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Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Titel: Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
Autoren: Kelley Armstrong
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»Sie ist der Beweis dafür, dass Werwölfe existieren.«
    »Sie glauben an Werwölfe?«
    »Sie nicht?«
    »Ich glaube an alles, was Zeitschriften verkaufen hilft.«
    »Dann glauben Sie also nicht an Werwölfe.« Ihre Lippen verzogen sich zu einem irritierenden kleinen Lächeln.
    »Nichts für ungut, aber ich habe es einfach nicht mit solchen Sachen. Ich schreibe das Zeug. Ich verkaufe es an Zeitschriften. Leute wie Sie kaufen es. Neunzig Prozent der Leser glauben selbst nicht dran. Es ist harmlose Fantasy.«
    »Dabei sollte man es auch belassen, nicht wahr? Harmlose Fantasy. Wenn man anfängt, an Werwölfe zu glauben, muss man die Möglichkeit zulassen, dass es noch andere Dinge gibt, Hexen und Magier und Schamanen. Von Vampiren und Geistern gar nicht zu reden. Dann wären da noch Dämonen, und das sind nun Möglichkeiten, über die wir gar nicht erst reden wollen.«
    Okay. Jetzt machte sie sich ganz entschieden über mich lustig. Hatte mir irgendwer ein großes Schild mit der Aufschrift »Witzfigur« auf den Rücken geklebt? Vielleicht nahm ich das Ganze ja persönlicher, als es gemeint war. Sie als Gläubige betrachtete die Ungläubigen wahrscheinlich genau so, wie sie selbst von ihnen betrachtetet wurde – als bedauernswerte Ignoranten. Da saß ich nun und wollte Informationen kaufen, um einen Mythos zu verbreiten, an den ich angeblich selbst nicht glaubte – ich verkaufte meine Integrität für die Miete der nächsten Woche. Eine journalistische Nutte. Hatte ich das bisschen Spott nicht verdient?
    »Wo ist die Information?«, fragte ich so höflich wie möglich. Sie streckte den Arm nach einem Beistelltisch aus, auf dem eine Akte lag. Eine Sekunde lang schoben sich ihre Lippen vor, als sie sie durchblätterte. Dann nahm sie ein Blatt heraus und legte es zwischen uns. Es war eine Fotografie, das Brustbild eines Mannes in mittleren Jahren – ein Asiate mit verkniffener Nase und säuerlichem Mund, das Ganze gemildert von sanften Rehaugen.
    »Erkennen Sie ihn?«
    »Ich glaube, nicht«, sagte ich. »Aber es ist kein sehr auffälliges Gesicht.«
    »Wie ist es mit dem hier? Nicht ganz so unauffällig.«
    Das nächste Foto zeigte einen Mann Anfang dreißig. Er trug das dunkelrote Haar in einem langen Pferdeschwanz, eine Frisur, die niemandem über fünfundzwanzig steht. Wie die meisten Typen, die sie trotzdem tragen, schien er damit einen bereits auffällig hohen Haaransatz kompensieren zu wollen. Das Gesicht war fleischig; die früher halbwegs attraktiven Züge verschwanden so schnell wie sein Haar.
    »Den kenne ich«, sagte ich.
    »Ja?«
    »Natürlich. Hören Sie doch auf. Ich müsste ja in Tibet leben, um den nicht zu erkennen. Zum Teufel, und sogar in Tibet lesen die Journalisten Time und Newsweek . Wie oft haben die Zeitungen über ihn geschrieben, so etwa fünf Artikel allein im letzten Jahr? Ty Winsloe. Milliardär und Computerfreak.«
    »Sie sind ihm also nie persönlich begegnet?«
    »Ich? Schön wär’s. Ganz gleich, wie viele Interviews er gibt, ein Ty-Winsloe-Exklusivgespräch wäre für einen Niemand wie mich immer noch ein Karrieresprung.«
    Sie runzelte die Stirn, als hätte ich die falsche Frage beantwortet. Aber statt etwas zu sagen, fächelte sie sich mit den beiden Fotos zu und wartete.
    »Okay«, sagte ich. »Aber was hat das mit Beweisen für Werwölfe zu tun? Bitte, bitte, bitte erzählen Sie mir jetzt nicht, dass diese beiden Typen Werwölfe sind. Wollten Sie darauf hinaus? Eine einzige ordentliche Geschichte ins Netz setzen, eine dämliche Journalistin herlocken und ihr dann Bockmist über Werwolfmilliardäre servieren?«
    »Ty Winsloe ist kein Werwolf, Elena. Wenn er einer wäre, wüssten Sie davon.«
    »Wie –?« Ich schüttelte den Kopf. »Vielleicht hat es da eine Verwechslung gegeben. Wie ich in der E-Mail schon geschrieben habe, dies ist meine erste Werwolfgeschichte. Wenn es auf dem Gebiet Experten gibt, dann ist das zwar ein beunruhigender Gedanke, aber ich gehöre jedenfalls nicht dazu.«
    »Sie sind nicht hier, um eine Story zu schreiben, Elena. Sie sind Journalistin, aber nicht diese Sorte.«
    »Ah«, sagte ich. »Dann erzählen Sie mir doch, warum bin ich also hier?«
    »Um Ihr Rudel zu schützen.«
    Ich zwinkerte einmal kurz. Die Worte steckten mir in der Kehle fest. Als das Schweigen sich länger als drei Sekunden hingezogen hatte, versuchte ich es zu beenden. »Mein – mein was?«
    »Ihr Rudel. Die anderen. Andere Werwölfe.«
    »Ach, dann bin ich also«, ich rang mir
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