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Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Titel: Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten
Autoren: Lori Handeland
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gestrichen. Da ich wusste, dass er es ernst meinte, und mir diese Zeit mit meiner Urgroßmutter alles bedeutete, hatte ich mich gegen viele ihrer Lehren gesperrt. Stattdessen hatte sie mir Geschichten erzählt – Legenden über den Ursprung der Clans, Sagen über das Hauptvolk, das von Tieren abstammte.
    Als Angehörigen des Panther-Clans wohnte uns der Geist dieser großen Katze inne. Manchen mehr als anderen.
    Fasziniert hatte ich nicht nur jeden Plüsch- und Glaspanther gesammelt, den ich auftreiben konnte, sondern oft auch so getan, als wäre ich selbst ein Panther. Während ich durch die Wälder und die Berge gestreift war, hatte ich mir vorgestellt, einer zu sein.
    Da ich darüber jedoch nicht reden wollte, vor allem nicht mit ihm, schnippte ich mit dem Finger gegen die Feder in seinem Haar. „Sind Sie vom Vogel-Clan?“
    „Dann wäre ich A ni tsi s kwa “, entgegnete er. „Und nicht A ni wo di .“
    „Ich beherrsche die Sprache nicht“, knurrte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
    Er sollte besser nicht dem Wolf-Clan angehören, denn ansonsten würde ich es mir noch einmal überlegen, ihn nicht doch zu erschießen. Zum Glück hatte ich daran gedacht, meine Pistole mit Silberkugeln zu laden, bevor ich aus dem Haus gegangen war.
    „Ich gehöre zum Farben-Clan“, informierte er mich.
    „Medizinmänner. Wie praktisch.“
    „Unbedingt.“
    Meine unfreundliche Art schien ihn nicht aus der Fassung zu bringen. Der Mann war die Ruhe selbst.
    „Wirklich dumm, dass Sie sich von den alten Traditionen abwenden mussten, um Arzt zu werden.“
    „Wieso hätte ich das tun sollen?“
    „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Ärztevereinigung allzu glücklich wäre über einen Doktor, der Wurzeln, Beeren und Bäder in kalten Gebirgsbächen verschreibt.“
    „Sie würden sich wundern.“
    „Sie tun das tatsächlich?“
    „Wenn die Krankheit es erfordert.“
    Ich kniff die Augen zusammen. „Haben Sie eine Approbation?“
    „Selbstverständlich.“
    „Von einer echten medizinischen Fakultät?“
    „Genügt Ihnen das Baylor College of Medicine?“
    Selbst ich wusste, dass das eine gute Uni war.
    „Ich habe außerdem am British Institute of Homeopathy in Kanada studiert.“
    Ich runzelte die Stirn. „Klingt für mich nach Hoodoo.“
    „Ist es aber nicht.“
    Noch immer nicht überzeugt, quittierte ich das mit einem abfälligen Schnauben. Genau wie jeder andere interessierte auch ich mich für meine Herkunft. Die von meiner Urgroßmutter angewandten Heilmethoden faszinierten mich. Ich könnte theoretisch selbst von ihnen Gebrauch machen, wenn es mir gelänge, sie zu entmystifizieren, doch würde ich mir niemals anmaßen, sie anderen zu verordnen. Ein Arzt, der das täte, wäre in meinen Augen ein Quacksalber. Leute wie Walker brachten die Indianer in Verruf.
    Ich traute ihm nicht. Ich mochte ihn nicht sonderlich, auch wenn mir sein Geruch irgendwie gefiel. Ich rieb mir die Stirn und zuckte zusammen, als ich dabei einen blauen Fleck berührte.
    „Lassen Sie mich Ihnen etwas dagegen geben.“ Er schob sich an mir vorbei und verschwand durch die offene Tür.
    Dabei atmete ich wieder seinen Duft ein und musste ein Seufzen unterdrücken. Ich brauchte dringend Sex, dann würde diese Besessenheit vielleicht verschwinden, bloß war das nicht so einfach, wie es sich anhörte.
    In Lake Bluff kannte jeder jeden, einschließlich ihrer Mütter, Väter, Schwestern und Brüder. Ich war mit ein paar Männern ausgegangen, hatte mit einer ganzen Anzahl geschlafen. Jeder von ihnen hatte sich als Katastrophe epischen Ausmaßes entpuppt.
    Wenn sie von der Tochter des Sheriffs keine besonderen Privilegien gefordert hatten, forderten sie sie spätestens vom Sheriff. Als sie ihnen nicht zugestanden wurden, hatte sich jeder Einzelne von ihnen in ein greinendes Kind verwandelt.
    Ich hatte den Einheimischen abgeschworen, was bedeutete, dass ich seit Jahren nur noch während des Festivals, wenn uns die Touristen die Bude einrannten, Sex bekam. Leider war mir letztes Jahr aufgrund unseres Werwolf-Problems jeder Spaß entgangen. Kein Wunder, dass ich so angespannt war.
    Walker kam mit einem Tiegel in seiner Hand zurück und schraubte im Gehen den Deckel ab. Die Salbe war blassgelb und verströmte einen Geruch, den ich nicht identifizieren konnte.
    Er tauchte einen Finger in die Paste und rieb etwas davon auf meine Nase.
    „He!“, protestierte ich, aber er ignorierte mich und fuhr fort, die Salbe auf meiner geschwollenen Nase und den
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