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Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Titel: Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Franziska Steinhauer
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bestätigte auch Michael Wiener.
    »So – nun lasst uns mal die losen Enden
der Fäden verknoten!«, forderte Nachtigall ruhig. »Wir werden alles aufklären und,
wenn es eine gibt, die Verbindung nach Freiburg beweisen. Aber das geht nur, wenn
wir den Fall nachvollziehbar lösen. Sonst sind alle Beteiligten schneller wieder
auf freiem Fuß, als wir die Protokolle tippen können.«
    Er stand auf und trat an die Pinnwand.
    »Claudine Caro reiste legal ein. Im Gepäck
hatte sie auch Schutzzauber und Fotos von Frauen, die aus den Dörfern der Umgebung
geflohen sind. Sie kam zum Studieren, wollte aber nebenbei das Schicksal der Frauen
in Erfahrung bringen, wollte sehen, ob es ihnen gut geht, ihre Träume wahr wurden.
Doch kaum hier, stellt sie fest, dass viele dieser geflohenen Frauen zur Prostitution
gezwungen werden. Immer wieder hat man uns erzählt, sie habe ›das Herz einer Löwin‹,
sei ›mutig und entschlossen‹, wollte erst ›danach‹ eine feste Beziehung eingehen.
Ich glaube, sie hatte beschlossen, diese Frauen zu befreien, versuchte, an Informationen
über den Schlepperring zu kommen. Da, wo sie ›nur‹ mit Menschen zu tun hatte, war
sie eine mutige Löwin, Angst hatte sie vor den Dämonen, die man hinter ihr her hetzte,
um sie zu zwingen, die Suche zu beenden.«
    »Aber sie machte weiter – weil eine ihrer
Freundinnen auch in die Fänge dieser Organisation geraten war«, Wiener fuchtelte
aufgeregt mit den Armen durch die Luft. »Serafine!«
    »Genau. Serafine. In erster Linie ging es
bestimmt um die Befreiung der Freundin – doch Claudine wollte mehr. Sie hatte sich
vorgenommen, den ganzen Handel zu unterbinden.«
    »Dann hat Serafine uns belogen? Die beiden
hatten sehr wohl Kontakt miteinander«, stellte Wiener fest.
    »Moment! Moment! Bis hierher kann ich noch
folgen. Claudine Caro wird von einem gedungenen Killer ermordet, um sie für immer
zum Schweigen zu bringen und die miesen, aber lukrativen Geschäfte ungestört fortsetzen
zu können. Denkbar, dass die Hintermänner sogar hofften, der Mord an einer Schwarzen
würde den deutschen Rechten zugerechnet«, Skorubski fuhr sich nachdenklich übers
Kinn. »Aber dann muss irgendetwas gründlich schiefgegangen sein.«
    »Oh, ja. Und ich habe lange darüber gegrübelt,
was das gewesen sein konnte. Emile hatte bei einer der Besprechungen etwas erwähnt,
das mir wichtig vorkam, doch es fiel mir nicht mehr ein. Aber nun weiß ich, was
der Täter suchte. Einen Schlüssel. Der ist flach und klein genug, unter einem Teppich
versteckt zu werden.«
    »Was, die Studenten starben wegen eines
Schlüssels?«
    »Ja. Claudine muss irgendwann einmal erwähnt
haben, sie habe alles aufgeschrieben und sicher verschlossen. Der Mörder brauchte
den Schlüssel, um in Besitz der brisanten Unterlagen zu kommen. Wahrscheinlich ging
er davon aus, sie trüge ihn bei sich. Als er ihn nach dem Mord bei ihr nicht fand,
folgerte er daraus, sie müsse ihn weitergegeben haben.«
    »Und das führte ihn zu den Studenten.«
    Es klopfte.
    »Im Haus wurde weder eine lebendige noch
eine tote Person aufgefunden. Die Kollegen haben alles abgesucht, sogar den Teich
sondiert und die Hundehütten im Zwinger unter die Lupe genommen. Es ist niemand
mehr auf dem Gelände«, informierte ihn ein Beamter in Uniform und zog sich sofort
wieder zurück. Nachtigalls ›Danke‹ hörte er schon nicht mehr.
    »Michael, hast du die ›persönlichen Schützer‹
erreicht?«
    »Nein. Ich weiß nur, dass Kristina Morgental
und Kirk Damboe ins Klinikum gefahren sind, um Norbert Grundmann zu besuchen. Das
war die letzte Meldung, die wir bekommen haben. In der Klinik müssen die Beamten
ihre Handys ja ausschalten, und das Stationstelefon war ständig besetzt!«
    »Dann probier es jetzt noch mal!«
    Wiener lief in den Nebenraum.
    »Nun, wo die Strukturen nicht mehr existent
sind, wird der Mörder wohl kaum noch einmal zuschlagen«, murrte Skorubski. »Und
bis auf die Sache mit dem Schlüssel haben wir ja alles schon gewusst«
    »Den Schlüssel hat Heide Fischer, da bin
ich mir inzwischen sicher. Doch der Mörder weiß das nicht – und er weiß möglicherweise
auch nicht, dass wir das Versteck der Frauen gefunden haben. Also könnte seine Suche
weitergehen.«
    Skorubski stöhnte. »Daran habe ich noch
gar nicht gedacht.«
     
    Die Tür öffnete sich, und Michael Wiener schob Heide Fischer
ins Büro.
    »Haben Sie den Mörder gefasst?«
    »Nein, noch nicht. Aber Sie haben einen
Schlüssel für mich«, entgegnete
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