Daran konnte auch eine Frau wie die Burbach nicht
rütteln.
    »Aus diesem
Anlass habe ich mich entschlossen, ein wenig zu feiern. Wir sind
relativ unbeschadet aus der Affäre herausgekommen und
können wieder beruhigt die Abende in unserem Haus
genießen.« Dirk Burbach umarmte seine Frau. Sie schien
zum ersten Mal seit langer Zeit wieder glücklich zu sein. Er
zeigte ihr die Zuwendung, die sie so lange vermisst hatte. Die
flüchtige Affäre, die er mit Sonja Tickmann gehabt hatte,
war Vergangenheit. Er hatte zugegeben, mit ihr geflirtet zu haben.
Mehr war nicht gelaufen -und sie glaubte ihm. Sollte sie sich
irren, wollte sie gar nichts anderes wissen.
    »Und nun«,
sagte der Anwalt und zupfte an seiner Krawatte herum, »nun
möchte ich das Wort weitergeben an Peer
Finke.«
    Alle Augen lagen auf
Peer, der sich eilig erhob, das dunkle Jackett zurechtzupfte und
sich räusperte. »Ja, meine Freunde«, begann er
seine kurze Ansprache. »Das Leben schlägt manchmal
Purzelbäume. Und so kam es, dass ich nach fast achtzehn Jahren
die Frau meiner Träume wiedertraf.« Peggy Bach, die
neben ihm saß, errötete. »Und um es kurz zu
machen, falls es demnächst zu einer Hochzeit kommt,
möchte ich euch alle schon mal dazu
einladen.«         
    Die Versammelten
applaudierten spontan und prosteten Peer und Peggy zu. Damit hatte
an diesem Abend niemand gerechnet. Die beiden waren also ein Paar.
Sie hatten sich zufällig wiedergetroffen, besser kennen und
schließlich auch lieben gelernt.
    Etwas später
erhob sich Heike. »Kommst du mal mit an die frische
Luft?«, flüsterte sie Stefan ins Ohr. Er blickte sie
fragend an.
    »Komm und lass
uns Sterne gucken. Zählen darf man sie nämlich nicht, das
bringt Unglück.« Sie zwinkerte ihm zu.
    »Na gut«,
lachte er und erhob sich. Gemeinsam verabschiedeten sie sich von
der Gesellschaft und verließen das Brauhaus durch den bodenlangen,
braunen Rundvorhang. Dann standen sie draußen. Die
Backsteinfassade war stimmungsvoll angeleuchtet und das
Stimmengewirr der Gäste drinnen drang nur noch gedämpft
an ihre Ohren.
    Arm in Arm standen sie
da und betrachteten den Himmel über
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