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Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Titel: Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten
Autoren: Lori Handeland
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wieder welche haben.
    Ich stand auf, zog mich an und machte mich auf den Weg zu Claire.
    In den meisten Nächten brauchte ich eine Weile, bis ich einschlummerte. Mit der Folge, dass ich häufig verschlief und mit noch feuchten Haaren und nach einer einzigen Tasse Kaffee unter der Dusche zur Arbeit hetzen musste.
    An diesem Morgen hatte die Dämmerung gerade erst den Horizont geküsst, als ich den verblichen roten Pick-up meines Vaters die Center Street hinabsteuerte. Ein Brotlaster parkte vor dem Good Eatin’ Café. Das Offen -Schild des Coffeeshops begann gerade zu blinken, als ich es passierte. Der Laden hatte sich auf die überkandidelten Lattes und Tees spezialisiert, die sich in den Großstädten so großer Beliebtheit erfreuten – während der Sommermonate verdankten wir einen Großteil unserer Einnahmen den Touristen – , aber das Café verkaufte auch guten, altmodischen Kaffee zum Mitnehmen, als Zugeständnis an Einheimische wie mich.
    Ein Umzugswagen parkte vor einem Gebäude, das einmal ein Puppengeschäft gewesen war, bis dann vor achtzehn Monaten der Besitzer das Zeitliche gesegnet hatte. Seitdem stand der Laden leer. Ich notierte mir im Geist herauszufinden, wer das Haus gekauft hatte, und den neuen Besitzer anschließend in der Nachbarschaft willkommen zu heißen.
    Claire gehörte das größte Haus in Lake Bluff. Nicht, dass das ihre Absicht gewesen wäre, aber als ihr Vater – der vorherige Bürgermeister – starb, hatte er ihr nicht nur seinen Job, sondern auch das Familienanwesen vermacht.
    Claire hatte auch das Bürgermeisteramt nicht angestrebt. Sie hatte Nachrichtensprecherin werden wollen und war nach Atlanta gegangen, um ihren Traum in die Tat umzusetzen. Nur leider hatte sie feststellen müssen, dass ihr Talent und ihre Intelligenz, die sie in Lake Bluff zu einer Ausnahmeerscheinung gemacht hatten, in einer Großstadt eher Durchschnitt waren oder noch darunter lagen. Also war sie stattdessen Produzentin geworden, aber das hatte ihr keinen Spaß gemacht.
    Dafür hatte sie inzwischen Freude an ihrem Job als Bürgermeisterin gefunden, und sie war eine gute. Zu ihrer eigenen wie auch zur allgemeinen Überraschung.
    Ich war nur froh, sie wiederzuhaben. Claire und ich waren Busenfreundinnen, seit unsere Mütter verschwunden waren. Ihre in den Himmel, meine weiß der Geier wohin.
    Auch unsere Väter waren Freunde gewesen – der Bürgermeister und der Sheriff – , und hatten uns, unter der Fuchtel des einen oder anderen meiner Brüder, oft zusammen aufs Abstellgleis geschoben. Claire und ich hatten überlebt. Damals wie heute waren wir aufeinander angewiesen.
    Ich parkte vor dem weitläufigen, zweistöckigen Haus am Ende der Center Street. Claire ging jeden Tag zu Fuß zur Arbeit, genau wie ihr Vater es getan hatte. In einer Stadt mit knapp fünftausend Einwohnern gab es keine sehr weiten Wege.
    Die Tür wurde geöffnet, bevor ich klopfen konnte.
    „Wer hat dich denn vermöbelt?“, verlangte Claire zu wissen. „Und was hast du gesagt, um es herauszufordern?“
    Sie hatte die Fäuste geballt und schien bereit, es mit jedem aufzunehmen, der es gewagt hatte, mich anzurühren. Nicht, dass sie nicht den Kürzeren ziehen würde. Claire war ein Mädchen im wahrsten Sinne des Wortes – weich und üppig, mit feuerrotem Haar, mondbleicher Haut und den klaren, blauen Augen ihrer schottisch-irischen Vorfahren.
    „Wie kommst du darauf, dass ich etwas gesagt haben könnte? “ , gab ich zurück.
    „Weil du das immer tust?“
    „Dieses Mal nicht. Mein Gesicht hatte eine intime Begegnung mit einem Airbag.“
    Ihre Finger lockerten sich. „Alles in Ordnung?“
    „Bestens. Aber der Streifenwagen sieht nicht halb so gut aus wie ich.“
    Sie zog eine Braue hoch. „Was für ein Glück, dass wir uns einen neuen leisten können.“
    Seit Claire im Amt war, hatte die Stadtkasse einen beachtlichen Aufschwung erlebt. Nicht nur war unser letztes Vollmond-Festival – trotz der Werwölfe – ein riesiger Erfolg gewesen, auch hatte Claire eine Vielzahl neuer Ideen entwickelt, um den Tourismus das ganze Jahr über und nicht nur während dieser einen Augustwoche anzukurbeln.
    „Da ist etwas, worüber ich mit dir reden muss“, sagte ich.
    Claire winkte mich nach drinnen und ging mir voran in die Küche. „Kaffee?“
    „Gott, ja.“
    Ich hielt Ausschau nach Oprah, der Katze, die ihren Namen Claires kurzer Episode als Moderatorin verdankte, bevor mir wieder einfiel, dass sie eine spontane Liebe zu dem Baby
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