Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Worm

Worm

Titel: Worm
Autoren: Mark Bowden
Vom Netzwerk:
einsamer, pickelgesichtiger Teenager, der irgendwo im Keller eines Hauses in einer Vorstadt hockt und zu schlau für die Schule ist, kann ebenso Stammesmitglied sein wie der CEO eines brandheißen Start-ups im Silicon Valley, solange er sich nur in der Materie auskennt. Allerdings sind die höheren Ränge strikt elitär besetzt und können es an Versnobtheit durchaus mit dem angesagtesten Nightclub in Soho aufnehmen. Wer dazugehören möchte, muss eine Art Probezeit bestehen. Selbst Phil wurde über einen Monat lang der Zugang zur »Kabale« verwehrt, zum innersten Kreis der Geeks, die dem neuen Wurm namens Conficker den Kampf angesagt hatten  – obwohl er und sein Team am SRI schon deutlich vor Gründung der »Kabale« an dem Wurm dran gewesen waren und ein Großteil der Abwehrbemühungen auf ihrer Arbeit basierte. Zugang zu einem leistungsstarken Mainframe-Rechner oder einer üppigen Finanzierungsquelle kann einem ein gewisses Prestige verschaffen, aber worauf es wirklich ankommt, sind Grips und Intelligenz. In gewisser Hinsicht ist der Tribe ebenso virtuell wie die Cyberwelt selbst. Viele seiner Mitglieder kennen einander seit Jahren, ohne sich je wirklich, im realen Leben, getroffen zu haben. Phil wirkt hier am glücklichsten, im Schimmer seiner drei Monitore und angeschlossen an seine elitäre globale Konföderation Gleichgesinnter.
    1966 , als Phil geboren wurde , existierte die Welt, die sie bewohnen, noch gar nicht. Zu der Zeit war der Gedanke, Computer miteinander zu verknüpfen, noch genau das: ein Gedanke, und ein unausgegorener dazu, das geistige Produkt einer Gruppe visionärer Wissenschaftler in der Advanced Research Projects Agency ( ARPA ) des Pentagons. Die Forschungsbehörde war im Verteidigungsministerium untergebracht und wurde von diesem auch finanziert. Dieser Umstand nährte wilde Geschichten über die Entstehung des Internets, etwa die, es handle sich um ein offizielles und vor allem militärisches Projekt und sei daher von Natur aus böse. Dabei war die ARPA die wohl am wenigsten militärisch geprägte Behörde im Pentagon. Vielmehr war sie eigens mit der Absicht gegründet worden, in einem ansonsten fast ausschließlich auf das Militärische ausgerichteten Ministerium zumindest ein Mindestmaß an ziviler Forschung zu erhalten. Zu den Aktivitäten der ARPA gehörte die Finanzierung von Grundlagenforschung an Universitäten, wobei sie zivile Wissenschaftler in Projekten förderte, die oftmals weit von jeder militärischen Anwendbarkeit entfernt waren. Da die großen Forschungslabors damals mehr und mehr mit Computer arbeiteten und die ARPA die von ihr geförderten Projekte koordinierte, standen in den ARPA -Büros im Pentagon bald schon jede Menge Computerterminals, die mit den Mainframe-Computern in den verschiedenen Forschungseinrichtungen verbunden waren. Jedes dieser Terminals war anders. Als verlängerter Arm der Hard- und Software der jeweiligen Mainframe-Rechner unterschieden sie sich nicht nur in Aussehen und Funktionalität, sondern auch darin, wie sie Daten übertrugen und darstellten. Auf gewisse Weise waren die ARPA -Forscher im Pentagon dabei, den Turmbau zu Babel nachzuspielen.
    Computer waren damals regelrechte Monstren. Wer sich einen zulegen wollte, brauchte eine Laderampe, um ihn in Empfang zu nehmen, oder musste das Dach abnehmen und ihn mittels eines Krans an seinen Bestimmungsort hieven. Jeder Rechner hatte sein eigenes Design und seine eigene Sprache und erschuf, sobald er in einem bestimmten Forschungslabor die Arbeit aufnahm, eine eigene Kultur, da er zur Ausführung der für das Labor spezifischen Funktionen programmiert und verwaltet wurde. Die meisten von ihnen wurden für Rechenoperationen für militärische oder wissenschaftliche Zwecke eingesetzt. Wie bei vielen neuen Erfindungen mit grenzenlosem Potenzial blickten auch die Wissenschaftler, die anfangs mit den Computern arbeiteten, nicht allzu weit über den Tellerrand ihrer unmittelbaren Anforderungen hinaus, zumal diese durchaus herausfordernd und bemerkenswert genug waren, beispielsweise die Berechnung des Flugbogens einer neu entwickelten Rakete durch die obere Atmosphäre oder die der unterschiedlichen Pfade subatomarer Partikel in einem physikalischen Experiment. Computer waren sehr gut darin, umfangreiche und ansonsten unglaublich zeitaufwändige Berechnungen sehr schnell durchzuführen. Diese Fähigkeit machte eine Vielzahl ganz erstaunlicher technologischer Großtaten möglich, darunter zum Beispiel das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher