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Wozu wollen Sie das wissen?

Wozu wollen Sie das wissen?

Titel: Wozu wollen Sie das wissen?
Autoren: Alice Munro
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Held in einen Sterblichen, obwohl es immer noch Großtaten gibt. Eine bestimmte Stelle im Ettrick River wird zu »Will’s Leap«, um an einen Sprung zu erinnern, den er wagte, um für jemanden, der krank war, Hilfe herbeizuholen. Keine seiner Heldentaten brachte ihm jedoch Geld ein, und die Notwendigkeit, den Lebensunterhalt seiner Familie zu verdienen, vereint mit einem geselligen Naturell, scheint ihn veranlasst zu haben, sich gelegentlich als Alkoholschmuggler zu betätigen. Sein Haus liegt günstig, um den Schnaps in Empfang zu nehmen, der von Moffat über die Berge geschmuggelt wird. Überraschenderweise ist es nicht Whisky, sondern französischer Cognac, der zweifellos auf dem Solway Firth illegal ins Land gelangt – wie er es auch weiterhin tun wird, trotz der Anstrengungen, die der Dichter und Steuereinnehmer Robert Burns gegen Ende des Jahrhunderts dagegen unternahm. Phaup wird berühmt für Zechgelage oder zumindest für fröhliche Geselligkeiten. Der Name des Helden steht zwar immer noch für ehrenhaftes Verhalten und Großzügigkeit, aber nicht mehr für Nüchternheit.
    Bessie Scott stirbt noch jung, und wahrscheinlich haben die Gelage nach ihrem Tod begonnen. Die Kinder werden wohl in eine Scheune oder in ihre Schlafstellen auf dem Dachboden des Hauses verbannt worden sein. Es scheint jedoch weder schwere Gesetzesverstöße noch Verlotterung gegeben zu haben. Der französische Cognac mutet allerdings im Lichte der Abenteuer, die auf Will in reifem Alter zukommen sollten, harmlos an.
     
    Er ist draußen in den Bergen, der Tag neigt sich zum Abend, und er hört immer wieder ein Geräusch, das wie Geschwätz und Gekicher klingt. Er kennt alle Laute, die aus den Kehlen von Vögeln dringen, und er weiß, dies kann kein Vogel sein. Es scheint aus einer tiefen Senke ganz in der Nähe zu kommen. Also schleicht er sich leise, leise an den Rand der Senke, legt sich flach auf den Bauch und streckt nur den Kopf weit genug vor, um hinunterschauen zu können.
    Und was sieht er dort unten anderes als eine muntere Schar seltsamer Wesen, alle ungefähr so groß wie zweijährige Kinder, nur, dass es keine Kinder sind. Sondern feine, ganz in Grün gekleidete Weiblein. Und alle höchst geschäftig. Die einen backen Brot in einem winzigen Ofen, die anderen schenken aus Fässchen Glaskrüglein voll, und wieder andere richten einander die Haare, alle summen und trällern vor sich hin, ohne aufzuschauen, keines hebt den Kopf, ein jedes hat nur Augen für sein Gewerk. Doch je länger er ihnen lauscht, desto mehr vermeint er, etwas Altbekanntes zu hören. Und es wird immer klarer und deutlicher – das Zwitscherliedchen der Weiblein. Schließlich ertönt es klar wie eine Glocke.
    Will O’Phaup. Will O’Phaup. Will O’Phaup.
    Sein eigener Name ist in ihrer aller Munde. Das Liedchen, das ihm anfangs so lieblich klang, hört sich nun ganz anders an, voller Gelächter, aber das ist kein sittsames Gelächter. Es treibt Will den kalten Schweiß auf den Rücken. Und gleichzeitig fällt ihm ein, dass dies der Abend von Allerseelen ist, jene Zeit des Jahres, zu der diese Wesen mit einem jeden Menschen treiben können, was immer ihnen beliebt. Also springt er auf und nimmt die Beine in die Hand, rennt den ganzen Weg bis nach Hause schneller, als irgendein Teufel ihn jagen kann.
    Den ganzen Weg über hört er das Liedchen von
Will O’Phaup, Will O’Phaup
dicht hinter seinen Ohren, nie wird es schwächer oder leiser. Er erreicht sein Haus und stürzt hinein und verriegelt die Tür und schart alle seine Kinder um sich und beginnt zu beten, so laut er kann, und solange er betet, vermag er nichts zu hören. Doch wehe, wenn er kurz innehält, um Atem zu schöpfen, da kommt es im Schornstein herunter, da dringt es durch die Türritzen, und es wird immer lauter, indes die Wesen gegen sein Gebet ankämpfen, und er wagt nicht, aufzuhören, bis er Schlag Mitternacht ausruft: O Herr, erbarme dich!, und verstummt. Und von den Wesen ist nichts mehr zu hören, kein Laut. Die Nacht ist so still wie nur irgendeine, und der Frieden des Himmels liegt über dem ganzen Tal.
     
    Dann ein andermal, im Sommer, aber um die dunkelnde Abendstunde, ist er nach dem Einpferchen der Schafe auf dem Heimweg und meint, in der Ferne einige seiner Nachbarn zu sehen. Ihm kommt der Gedanke, dass sie wohl von der Kirmes zurückkehren, denn es ist der Tag der Moffat-Kirmes. Also will er die Gelegenheit ergreifen, sie anzusprechen und zu erfahren, was es an Neuigkeiten
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