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Worm

Worm

Titel: Worm
Autoren: Mark Bowden
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Kunststück, sechs Astronautenteams von der Erde auf den Mond und wieder zurück zu bringen.
    Die meisten Beobachter waren vollauf mit den unmittelbaren Wunderdingen beschäftigt, die dank der Computer nun plötzlich möglich waren; nur ein paar neugierige Köpfe dachten über das weitere Potenzial der Rechenmaschinen nach. Die Wissenschaftler an der ARPA , J. C. R. Licklider, Bob Taylor und Larry Roberts, die später von Katie Hafner und Matthew Lyon in ihrem Buch Where Wizards Stay Up Late porträtiert wurden, waren überzeugt, dass der Computer eines Tages die perfekte Ergänzung zur menschlichen Intelligenz sein könnte, dass er dem Menschen gewissermaßen auf der Schulter sitzen und in Sekundenbruchteilen Verbindungen ziehen könnte, die von selbst zu ziehen das Wissen, die Erfahrungen oder das Erinnerungsvermögen der allermeisten Menschen nicht ausreichten, dass er Menschen und ihr Wissen überall auf der Welt in Echtzeit verbinden und per Knopfdruck Analysen von Konzepten bereitstellen könnte, die früher Jahrzehnte mühseliger Forschungsarbeiten erfordert hätten. Zuerst ging es nur darum, Daten zwischen den verschiedenen Forschungslabors auszutauschen, aber von der Idee des Datenaustauschs war es nur ein kleiner Schritt hin zu der Idee, auch Ressourcen zu teilen , sprich Forschern in einem Labor Zugriff auf die speziellen Fähigkeiten und Bibliotheken der Computer in anderen Forschungszentren zu ermöglichen. Warum auf dem eigenen Mainframe ein Programm neu erfinden, wenn es anderswo bereits lief? Der notwendige erste Schritt in dieser Richtung bestand in der Verknüpfung der Mainframes. Es galt, einen Weg zu finden, die auf Universitäten und Forschungszentren verteilten, isolierten Computerinseln zu einem funktionellen Ganzen zu verweben.
    Es gab Widerstände. Einige Mainframe-Betreiber fühlten sich in ihrer Abgeschlossenheit privilegiert und selbstzufrieden und versprachen sich wenige oder keine Vorteile davon, ihre Ressourcen mit anderen zu teilen, zumal in den großen Labors schon damals ein heftiger Konkurrenzkampf um Rechenzeit auf den Computern herrschte. Warum sich noch mehr Konkurrenz aus anderen Labors ins Haus holen? Außerdem sprach jeder Mainframe seine eigene Sprache und stammten viele von konkurrierenden Herstellern. Wie viel Zeit, Aufwand und kostbare Rechenkraft würde es also kosten, eine reibungslose Kommunikation zu gewährleisten? Der erste große konzeptionelle Durchbruch kam mit der Idee, eigens für den Datenverkehr zuständige Computer zu bauen. Diese IMP s, kurz für Interface Message Processor, genannten Rechner basierten auf einer Idee, die Professor Wesley Clark von der Washington University 1967 vorbrachte: Warum nicht, statt jeden Computeroperator ein eigenes Protokoll für den Austausch von Daten mit den anderen Computern im Netz schreiben zu lassen, ein Subnetz eigens zur Verwaltung dieses Datenverkehrs aufbauen? Auf diese Weise würde jeder Host-Computer nur eine zusätzliche Sprache lernen müssen, nämlich die der IMP s. Und die IMP s würden sich um sämtliche Weiterleitungs- und Übersetzungsprobleme kümmern. Da die Regierung das alles finanzierte, lockte die Idee die Labors sogar noch zusätzlich mit der Aussicht auf einen kostenlosen neuen Mainframe, mit dem sie herumspielen konnten. Was nach einer zusätzlichen Belastung ausgesehen hatte, war zu einem Geschenk geworden. Anfang der 1970er Jahre gab es mehrere Dutzend über die gesamte USA verteilte IMP s, die eine Art Subnetz bildeten, das den Datenverkehr auf dem ARPANET verwaltete. Wie es der Zufall wollte, waren die ersten beiden Computer, die auf diese Weise miteinander verbunden wurden, ein SDS 940 von Scientific Data Systems ( SDS ) am SRI in Menlo Park und ein älterer, ebenfalls von SDS hergestellter Sigma 7 an der University of California in Los Angeles. Der erste Datenaustausch zwischen diesen beiden Rechnern erfolgte im Oktober 1969. Phil Porras war gerade aus den Windeln raus.
    Die ARPANET -Designer hatten den primären Zweck des Netzes in der gemeinsamen Nutzung von Ressourcen und Daten gesehen und vor allem gehofft, dass es die Koordination der zahlreichen von der Behörde betreuten Projekte stark vereinfachen würde. Wie aber die Schöpfer neuer Lebensformen, von Gott dem Allmächtigen bis Dr. Frankenstein, seit jeher feststellen mussten, neigen die neu geschaffenen Kreaturen dazu, sogleich eigene Ideen zu entwickeln. Schon von den ersten Tagen an war das Internet mehr als die Summe seiner
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