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Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Titel: Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Franziska Steinhauer
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schillerndsten Farben ausgemalt.
    Nachtigall schob sich aus dem Becken und
duschte das Salz ab. Es war einfach nicht fair. Er trieb doch Sport – fast regelmäßig.
    Er sah an sich herunter.
    Die schwarze Badehose konnte ihre schlank
machende Wirkung nicht gänzlich entfalten, stellte er fest.
    »Herr Nachtigall?«
    Unvermittelt stand einer der Schwimmmeister
neben ihm.
    »Ja?«
    »Stimmt doch, nicht wahr? Der Herr am Telefon
meinte: zwei Meter groß, nicht ganz schlank, mit Zopf und schwarzer Badehose. Sie
waren leicht zu finden«, der junge Mann musste den Kopf weit in den Nacken legen,
um zu Nachtigall aufzusehen. Seine Augen glänzten vor Stolz.
    »Gut, Sie haben mich also gefunden. Und
nun?«
    »Oh – äh, ja. Telefon für Sie.«
    In der gläsernen Kanzel neben dem Bewegungsbecken
reichte er dem Hauptkommissar ein schnurloses Telefon.
    »Nachtigall!«
    »Hier Peddersen. Wir haben eine weibliche
Leiche im Park. Hinter der Klosterkirche, über den Platz, durch den Durchgang, gleich
links. An der Unnatürlichkeit ihres Todes besteht kein Zweifel, meint der Arzt.«
    »Na gut. Dann sperren Sie alles ab. Rufen
Sie bitte schon das Team zusammen. In etwa 40 Minuten bin ich da.«
    »Wir haben schon ein Zelt errichtet – aber
durch den Regen wird es schwer werden, überhaupt irgendwelche Spuren zu sichern«,
meinte Peddersen illusionslos und legte auf.
    Albrecht Skorubski, Michael Wiener und das
Team des Erkennungsdienstes würden sicher schnell am Tatort eintreffen, überlegte
der Hauptkommissar und nickte dem Schwimmmeister zum Abschied zu. Nachtigall duschte
zügig und zog sich rasch an. Während er die Haare trocknete, warf er einen Blick
in den Spiegel und fand, in seinen schwarzen Jeans, dem schwarzen Rollkragenpullover
und der ebenfalls schwarzen Jacke sah er richtig gut aus.
    Kein bisschen zu dick!
     
    Am Fundort herrschte hektische Betriebsamkeit.
    Mehrere Streifenwagen standen mit zuckendem
Blaulicht auf dem Klosterkirchplatz, einige der Mannschaftswagen mit der Aufschrift
›Kriminalpolizei‹ waren unübersehbar auf der schmalen Zufahrt zur Jugendherberge
geparkt, das rot-weiße Absperrband der Polizei knatterte im lebhaften Wind, der
den Regen über die freie Fläche peitschte, und einige Teams waren mit der Sicherung
eventueller Spuren beschäftigt. Das gesamte Areal wurde von gleißendem Scheinwerferlicht
ausgeleuchtet.
    Eine Handvoll Beamte versuchte neugierige
Passanten zu verscheuchen und andere, die ängstlich nachfragten, was denn geschehen
sei, zu beruhigen. Außerhalb der Absperrung konnte man Gestalten erkennen, die eifrig
mit Handys oder professioneller Ausrüstung fotografierten.
    Peter Nachtigall, noch vom warmen Wasser
der Therme erhitzt, zog seinen Schal enger um den Hals und schloss den obersten
Knopf seiner Jacke.
    Für eine Erkältung war nie der richtige
Zeitpunkt.
    Albrecht Skorubski ging weit vornüber gebeugt,
als versuche er, unter dem beißenden Wind und den harten Tropfen hindurchzutauchen.
    Nachtigalls Augen suchten nach Michael Wiener.
Er entdeckte den jungen Kollegen etwas abseits, offensichtlich im Gespräch mit einem
Zeugen. Dabei hielt er sich die Haare aus dem Gesicht, die der Wind beharrlich über
seine Augen blies.
    »Da ist Michael. Komm!«
    Er wies Albrecht Skorubski den Weg. Durch
den Regen hatten sich der Pfad wie die angrenzende Rasenfläche in einen schlüpfrigen
Grund verwandelt und forderte ihnen eine gewisse Geschicklichkeit ab. Nachtigall
runzelte die Stirn. Viele verwertbare Spuren würde es hier wohl nicht zu sichern
geben, Peddersen hatte die Situation richtig eingeschätzt.
    »Da seid ihr ja!« Michael Wiener unterbrach
sein Gespräch sofort und stellte vor: »Das ist Jakob Stegmann. Er hat das Opfer
gefunden.«
    »Wo ist sie?«, fragte Nachtigall und nickte
dem Zeugen kurz zu. »Herr Stegmann, bitte erzählen Sie dem Kollegen Wiener jede
Kleinigkeit. In dieser Phase ist wirklich alles von Bedeutung, was Sie uns sagen
können.«
    »Das Opfer liegt dort drüben«, Michael Wiener
wies auf die Reste der Stadtmauer. »Unter einem Busch, ganz nah an der Mauer. Dr.
Manz ist noch dort.«
    »Ausgerechnet«, schimpfte Peter Nachtigall
mürrisch. Er war schon einmal mit diesem Arzt aneinandergeraten, der sein Empathievermögen
als Schwäche auslegte. Nun gut, das war nicht zu ändern.
    »Wissen wir schon irgendetwas über die Tote?
Name, Adresse?«
    »Nein. Ihre Tasche ist verschwunden, falls
sie eine bei sich trug«, gab Michael Wiener achselzuckend zurück. »Keine
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