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Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Sebastian Thiel
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Walther und blickte sich um. Rohn und Hugo waren nur wenige Meter entfernt, schossen um sich, als wollten sie eine Wand aus Kugeln aufbauen.
    »Nur wir vier noch?«, rief Nikolas.
    »Alle anderen sind tot«, antwortete Claire im selben Tonfall und sprintete weiter, bis sie an einer großen Treppe angelangt waren, welche in das Untergeschoss führte und mit einem Eisentor versperrt war. Sofort machte sich Hugo mit Sprengstoff daran, die Tür zu öffnen.
    »Mindestens noch ein Dutzend«, brüllte Rohn, der Stellung an einer Ecke eingenommen hatte und unnachgiebig auf die Soldaten schoss.
    »Laut unseren Plänen ist unten noch ein gesicherter Ausgang«, informierte Claire sie. »Wir müssen in die Forschungsräume, dort den Sprengsatz scharfmachen und dann unten raus. Haltet die Stellung!« Geschmeidig sprang sie neben Rohn und reihte sich sofort in die Verteidigung ihrer Position ein. Ihre Haare waren offen und hingen an ihrem Kopf herab.
    Dann wurde das Tor gesprengt. Hugo schnallte sich den Sprengsatz auf den Rücken, rief Claire etwas zu, die gemeinsam mit Rohn ihre Position verließ. Die beiden stürzten als Erstes die Treppe herunter.
    »Un cadeau«, sagte Hugo mit breitestem, diabolischem Grinsen, heftete zwei Pakete an die aufgesprengte Tür und zog Nikolas mit nach unten. Trotz seiner mangelhaften Französischkenntnisse wusste Nikolas, dass dieses ›Geschenk‹ für die herannahenden Soldaten tödlich sein würde.
    Dieser Teil des Gebäudes schien wie das komplette Gegenteil des opulenten, überirdischen Komplexes. Die nackten Wände erinnerten Nikolas an die Verhörräume der Avenue Foch. Auch hier war es lediglich eine karge Notbeleuchtung, die mit trübem Licht die Dunkelheit durchbrach. Der Gang kreuzte sich mehrmals, wodurch die verglasten Räume in Quadrate aufgeteilt waren. In geduckter Haltung schlichen sie voran. Rohn und Claire nahmen einen Gang, Nikolas und Hugo den parallel verlaufenden. Mit vorgehaltener Waffe spähte er durch das Glas. Die verschiedensten Kolben waren fein säuberlich an der Wand aufgereiht, dazu Mikroskope, Zentrifugen und etliche andere Geräte, die Nikolas nicht einordnen konnte.
    Nikolas und Hugo gingen zeitgleich ruckartig in die Knie und zuckten zusammen. Hugo drehte sein Gesicht zu Nikolas.
    Er lachte leise, zeigte dabei seine Zähne, als er hörte, wie sein Geschenk detonierte. Claire und Rohn ließen sich davon nicht beeindrucken und feuerten auf etwas, das Nikolas nicht ausmachen konnte. Geräuschlos bewegten sie sich in dem anderen Gang, wie Raubtiere auf der Jagd.
    Schnell und möglichst leise eilten Nikolas und Hugo weiter, bis sie an mehrere Räume gelangten, an denen besonders dringlich darauf hingewiesen wurde, dass dies ein strikter Sicherheitsbereich war. Nikolas überflog die Anzahl der Tische. Normalerweise würden hier bestimmt ein gutes Dutzend Sicherheitsbeamte darauf achten, dass den Aufforderungen der Schilder Folge geleistet wurde. Der Boden allerdings war übersät mit Leichen von erst kürzlich Verstorbenen. Nikolas und Hugo hatten sich voll auf den Hauptgang konzentriert und Claire und Rohn dabei außer Acht gelassen. Die beiden tauchten wie aus dem Nichts auf.
    »Ihr platziert die Bombe«, befahl Claire und drückte Nikolas den Rucksack des Franzosen in die Arme. »Wir halten die Stellung.«
    Schon konnte man weiteres Stimmgewirr ausmachen. Claire und Rohn teilten sich auf und verschmolzen im nächsten Moment mit dem schummrigen Licht. Hugo drückte Nikolas durch die stählerne Tür. Die länglichen Metallzylinder nahmen eine ganze Wand ein, unterteilt und farblich markiert nach Forschungsstadien. Er überflog die Beschriftungen. Ganz links die frühen Versuche, ganz rechts lagerten die Proben von Sarin-Beauté in Zylindern. Einen davon hatte Martin aus Mareks Bauch geholt. Die hohen Regale waren eingelassen in die Wand und boten Platz für etliche Sprengköpfe der Aggregat 4. Während Nikolas die Proben genauer musterte, machte sich Hugo am Rucksack zu schaffen. Er ließ sich nicht irritieren, als die ersten Schüsse aus dem Gang herauskrachten. Vorsichtig lehnte er den Rucksack an die Wand.
    »Dix minutes«, sagte Hugo mit tiefer Stimme und hielt ihm zur Verdeutlichung alle zehn Finger hin.
    Plötzlich blieb Nikolas’ Blick an etwas hängen. Für einen Moment meinte er, sich geirrt zu haben, als er auf das Regal ganz rechts zu ging. Vielleicht spielte ihm das flackernde Licht und das rauschende Adrenalin einen Streich. Oder vielmehr hoffte er es.
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