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Wolfsmagie (German Edition)

Wolfsmagie (German Edition)

Titel: Wolfsmagie (German Edition)
Autoren: Lori Handeland
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hätte Kris eigentlich veranlassen müssen, ihre Habseligkeiten in eine Tasche zu stopfen und die erste Maschine zu besteigen, die von Inverness abflog. Stattdessen hatte sie Mühe zu atmen. Sie wollte nicht gehen, konnte es nicht.
    »Ich werde meinen Bruder dieser Gefahr nicht allein aussetzen.«
    »Dein Bruder braucht deine Hilfe nicht. In Wahrheit kann ihm deine Anwesenheit nur schaden.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ist dir aufgefallen, dass er dich ständig beobachtet? Und das nicht nur, um seine kleine Schwester vor dem großen bösen Mann zu schützen, der mit ihr das Bett teilt, sondern um sicherzustellen, dass du nicht im Loch Ness endest. Wärst du nicht hier, könnte er sich auf seine Arbeit konzentrieren.«
    Wäre sie nicht hier, gäbe es niemanden, der beschwören könnte, dass Liam kein Monster war. Na schön, er war ein Monster, aber nicht das, nach dem sie suchten.
    Aber machte das einen Unterschied? Er gab selbst zu, dass er ein Mörder war. Sollte er ins Kreuzfeuer geraten, während die anderen einen Serienkiller jagten, wäre das wirklich so dramatisch?
    Ja, sofern sie nach Liams Tod aufhörten, den wahren Verbrecher zu suchen.
    »Ich gehe nirgendwohin«, verkündete sie.
    »Das habe ich befürchtet.«
    Vermutlich sollte Kris ihrem Bruder und/oder Edward alles erzählen. Wenigstens würde es dann keine »Unfälle« mit Silberkugeln geben, auch wenn die Liam zufolge für ihn in etwa so gefährlich waren wie Federn.
    Kris neigte nachdenklich den Kopf. Wenn sie ihnen verriete, dass Liam unsterblich war, was würden sie tun? Weiter nach einer Möglichkeit forschen, wie man ihn töten konnte, weil ein unsterbliches, selbstbeherrschtes »Ungeheuer« nichts war, das einer von ihnen sich selbst überlassen wollte?
    Vielleicht würden sie ihn aus dem Loch Ness holen und in ein riesiges Nessie-Fischglas verfrachten, um herauszufinden, was ihn am Ticken hielt, und das bis in alle …
    »Ewigkeit«, wisperte sie. Vielleicht würde sie ihr Wissen doch für sich behalten. Fürs Erste.
    »Ich weiß, dass du mir nicht vergeben kannst«, sagte Liam, »und ich mache dir daraus keinen Vorwurf. Ich wollte dich nicht anlügen, aber es ist …«
    »Gewohnheit.«
    »Hättest du mir geglaubt, wenn ich dir kurz nach deiner Ankunft enthüllt hätte, was ich bin?«
    Der Punkt ging an ihn. Kris hätte ihn als Irren abgestempelt. Trotzdem …
    »Nachdem du mich aus dem See gerettet hattest, als ich dir sagte, dass ich Nessie gesehen hatte, dass ich beweisen wollte, dass sie real ist, und …« Kris ließ Revue passieren, wie sie ihn um seine Hilfe gebeten hatte. So viel zum Thema, einen Fuchs ins Hühnerhaus einladen. »Du hättest es mir sagen können«, brachte sie ihren Satz zu Ende.
    »Ja«, bestätigte er schlicht. Liam redete sich nicht heraus, und das fand sie gut. Eine Lüge ließ sich nun mal nicht rechtfertigen, allein durch den Versuch erstrahlte die Unwahrheit nur umso greller.
    »Du solltest jetzt gehen. Ich muss …« Kris massierte sich die Stirn. »… nachdenken.«
    Als ob hinterher ihre Gedanken nicht mehr kreisen und ihr Herz nicht mehr wehtun würden. Aber Liam hierzuhaben, half auch nicht. Durch seine Gegenwart erinnerte er sie an jeden Kuss, jede Berührung, jeden Gedanken, jede Hoffnung, jeden Traum, gefolgt von dem Wissen, dass alles eine Lüge gewesen war.
    Und dass sie ihn nie wieder küssen oder berühren würde.
    »Ich bleibe in der Nähe.«
    »Das tust du doch immer.« Was unheimlich hätte sein müssen, es aber nicht war.
    Dann war er verschwunden, und zurück blieb eine tiefe, überwältigende Leere, von der Kris nicht wusste, ob sie sie jemals würde füllen können.
    Es war mitten in der Nacht, und Kris surfte im Internet. Was sie von nun an bestimmt häufig mitten in der Nacht tun würde.
    Wenn sie keinen Schlaf fand. Wenn sie Schottland längst verlassen hätte. Wenn sie aufwachte und Liam vermisste.
    »Idiotin«, schalt sie sich. »Er ist ein unter dem Fluch des Mondes stehendes Seeungeheuer. Was für eine Zukunft hättet ihr gehabt?«
    Ein weiteres tränenersticktes Lachen entrang sich ihrer Kehle. Wenn das nicht mal eine Liebe war, die unter einem richtig schlechten Stern stand. Nächstes Mal würde sie sich einen Mann aussuchen, der kein Gestaltwandler war.
    Kris schüttelte den Kopf. Sie konnte nicht fassen, dass sie dieses Selbstgespräch führte. Aber hatte sie jemand anderen zum Reden?
    »Er hat behauptet, Nessie nie gesehen zu haben«, murmelte sie.
    Aber das hatte er ja auch nicht. Er
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