Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wuppertod

Wuppertod

Titel: Wuppertod
Autoren: Andreas Schmidt
Vom Netzwerk:
nicht verlieren wollte. Die Fachwelt
hatte ihm schon so viel Aufmerksamkeit geschenkt, dass er sich
hoffnungslos blamieren würde, wenn Wuppertod jetzt platzen
würde. Es musste einfach klappen.
    »Gut, Hanke.
Eine Woche. Ich setze hier vor Ort alle Hebel in Bewegung.«
Damit legte er auf. Er wollte nichts mehr hören.
    Erschöpft
wanderte er hinüber ins Schlafzimmer. Dort wartete die blonde
Cornelia auf ihn. Doch sie musste warten. Er musste sich einen Plan
zurechtlegen. Hier ging es nicht um irgendein Filmprojekt. Hier
ging es um seinen Film.
    Und er hatte bereits
eine Idee …
    * * *
    »Da ist er
wieder.« Dirk Burbach stand an der großen Fensterfront
im Wohnzimmer des Hauses. Er hatte die Hände in den Taschen
seines Anzuges versenkt und starrte hinaus in die Nacht.
    Das große
Grundstück grenzte an ein Waldgebiet im Wuppertaler
Süden. Nur ein schmaler Weg trennte das Grundstück vom
Haus. Hohe Tannen ragten in den Nachthimmel und wiegten sich im
Wind. Der Wagen stand ohne Licht vor dem
Grundstück.
    Seine Frau trat hinter
ihn, lehnte sich an ihn. Eine Sorgenfalte hatte sich auf ihrer
Stirn gebildet. »Wir sollten die Polizei rufen. Wer das auch
immer ist, er spioniert hier herum.«
    Michaela
Heiger-Burbach blickte zu ihrem Mann auf. Sie war
sechsunddreißig Jahre alt, hatte schulterlanges,
blondes Haar,
blaue Augen und war zwei Köpfe kleiner als ihr Mann. Sie trug
nichts als einen seidenen Kimono. Soeben hatte sie geduscht und war
eigentlich auf dem Weg ins Bett, als sie ihren Mann im Wohnzimmer
angetroffen hatte. Nachdenklich hatte er am Fenster gestanden und
hinaus in die Nacht geblickt. Das Auto stand seit geraumer Zeit vor
dem groß angelegten Grundstück. Man konnte aus der
Entfernung nicht erkennen, ob nur eine oder mehrere Personen in dem
Fahrzeug saßen. »Dirk«, flüsterte sie nun,
»ich habe Angst. Wir sollten etwas
unternehmen.«
    Er riss sich vom
Fenster los und musterte sie. »Vielleicht hast du Recht. Aber
es ist nicht verboten, mit seinem Wagen am Straßenrand zu
parken. Niemand kann ihm beweisen, dass er uns
ausspioniert.«
    »Hast du eine
Ahnung, wer das sein könnte?« Michaela Heiger-Burbach
kaute auf der Unterlippe, so wie sie es immer tat, wenn sie
überlegte. Ihr Mann war ein erfolgreicher Rechtsanwalt und
hatte als solcher sicherlich nicht nur Freunde. »Vielleicht
ist er ein Gegner einer deiner Klienten.«
    Jetzt musste Dirk
Burbach lachen. »Meinst du, er trägt sich mit
Rachegedanken?« Er schüttelte den Kopf.
    Sie zuckte die
zierlichen Schultern. »Möglich ist
alles.«
    Burbach
unterdrückte ein Gähnen und warf einen Blick auf die Uhr.
»Wir sollten ins Bett gehen«, schlug er vor. »Es
ist spät geworden.«
    »Und der
ungebetene Besucher da draußen?« Michaela
Heiger-Burbach deutete hinaus in die Nacht. Der schwarze Opel stand
noch immer dort. Täuschte sie sich, oder waren die Scheiben
abgedunkelt? Ein altes Modell, der Lack war stumpf, offenbar hatte
der Besitzer das Vehikel selbst mit der Rolle lackiert.
»Solange die Insassen keinen Fuß auf unser
Grundstück legen, sind wir und die Polizei
machtlos.«
    »Was denkst du,
werden sie tun, wenn wir das Licht löschen?« Michaela
Heiger-Burbach musterte ihren Mann. »Darauf warten sie doch
nur, jede Wette.« Sie schmiegte sich an ihn.
»Dirk«, sagte sie dann. »Ich habe Angst. Bitte
unternimm etwas.«
    »Gut«,
nickte Dirk Burbach. »Ich werde die Polizei anrufen.«
Er wandte sich zum Gehen, als das Telefon anschlug.
    »Ich geh schon
dran«, beeilte sich seine Frau zu sagen und rannte zum
Apparat. Sie meldete sich mit einem neutralen »Hallo«
und lauschte in den Hörer. »Ja«, sagte sie.
»Die bin ich. Er ist… was?« Ihre Unterlippe
bebte. Tränen sammelten sich in ihren Augen, jede Farbe war
aus ihrem Gesicht gewichen. »Unmöglich, nein, das darf
doch nicht …«, stammelte sie in das Telefon. »Oh
mein Gott … nein, natürlich nicht.« Sie
schüttelte den Kopf und sank weinend auf die Ledercouch, vor
der sie gestanden hatte. »Wo?« Jetzt nickte
sie.         
    Dirk Burbach
spürte, dass etwas ganz Schreckliches geschehen sein musste,
eilte zu ihr und drückte sie an sich.
    »Ja«,
sprach sie leise in den Hörer. »Ich komme.« Kurze
Pause, dann wieder ein Nicken. »Ja, kenne ich. Bis
gleich.« Sie drückte die rote Taste und legte das
schnür lose Gerät auf den Tisch.
    »Was ist denn
geschehen?«, fragte ihr Mann und strich ihr zart durch das
erhitzte Gesicht.
    Mit tränen
verschleiertem Blick sah sie zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher