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Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Titel: Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten
Autoren: Lori Handeland
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ich mir die Nase gebrochen hatte.
    Ich löste den Sicherheitsgurt und kämpfte mich aus dem Auto. Anschließend stand ich allein auf der verlassenen, regennassen Fahrbahn. Der Mistkerl, der mich gerammt hatte, war einfach getürmt. Ich würde ihn zu Kleinholz verarbeiten, wenn ich ihn in die Finger bekäme.
    Der Regen durchnässte mich in Sekunden bis auf die Haut. Ich hatte meine Regenjacke ausgezogen, bevor ich eingestiegen war. Und ich war zu benommen gewesen, um mir den Befehl zu erteilen, sie vor dem Aussteigen wieder überzuziehen.
    Die Bäume drehten sich im Kreis. Ich wollte mich setzen. Stattdessen lehnte ich mich gegen die hintere Stoßstange und angelte nach einem zusammenhängenden Gedanken.
    Ich saß in den Bergen fest, ohne die Möglichkeit, jemanden zu kontaktieren. Ich könnte nach Lake Bluff zurücklaufen, würde es wahrscheinlich tun müssen. Nur nicht jetzt gleich.
    Zweige knackten. Ich blinzelte den Regen aus meinen Wimpern. Immer noch war alles verschwommen. Ich konnte zusehen, wie meine Nase anschwoll. Ich würde zwei Veilchen bekommen. Wäre nicht das erste Mal. Ich hatte vier ältere Brüder.
    Nicht, dass sie mich häufig geschlagen hätten, aber ich hatte immer mit ihnen mithalten wollen, und aufgrund der mangelnden Beaufsichtigung – Resultat der Besessenheit meines Vaters von seiner Arbeit und der Flucht meiner Mutter, als ich drei war – hatte ich mir jede Menge blauer Flecken und blutiger Kratzer geholt.
    Gleichzeitig hatte es mich hart im Nehmen gemacht, fähig, auf mich selbst aufzupassen und den Schmerz auszublenden – exakt die Eigenschaften, die ich im Moment brauchte.
    „Danke, George, Gerry, Greg und Gene“, murmelte ich.
    Ich hatte mich oft gefragt, ob meine Mutter aus sentimentalen Gründen Vornamen mit G ausgesucht hatte oder weil wir ihr nicht wichtig genug waren, um sich etwas Originelles einfallen zu lassen. Falls sie nicht eines Tages zurückkehrt, und darauf würde ich lieber nicht wetten, werde ich es nie erfahren. Meine Brüder haben sich immer geweigert, über sie zu sprechen, genau wie mein Vater.
    Hat ihre Flucht mich negativ geprägt? Definitiv. Wann immer mir jemand etwas bedeutete, wusste ich, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis er mich verlassen würde. Bis heute wurde ich nie enttäuscht.
    Ich bewegte mich auf die Ausläufer des Waldes zu. Obwohl ich benommen war, mein Kopf wehtat und ich nicht wusste, inwieweit ich bei klarem Verstand war, beunruhigten mich diese Bäume. Sie wiegten sich nicht im Wind, wie ich anfangs dachte, sondern sie schwankten, als würde etwas auf mich zukommen.
    Ich zog meine Waffe. Würde ich in meinem Zustand überhaupt in der Lage sein, ein Ziel zu treffen? Würde mir eine Bleikugel in dieser Nacht etwas nützen?
    Warum nur hatte ich nicht auf meine innere Stimme gehört und alle meine Schusswaffen mit den speziell angefertigten Silberkugeln bestückt, die ich letzten Sommer in Auftrag gegeben hatte? Ich war hier der Boss. Niemand würde Einwände erheben.
    Zumindest nicht in meiner Gegenwart.
    Ich baute mich breitbeinig auf und umklammerte die Glock mit beiden Händen, um sie zu stabilisieren. Was immer da kam, es war groß.
    Wieder hörte ich dieses seltsame Rumpeln – kein Donner, keine Trommeln, vielleicht der Wind, ich wusste es nicht. Dann wurde eine schattenhafte Gestalt zwischen den Kiefern sichtbar.
    Zu groß für einen Wolf, zu schmal für einen Bären – mein Hirn lief nicht auf vollen Touren, sonst hätte ich den Schemen als den eines Mannes identifiziert, noch bevor er aus dem Wald glitt und, den Blick auf meine Waffe fixiert, wie angewurzelt stehen blieb.
    „Normalerweise dauert es ein bis zwei Tage, bis die Leute den Wunsch verspüren, mich zu erschießen“, bemerkte er.
    Sein Akzent war ungewöhnlich – er klang weder nach Süd- noch nach Nordstaaten, sondern wie irgendetwas dazwischen. In der Dunkelheit konnte ich sein Gesicht nicht erkennen, aber er war einige Zentimeter größer als ich, mit breiten Schultern, die sich zu einer schmalen Taille verjüngten. Seine Haare waren lang, dunkel und so nass wie meine.
    Ich krampfte die Finger um den Pistolengriff, als sich alles zu drehen begann. „Was … was tun Sie … “
    Ich wollte ihn fragen, was er hier draußen im Regen machte, als mir plötzlich alles vor den Augen verschwamm und ich so hart mit den Knien auf die Straße stürzte, dass mein ganzer Körper gestaucht wurde.
    „He“, rief der Mann und eilte auf mich zu. „Sind Sie verletzt?“
    „Wie
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