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Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Titel: Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Franziska Steinhauer
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Reaktion zurück.
    In der Mitte der Stirn klaffte ein tiefes
Loch, die Tote starrte die Betrachter aus leeren Augenhöhlen an, die Nase und Ohren
waren abgetrennt, der Mund leicht geöffnet. Und die Zunge fehlte!
    »Teufel auch!«, zischte Nachtigall.

5
     
    Im Büro herrschte Schweigen.
    An der Pinnwand hingen die Fotos vom Fundort
des Opfers, schlaglichtartig beleuchtetes Grauen.
    »Meinst du, sie war tot, bevor er …«, Skorubskis
Satz blieb unvollendet.
    Nachtigall räusperte sich, ehe er antwortete:
»Dr. Manz wollte sich nicht endgültig festlegen. Nach der Obduktion wissen wir mehr.
Der Schlag wurde von hinten geführt – war wahrscheinlich unmittelbar tödlich. Ich
glaube, die Verstümmelungen wurden erst danach vorgenommen.«
    Er drehte sich zu seinen Kollegen um.
    »Michael, haben wir eine vermisste Person,
deren Beschreibung auf das Opfer passt?«
    »Nein, aber im Grunde ist es noch zu früh.
Wenn sie heute Abend nicht nach Hause gekommen ist, möglicherweise allein wohnt,
dann ist ihr Verschwinden noch gar nicht aufgefallen.«
    »Und falls sie illegal hier war, wird sie
wohl auch niemand vermisst melden«, stellte Skorubski lakonisch fest.
    »Wir werden die Presse einschalten. Du hast
doch einen Freund, der aus entstellten Gesichtern passable Vermisstenfotos erstellen
kann, nicht wahr?«
    »Ja, habe ich.« Michael Wiener machte sich
eifrig eine Notiz. »Ich rufe ihn nachher gleich an. Aber diesmal ist es nicht halb
so schwierig wie beim letzten Auftrag.«
    »Er hat ihr die Augen ausgestochen, die
Nase, die Ohren und die Zunge amputiert«, murmelte Nachtigall nachdenklich. »Für
mich sieht das so aus, als sollte sie bestraft werden. Wegen zu großer Neugier zum
Beispiel.«
    »Das ist aber ziemlich weit hergeholt. Bestimmt
wollte der Täter uns nur die Identifizierung so schwer wie möglich machen«, widersprach
Albrecht Skorubski.
    »Aber die Zunge? Wie passt …«
    Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet
und Emile Couvier, Fachmann für operative Fallanalysen beim LKA Brandenburg, schob
seinen Kopf hinein. »Darf ich?«
    »Emile!«
    Nach der allgemeinen freudigen Begrüßung
blieb der Profiler vor der Pinnwand stehen und betrachtete die Fotos lange schweigend,
bevor er sich zu den anderen an den Tisch setzte.
    Albrecht Skorubskis Augen wanderten von
Nachtigall zu Couvier und wieder zurück. Seltsam, dachte er, jetzt haben sie schon
so oft miteinander gearbeitet, sind über Jule auch privat verbunden und begegnen
sich immer noch wie Fremde. Er schüttelte unmerklich den Kopf.
    »Diesmal wurde ich euch direkt geschickt.
Offensichtlich möchte man den Fall so schnell wie möglich aufgeklärt wissen. Und
damit man sich nachher nicht nachsagen lassen muss, es seien nicht alle Ressourcen
genutzt worden, steht euch jetzt ein Mann mehr zur Verfügung. Na ja, eigentlich
ein halber. Ich arbeite gerade an einem Entführungsfall mit, werde aber hier sein,
wann immer es sich einrichten lässt.« Couvier sah in die Runde.
    »Prima, dass du uns verstärkst – wir arbeiten
immer gerne mit dir zusammen.« Michael Wiener war ehrlich erfreut.
    »Habt ihr denn schon irgendwelche Erkenntnisse?
Ich war schon hinter der Klosterkirche und habe mir das Gelände dort angesehen.
Viele Tatspuren wird es wohl nicht zu finden geben. Der Regen hat ganze Arbeit geleistet«,
erzählte Couvier.
    »Ja – ich fürchte auch, dass es keine Fußabdrücke
oder Faserspuren zu entdecken gibt«, bestätigte Nachtigall. »Aber wir wissen nach
der Obduktion sicher mehr über den möglichen Tathergang. Der Arzt meinte, die Verletzung
könne von einem Schwert stammen. Damit wäre die Waffe immerhin ungewöhnlich. Der
Zeuge, Jakob Stegmann, hat weder auf dem Weg über den Klosterkirchplatz noch beim
Finden der Leiche jemanden bemerkt. Niemand ist geflohen – im Gegenteil. Er betonte
immer wieder, wie schrecklich die Situation war, allein mit einer Toten.«
    »Er hat also nichts gesehen. Schade!«, murrte
Skorubski unwillig.
    »Hm. Der Täter hat sein Opfer nur oberflächlich
versteckt. Die Leiche wurde nicht entkleidet. Die Tasche fehlt. Sie wurde verstümmelt.
Hm.« Emile Couvier knetete sein Kinn. »Habt ihr denn die amputierten Körperteile
gefunden?«
    »Nein, bisher noch nicht.«
    Schweigen breitete sich am Tisch aus.
    Sollten sie es tatsächlich mit einem Trophäensammler
zu tun haben?
    »Nun, vielleicht werden sie ja noch irgendwo
im Gebüsch entdeckt. Es muss sich nicht um einen Täter handeln, der sich den Nervenkitzel
der Tat damit
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