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Wolfsmagie (German Edition)

Wolfsmagie (German Edition)

Titel: Wolfsmagie (German Edition)
Autoren: Lori Handeland
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war Nessie.
    »Er hat mich verführt.«
    Wie schockierend. Er hatte sie zu fantastischem Sex verleitet, ihr Lustschreie entlockt. Was für ein böser, böser Mann.
    »Er ist kein Mann.«
    Also würde er sie wenigstens nicht verlassen, so wie fast jeder, den sie je geliebt hatte.
    Liebe? Kris rieb sich übers Gesicht. Sie liebte ihn nicht. Sie konnte ihn nicht lieben. Und definitiv liebte er sie auch nicht.
    Dann dachte sie an Liams Gesicht, als er sie berührt hatte. Es war ein Ausdruck darin gewesen, von dem sie Schmetterlinge im Bauch bekommen hatte.
    Sie hatte Gefühle für Liam empfunden, wie sie sie nie zuvor verspürt hatte. Ihm Dinge anvertraut, von denen kein anderer Mensch wusste. Wenn sie aufrichtig war, und in Anbetracht ihrer Wertschätzung für Ehrlichkeit sollte sie das besser sein, hatte sie überhaupt keine Lust, wegzulaufen und ihn nie wiederzusehen.
    Gleichzeitig wusste sie noch immer nicht, ob ihre Gefühle real waren; sollten sie auf Magie beruhen, wären sie dann nicht auch eine Lüge?
    Ihr E-Mail-Postfach meldete sich mit einem Pling . Kris klickte auf das Icon. Als sie die Adresse sah, beugte sie sich näher heran.
    [email protected]
    »Wo hast du gesteckt?«, flüsterte Kris und öffnete die E-Mail.
    WIE ICH HÖRE, SUCHEN SIE NACH MIR. KOMMEN SIE ZUM CAFÉ, BEVOR ICH AUFMACHE. NUR SIE UND ICH. WIR MÜSSEN UNS VON FRAU ZU FRAU UNTERHALTEN. ICH WERDE UM 5 UHR DORT SEIN. HINKE HINTER DEM PAPIERKRAM HER.
    Kris starrte auf die Uhrzeit. Nur noch wenige Stunden bis dahin.
    Was konnte Jamaica ihr zu sagen haben? Sie nahm nicht an, dass die Frau gegen ihr Gelübde verstoßen und Liams wahre Identität verraten würde. Nicht dass es einen Unterschied gemacht hätte, da Kris sie sowieso kannte.
    Aber wenn Jamaica das erfuhr, würde sie Kris’ Dilemma eventuell lösen können. Als Wächter wusste sie sicherlich eine Menge über das Geschöpf, das sie beschützte. Vielleicht sogar, ob Liam mittels Magie jemanden dazu bringen konnte, sich in ihn zu verlieben.
    Kris fiel in einen leichten Dämmerschlaf, aus dem sie alle zwanzig Minuten hochschreckte, in der Befürchtung, die Sonne hereinscheinen zu sehen und festzustellen, dass der halbe Tag und damit die Chance auf ein Gespräch »von Frau zu Frau« mit Jamaica verstrichen war. Mit dem Ergebnis, dass Kris schließlich Punkt fünf Uhr vor dem Café stand.
    Als niemand auf ihr Klopfen reagierte, spähte sie durch die Fensterscheibe. Ein goldener Lichtring stahl sich aus dem Hinterzimmer. Flackernde Schatten ließen erkennen, dass jemand sich darin bewegte – Jamaica, die Papierkram erledigte.
    Kris versuchte, die Tür zu öffnen, und stellte fest, dass sie nicht verschlossen war. Kein besonders cleverer Zug, solange ein Serienkiller frei herumlief. Sie würde Jamaica darauf hinweisen.
    Im Halbdunkel bahnte Kris sich ihren Weg zwischen Stühlen und Tischen hindurch. Erst als sie nur noch wenige Meter von der Bürotür entfernt war, hörte sie die merkwürdigen Geräusche.
    Schweres Atmen. Lautes Platschen. Dann die Schreie.
    Fast rennend legte Kris die letzten Schritte bis in das Zimmer zurück, dann starrte sie wie gelähmt auf den Fernseher. Sie brauchte nur eine Sekunde, um die Szene, die über den Bildschirm flimmerte, als den Vorfall am Loch Ness zu identifizieren. Die Frau, die immer wieder auf- und abtauchte. Die Gestalten am gegenüberliegenden Ufer, zu weit entfernt, als dass man sie richtig erkennen konnte.
    »Was zur Hölle?«, entfuhr es ihr, als etwas Gewaltiges in den See sprang und sich blitzschnell durch das Wasser bewegte.
    Obwohl Kris wusste, dass Nessie der Frau zu Hilfe eilte, bekam sie eine Gänsehaut. Aus diesem Blickwinkel sah es kein bisschen so aus, als wollte Nessie die Frau retten. Vielmehr schien es, als würde das Ungeheuer sie töten.
    Hinter ihr ertönte ein Schlurfen. »Jamaica, woher haben Sie …« Kris drehte sich um.
    Es war nicht Jamaica.

26
    Liam hatte vorgehabt, das Cottage im Auge zu behalten, bis seine Präsenz im See erforderlich würde. Doch nachdem er mehrere Stunden damit zugebracht hatte, auf das hell erleuchtete Fenster zu starren, merkte er, wie pathetisch das war, und er entschloss sich zu einem Spaziergang.
    Wieso hatte er bloß zugelassen, dass er sich in Kris verliebte? Er trat gegen einen morschen Ast, der auf dem Weg lag. Als hätte er in der Sache eine Wahl gehabt. Sie war so intelligent, so interessant, so tapfer und gleichzeitig so tief verletzt. Wie sie ihm tief in die Augen gesehen und –
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