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Wolfspfade 6

Wolfspfade 6

Titel: Wolfspfade 6
Autoren: Lori Handeland
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gegen Bares gearbeitet; vermutlich hat er in verschiedenen Bars gespielt und sich schwarz bezahlen lassen. So was kommt ständig vor.“
    „Trotzdem ist es illegal.“
    „Erbsenzähler“, murmelte ich, ohne mich um den mürrischen Blick, den er mir zuwarf, zu kümmern. „Wie hat er sein Augenlicht verloren?“
    „Darüber konnte ich auch nichts herausbekommen.“
    Eigenartig. Die Erblindung konnte durch einen Unfall, eine Krankheit, möglicherweise sogar durch einen Tumor verursacht worden sein. Solch ein Vorfall musste eine Spur von Unterlagen hinterlassen haben. Irgendwo.
    Es sei denn, er wäre zu abgerissen und fertig gewesen, um überhaupt einen Arzt aufzusuchen, und erst dadurch erblindet.
    „Werden Sie mir helfen?“, wollte Sullivan wissen.
    Da der Detective recht damit hatte, dass Katie ins Muster passte – wie auch immer dieses Muster aussah –, und ich weder andere Anhaltspunkte hatte noch ein dringender Job in Philadelphia auf mich wartete …
    „Kann ich die Akte mitnehmen?“
    Sullivan grinste; der Ausdruck machte mir bewusst, dass er Jahre jünger sein musste, als ich anfangs gedacht hatte – Ende zwanzig statt Mitte dreißig. Nicht, dass es von Belang gewesen wäre.
    „Ich werde sie Ihnen kopieren.“ Er verschwand im Hinterzimmer, aus dem Sekunden später das Surren einer Maschine ertönte.
    Ich hatte zugestimmt zu bleiben, aber wo würde ich bleiben? Vielleicht hatte Sullivan eine Idee.
    Er kam zurück und warf den Ordner auf den Schreibtisch, dabei segelte die Liste mit den Opfern zu Boden. Ich fasste nach unten, um sie aufzuheben, als mein Blick an der Wiederholung des Namens „ Rising Moon “ hängen blieb. Fast schien es, als wollte mich der Club zu sich locken.
    Dem Rising Moon fehlten helfende Hände, und ich hatte Hände. Neben der Bezahlung wurde ein Zimmer zur Verfügung gestellt, und ich brauchte eins. Und zufälligerweise verschwanden von dort reihenweise Menschen. Ich sollte den Laden wirklich im Auge behalten.
    Sullivan wäre bestimmt nicht damit einverstanden, dass ich mich in die Höhle des Löwen wagte, folglich würde ich ihm einfach nichts davon sagen.
    Wie gefährlich konnte Rodolfo schon sein? Er leitete ein erfolgreiches Unternehmen, hatte Angestellte, Gäste. Sicher, er führte Selbstgespräche im Dunkeln, aber das war nicht mein Problem.
    Abgesehen davon hatten wir uns darauf geeinigt, dass Rodolfo als Mörder nicht infrage kam; trotzdem konnte es jemand anders aus dem Rising Moon sein.
    „Wie kann ich Sie erreichen?“, hörte ich Sullivan fragen.
    Ich kritzelte meine Handynummer in die Ecke eines Blatts, riss sie ab und gab sie ihm, während ich gleichzeitig fieberhaft nach einer Lösung suchte, wie ich einen Job in einem Jazzclub ergattern sollte, ohne irgendetwas über Jazz zu wissen, geschweige denn je als Kellnerin oder Bardame gearbeitet zu haben.
    Nachdem ich versprochen hatte, in Kontakt zu bleiben, verließ ich das Polizeirevier. Draußen schwelgte ich in der kühlen Luft kurz vor dem Morgengrauen.
    Ich musste meine Eltern anrufen und ihnen irgendeine Notlüge erzählen. Auf keinen Fall durfte ich ihnen verraten, dass ich einem potenziellen Serienmörder nachspürte. Sie würden ausflippen, noch bevor ich ihnen den Grund nennen konnte.
    Solange es nicht hundertprozentig feststand, dass Katie einem Mord zum Opfer gefallen war, würde ich die Klappe halten. Gleichzeitig brauchte ich sie, damit sie mir zusätzliche Klamotten schickten.
    Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr – fünf Uhr morgens. Die Zeitverschiebung eingerechnet, würden sie in einer halben Stunde aufstehen. Bis dahin wollte ich dem Café du Monde einen Besuch abstatten.
    Als ich das in Flussnähe gelegene Café endlich erreichte, drohte mich die Erschöpfung zu übermannen. Nicht, dass ich in meinem Leben nicht schon ganze Nächte durchgemacht hätte, aber die Kombination aus allem, was seit gestern passiert war – der Umschlag mit Katies Foto, die Reise, die emotionale Achterbahnfahrt –, ließ mich vor Müdigkeit schwindeln.
    Wie ich herausfand, waren Zichorienkaffee und Beignets ein hervorragendes Gegenmittel. Als ich anschließend die Treppe zu dem erhöhten Fußgängerweg neben dem Fluss hochlief, war ich völlig aufgedreht. Ich betrachtete die verschlafene Stadt und rätselte, was die Gründerväter wohl geritten haben mochte, sich in der halbmondförmigen Biegung des Mississippi anzusiedeln. Damals musste das Areal ein einziger moskitoverseuchter Sumpf gewesen sein.
    Meine
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