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Worm

Worm

Titel: Worm
Autoren: Mark Bowden
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Einzelteile. Die erste ebenso unerwartete wie immens erfolgreiche Anwendung war E-Mail, die Möglichkeit, Nachrichten in Sekundenschnelle rund um die Welt zu verschicken; kurz darauf folgten Nachrichten-Listen oder Foren, über die Nutzer mit gleichen Interessen in Echtzeit miteinander kommunizieren konnten, gleichgültig, wo sie saßen. Man schuf Nachrichten-Listen oder Chat-Foren für ernsthafte und weniger ernsthafte Disziplinen  – das Mittelalterspiel »Dungeons and Dragons« war ein sehr beliebtes frühes Thema. Mitte der 1970er Jahre, zu der Zeit, als die ersten als Selbstbausätze vertriebenen Mikrocomputer auf den Markt kamen (und die Aufmerksamkeit der an der Harvard University studierenden Nerds Bill Gates und Paul Allen erregten), hatte das ARPANET etwas Neues und Unerwartetes hervorgebracht, oder, um mit Hafner und Lyon zu sprechen, »eine Gemeinschaft aus Gleichen, von denen sich viele nie persönlich begegneten, die jedoch so taten, als kennten sie sich schon ihr ganzes Leben lang  … vielleicht die erste virtuelle Gemeinschaft«.
    Der Vorläufer des Internets nutzte Telefonleitungen zur Datenübertragung, aber bald schon wurden die ersten Computer über Funkverbindungen (das ALOHANET auf Hawaii verband auf diese Weise Computer auf vier Inseln miteinander) und schließlich über Satelliten vernetzt (die schnellste Möglichkeit, Computer auf verschiedenen Kontinenten miteinander zu verbinden). Die Verknüpfung der rapide wachsenden Zahl an Netzwerken erforderte den Rückgriff auf das Prinzip der IMP s, sprich den Aufbau eines neuen Subnetzes zur einfacheren Verbindung, oder, wie man auch sagen könnte, eines Subsubnetzes beziehungsweise eines Netzwerks von Netzwerken. Die Computerwissenschaftler Vint Cerf von der Stanford University und Bob Kahn vom Massachusetts Institute of Technology ( MIT ) umrissen in einem 1974 vorgelegten Aufsatz eine neuartige Methode zur Übertragung von Daten zwischen diesen disparaten Systemen, die sie Transmission Control Protocol nannten, kurz TCP . Das war ein weiterer Heureka-Moment in der Evolution des Internets. Mit Hilfe dieses Übertragungssteuerungsprotokolls ließ sich rund um die Welt jedes Computernetzwerk unabhängig davon, wie es Daten übertrug, an das wachsende internationale System anschließen.
    All das geschah Jahre, bevor die meisten Menschen einen Computer auch nur zu Gesicht bekamen. In den ersten zwanzig Jahren seiner Existenz war das Internet ein nahezu ausschließlich Computerwissenschaftlern und Experten in Militär- und Geheimdienstzentren vorbehaltenes Refugium; zugleich erkannten diese aber auch immer klarer sein größeres Potenzial. Heute sind weltweit über zwei Milliarden Menschen an das Internet angeschlossen, und es entwickelt sich immer mehr zum technologischen Rückgrat des modernen Lebens.
    Das Internet ist insofern von unten nach oben gewachsen, als dass abgesehen von Ad-hoc-Bemühungen zur Gestaltung seiner technologischen Fundamente keine zentrale Autorität seine Struktur festgelegt oder Regeln und Richtlinien für seine Nutzung erlassen hätte, ein Umstand, der unter Sozialtheoretikern auf großes Interesse stößt. Im Jahr 1988 gab das SRI die Zuständigkeit für die Zuweisung von Domainnamen und IP -Adressen an die Organisation ab, die am ehesten einer Aufsichtsbehörde für das Internet entspricht, nämlich an die International Corporation for Assigned Names and Numbers, kurz ICANN . Die im kalifornischen Marina Del Rey ansässige private Organisation ist strikt gemeinnützig und übt nur wenig mehr als eine Verwalterrolle aus, kann in Krisenzeiten aber, wie wir sehen werden, eine erhebliche moralische Autorität in die Waagschale werfen. Domainnamen sind die Namen (manchmal auch nur Zahlen), die Nutzer  – ob nun Einzelpersonen, Unternehmen, Behörden, Institutionen oder wer auch immer  – zur Darstellung ihrer Präsenz im Internet auswählen, zum Beispiel yahoo.com, nytimes.com oder facebook.com . Viele, wenngleich nicht alle Domains richten auch eine Website, eine »Internetseite«, als sichtbare Präsentation des Domaininhabers ein. Die physikalische Architektur des Internets basiert auf dreizehn Rootservern, die mit den Buchstaben A bis M benannt sind. Zehn davon stehen in den Vereinigten Staaten, je einer in Großbritannien, Japan und Schweden. * Diese Rootserver laufen auf sehr großen Computern, die den konstanten weltweiten Datenfluss steuern. Darüber hinaus verwalten sie umfassende und dynamische Listen der
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