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Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Titel: Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Franziska Steinhauer
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Klinikum drei Beamte, zwei Freunde,
einen Arzt und ein Krankenzimmer, das er nicht betreten durfte. Mit wenigen Sätzen
war erklärt, was vorgefallen war.
    Zerknirscht berichtete Kirk Damboe von seinem
Gespräch mit Norbert. Er habe doch nicht ahnen können, dass der alles so ernst nehmen
würde, beteuerte er immer wieder. Es sei ihm doch nur darum gegangen, Norbert vor
Augen zu führen, dass er selbst auch nicht frei von Vorurteilen gegen Schwarze war
und sich inzwischen auch unter ihnen dreien Misstrauen breitgemacht habe.
    Der Arzt funkelte die Freunde wütend an.
»Was haben Sie sich nur dabei gedacht! Ihr Freund hatte heute Morgen eine OP, er
hat sich von der Narkose noch nicht vollständig erholt, ganz zu schweigen vom Schock,
den er bei dem Überfall zweifelsohne erlitten hat. Und da kommen Sie hierher und
behaupten, Sie wollten ihn töten, Sie seien der Studentenkiller.«
    »Aber sehen Sie, genau das habe ich ja gar
nicht getan! Norbert hat es nur geglaubt – weil ihm plötzlich Zweifel an meiner
Unschuld kamen. Nur weil ich schwarz bin! Er war sich mit einem Mal völlig sicher,
der Mörder säße an seinem Bett. Ich habe nur nichts unternommen, um den Irrtum aufzuklären.
Und als ich es tun wollte, war es schon zu spät.«
    »Du bist aber auch ein hirnrissiger Idiot!«,
beschied ihm Kristina. »Um ein Haar hättest du ihn tatsächlich umgebracht. Mann!«
    »Du kannst ganz still sein! Du hast doch
überhaupt erst mit der Diskussion angefangen. Als du rausgingst, setzte bei ihm
das Denken ein. Er hat auch an dir gezweifelt. Er fühlte sich auf einmal von Mördern
umgeben«, rechtfertigte sich Kirk Damboe.
    »So! Damit ich jetzt auch verstehe, was
hier passiert ist: Könnte wohl jemand erklären, was vorgefallen ist?«, mischte sich
Skorubski ein, der ratlos zwischen den Diskutanten stand.
    »Das übernehme ich!«, entschied der Stationsarzt.
»Und Sie beide halten den Mund! Mit Ihnen bin ich noch nicht fertig!«, schnappte
er in Richtung der beiden Freunde, die sich sichtlich unbehaglich fühlten.
    »Herr Grundmann hatte Besuch von seinen
Freunden. Sie unterhielten sich, und das Gespräch eskalierte. Herr Grundmann gewann
offensichtlich die Überzeugung, er solle nun endgültig ermordet werden, und erlitt
einen schweren Schock. Kreislaufversagen, Bewusstlosigkeit. Zum Glück hat einer
Ihrer Beamten sofort erkannt, dass es dem jungen Mann schlecht ging, und alarmierte
eine Schwester. Herr Grundmann ist nun auf dem Weg der Besserung.« Er sah die Freunde
an. »Aber von Ihnen bekommt er in der nächsten Zeit keinen Besuch mehr! Dafür werde
ich sorgen!«
    »Es war demnach kein Mordanschlag. Gut.
Der persönliche Schutz wird weiter aufrechterhalten – der Mörder ist noch nicht
gefasst«, meinte Skorubski warnend, und zu den Freunden sagte er: »Solche ›Spielchen‹
sind gefährlich. Dafür ist die Situation viel zu ernst, und es bringt unsere Ermittlungen
keinen Schritt voran. Sie müssen sich weiter vorsehen!«
     
    Vor dem Klinikum schaltete er sein Handy ein und versuchte,
Nachtigall zu informieren.
    Er konnte den Freund nicht erreichen.
    Auch Michael Wiener wusste nicht, wo er
sein könnte.
    Mit einem Schmunzeln schob Skorubski das
kleine Telefon wieder in die Hosentasche zurück. Bestimmt war Peter mit den geheimen
Vorbereitungen für die Hochzeit beschäftigt, freute er sich. Nun, wo der Fall so
gut wie abgeschlossen war, würde auch nichts mehr den Terminplan gefährden.
    Doch Albrecht Skorubski irrte sich.

73
     
    Peter Nachtigall blieb in diesem Moment keine Zeit für
private Überlegungen. Seine Gedanken konzentrierten sich auf Heide Fischer.
    Wohin konnte sie gegangen sein?
    »Ich hätte den Kollegen fragen sollen, ob
sie mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs ist«, murmelte er ärgerlich vor sich hin.
    Hektisch sah er sich um.
    Mit raumgreifenden Schritten überquerte
er den Parkplatz und erreichte die Ecke am Bonnaskenplatz. Wohin war Heide Fischer
gegangen? In Richtung Uni? Unwahrscheinlich. Was sollte sie dort wollen? Am ehesten
doch nach Hause oder zur Arbeit. Vielleicht wollte sie aber auch ihre Probleme mit
einer Freundin besprechen?
    Als er schon aufgeben wollte, entdeckte
er sie auf dem Weg zur Ebertstraße. Zu Fuß. Er beschloss, ihr zu folgen. Dabei konnte
er auch gleich feststellen, ob ihr außer ihm noch jemand auf den Fersen war.
    Sie nahm einen seltsam verschlungenen Weg,
vorbei an den neuen, modernen Altstadtkneipen, dann einmal um den Altmarkt und wieder
zurück in Richtung Uni.
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