Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wuppertod

Wuppertod

Titel: Wuppertod
Autoren: Andreas Schmidt
Vom Netzwerk:
eingefleischter
Junggeselle war.
    »Tut mir Leid,
Chef«, bedauerte Bock und zuckte die schmalen Schultern.
»Die Spur des Täters verläuft sich im
Sande.«
    »Sch…
schade«, bremste Ulbricht sich im letzten Moment. »Es
muss doch einen Hinweis geben.«
    »Wir haben
Zeugen, die kurz zuvor ein Taxi beobachtet haben. Die Kollegen
haben sich mit der Taxizentrale in Verbindung gesetzt. Dort kann
man uns sagen, wann welcher Wagen hier in der Gegend unterwegs war.
Vielleicht haben wir dann einen Hinweis.«
    »Ein Taxifahrer,
der seinen Fahrgast ermordet?« Ulbricht machte eine
ausladende Handbewegung. »Hier?« Er schüttelte den
Kopf. »Bock, wenn ich meinen prominenten Fahrgast - aus
welchem Motiv auch immer - umbringen will, dann fahre ich mit ihm
raus aus der Stadt, ins Grüne, wo mich niemand beobachten
kann.«
    »Zumindest
hätten wir mit dem Fahrer einen Zeugen.«
    »Ja«,
nickte Ulbricht. »Oder so.« Er hatte es gewusst: Bock
taugte zu nichts. Er war ein Klugscheißer.

3. Kapitel
    Ich habe es sofort
gewusst: Die Idee, einen Film in Ihrer Heimatstadt zu drehen, war
ein Schuss in den Ofen. Der Mord hätte nicht passieren
dürfen.« Hilmar Hanke tobte am anderen Ende der
Leitung.
    Mark Tickmann sah vor
seinem geistigen Auge, wie der beleibte Hanke mit einem Whiskyglas
in der beringten Hand durch die Wohnung am Münchener Stachus
marschierte wie ein ruheloser Tiger. »Dass Heiger
ausgerechnet hier in Wuppertal ermordet wurde, hat sicherlich
nichts mit der Stadt zu tun.« Tickmann saß im Pyjama am
gläsernen Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer. Der Blondine,
die spärlich bekleidet im Türrahmen lehnte, zwinkerte er
zu. Die einzige Beleuchtung im Raum war das Licht der
Schreibtischlampe. »Außerdem - wo wollen Sie Wuppertod
sonst drehen, wenn nicht hier in Wuppertal?«
    »Die Zeit
läuft, wie stellen Sie sich das vor?«, bellte Hilmar
Hanke, in Filmkreisen auch als »HiHa« bekannt, in den
Hörer. »Das Team reist morgen an, die Technik will
bezahlt werden. Jeder Tag, an dem wir nicht drehen, kostet mich ein
Vermögen.«
    »Danke für
die Belehrung«, erwiderte Tickmann trocken. Die Nachricht,
dass man seinen Hauptdarsteller Tim Heiger erschossen hatte, hatte
er über das Radio erfahren. Ein Schock für den
vierzigjährigen Regisseur, denn ihn hatte eine
langjährige Freundschaft mit Heiger verbunden. Nur in den
letzten ein, zwei Jahren war Tim Heiger etwas abgehoben. Aber so
war das mit den Schauspielern, wenn sie zu Geld und Ruhm gelangten.
Nichts war ihnen mehr gut genug.
    »Tickmann, ich
warne Sie: Wenn Sie den Drehplan nicht einhalten, werde ich Ihnen
den Geldhahn zudrehen.« 
    Mark Tickmann seufzte.
So etwas hatte er befürchtet. Es war schwer gewesen, Hanke als
Geldgeber und Produzenten zu gewinnen. Der Filmmogul aus
München saß förmlich auf dem Geld. Nur Tickmanns
Überredungskunst war es zu verdanken gewesen, dass Hanke ihm
das Budget für seinen neuen Film bewilligte. Die Nachricht von
Heigers Tod hatte sich wie ein Lauffeuer bis nach München
verbreitet. Und Hilmar Hanke, der zu Fettleibigkeit neigende
Produzent, den außer Geld nur teure Luxuskarossen und noch
teurere Frauen interessierten, sah sein Geld in weiter Ferne und
hatte sofort Tickmann angerufen.
    »Was wollen Sie
tun?« Mit einem sachlichen Briefing hatte das Telefonat
nichts zu tun. Hanke war ein Heißsporn, ein Choleriker. Kein
Mensch, mit dem man sachlich Probleme besprechen konnte.
    Mark Tickmann seufzte
erneut. Die Blondine löste sich vom Türrahmen, deutete in
Richtung Schlafzimmer und verschwand von der Bildfläche.
»Wir brauchen Ersatz.«
    »Ersatz?«,
blaffte Hanke. »Wie stellen Sie sich das vor? Unsere besten
Schauspieler sind über Jahre hinweg ausgebucht. Vergessen Sie
das Projekt, Tickmann. Es wird keinen Wuppertod
geben.«
    »Warten
Sie«, rief Tickmann, weil er fürchtete, dass Hanke
einfach auflegen würde. So schnell, wie er sich für ein
Filmprojekt begeistern konnte, so schnell zog er sich auch aus dem
Geschäft wieder zurück.
    »Was wollen Sie
tun?«, wiederholte Hanke entnervt.
    »Ich beschaffe
Ersatz. Geben Sie mir zwei Wochen.«
    »Das ist
lachhaft.« Hanke kicherte freudlos. »In zwei Wochen bin
ich pleite, wenn am Set nichts passiert.«
    »Zehn
Tage.«
    »Drei Tage. Sie
haben drei Tage und ich will gleichwertigen Ersatz. Keine
Billig-Mimen.«
    Tickmann
überschlug die Zeit im Kopf. Drei Tage, das war extrem kurz.
Er hoffte, dass die Casting-Agentur mitspielte. Es musste einfach
klappen, wenn er sein Projekt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher