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Wolfstraeume Roman

Wolfstraeume Roman

Titel: Wolfstraeume Roman
Autoren: Alisa Sheckley
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während Letzteres entweder einen Wolfsdämon oder einen Zauberer bezeichnet, der seine Gestalt verändern kann. Die pricolici wiederum sind große wolfsartige Kreaturen, in denen menschliche Seelen hausen – sogenannte Unwölfe, auch als Werwölfe bekannt.«
    Malachy Knox’ blaue Augen schienen zu glühen. Ich hatte ihn noch nie zuvor so animiert erlebt. Sam klopfte hinter seinem Rücken mit dem Finger an seine Schläfe, um zu demonstrieren, was er von Dr. Knox’ mentaler Verfassung hielt.
    »Natürlich wäre es verrückt, wenn ich an so etwas glauben würde, Sam«, fuhr der Veterinär fort, ohne sich umzudrehen. »Ich vermute allerdings, dass die Rumänen zwei genetisch klar voneinander getrennte, lykanthrope Virenstämme haben. Ich würde alles dafür geben, um an Zellmaterial zu kommen.« Er fuhr sich durch die bereits zerzausten Haare. »Ich habe immer wieder versucht, den Vorstand von der Wichtigkeit eines Besuchs in den Karpaten zu überzeugen. Aber das ist natürlich alles im Sand verlaufen.«
    Ich warf Lilliana einen überraschten Blick zu. Es war das erste Mal, dass Dr. Knox auf die mysteriösen Vorfälle Bezug nahm, die seiner plötzlichen Entlassung aus der Forschungsgruppe vorangegangen waren. »Deshalb habe ich mich auch besonders gefreut«, fuhr er fort, »als ich erfuhr, dass Ihr Mann dorthin reisen wollte.«
    Verwirrt streichelte ich den kranken Kater auf dem Untersuchungstisch. Auf einmal hielt ich ein Stückchen verfilztes
Fell in der Hand. »Mir war gar nicht bewusst, dass Sie sich für Hunters Reise interessieren. Ich meine... Ihre Untersuchungen sind doch medizinischer Art, während sich mein Mann eher soziologisch mit dem Thema beschäftigt hat.«
    »Meine Liebe, natürlich bin ich an seiner Reise interessiert. Hier – halten Sie für einen Augenblick unseren Patienten fest.« Ich legte erneut meine Hand auf den Kater. Dr. Knox wandte sich einem Computer zu, der auf einem Tisch ganz in der Nähe stand, und tippte einige Befehle ein. Während er auf die Röntgenbilder des Tieres wartete, die gleich auf dem Bildschirm erscheinen sollten, murmelte er: »Mich nicht interessieren!« Er schnaubte empört. »Ehrlich, Ms. Barrow. Glauben Sie wirklich, dass meine Experimente mit dem Lykanthropievirus keinen Einfluss darauf gehabt haben, wen ich für das praktische Jahr an diesem Institut ausgewählt habe?«
    Ich hatte das Gefühl, soeben eine Ohrfeige erhalten zu haben. »Wollen Sie damit andeuten, dass ich nur deshalb für diese Stelle ausgewählt worden bin, weil sich Hunter mit Unwölfen beschäftigt?« Irgendwie hoffte ich, dass er es abstreiten würde, doch stattdessen zog er nur süffisant die Augenbrauen hoch.
    »Mein Gott, Ms. Barrow. Nun haben Sie sich doch nicht so... ah«, sagte er, als die Röntgenaufnahmen des Katers auf dem Bildschirm erschienen. »Hier sind sie. Nun, Kinder, jetzt schaut euch das mal ganz genau an, und dann sagt mir, was ihr erkennen könnt.« Während die anderen an den Computer traten, warf mir Dr. Knox einen Blick zu. »Sie sind doch nicht beleidigt, oder? Natürlich sind Sie eine begabte Tiermedizinerin. Aber es gab sehr viele Bewerber, die
sich um diese Ausbildungsplätze gerissen haben. Und im Gegensatz zu Ofer hier besitzen Sie keinerlei neurologische Vorkenntnisse oder Ähnliches.«
    Es kam mir so vor, als ob Dr. Knox all meine geheimsten Ängste und Selbstzweifel gekannt und auf einen Schlag bestätigt hatte. Noch schlimmer war die Tatsache, dass er das derart selbstverständlich tat, als ob es allen in diesem Raum ohnehin schon lange klar gewesen wäre, wie beschränkt meine Fähigkeiten in Wirklichkeit waren. Ich gehörte also offensichtlich zur Gruppe der fleißigen Streber, die hart arbeiten mussten, um überhaupt mithalten zu können, und nicht zu den Naturbegabungen.
    Das stimmt nicht, meldete sich eine Stimme in meinem Inneren zu Wort. Du hast Talent und Power. Lass dich von ihm nicht runtermachen. Er ist ein typischer Vertreter der britischen Oberschicht. So jemand ist nur auf zwei Gebieten gut: beim Hochmut und beim Gärtnern.
    »Ich habe zu den Besten meines Jahrgangs in Tufts gezählt«, erklärte ich mit heftig pochendem Herzen. Niemand achtete auf die Röntgenaufnahmen oder den Kater, der gerade die Gelegenheit nutzen wollte, um vom Tisch zu gleiten. Ich hielt ihn sanft am Nacken fest. »Meine Referenzen waren alle ausgezeichnet. Wenn Sie mich nur wegen der Nachforschungen meines Mannes genommen haben, dann hätte ich doch gern mal gewusst,
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