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Wolfsliebe - Tochter der Wildnis

Wolfsliebe - Tochter der Wildnis

Titel: Wolfsliebe - Tochter der Wildnis
Autoren: Jasmine Braun
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ihr. Erschrocken starrte sie von den unregelmäßigen Pfotenspuren zu den kleinen braunroten Flecken, die sich zu beiden Seiten der Spur befanden.
    »Blut!«, schoss es ihr durch den Kopf. »Natürlich, er muss schwere Verletzungen vom Bären zurückbehalten haben …«
    Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. »Koon …«, flüsterte sie mit erstickter Stimme. In ihrem Kopf setzten sich furchtbare Bilder fest. Bilder von ihrem Koon, wie er blutend und hilflos im Schnee lag, weil er sein Leben für sie aufs Spiel gesetzt und sie ihn erbarmungslos fortgejagt hatte.
    Panisch ließ sie ihren Blick über die spärlichen Schneereste schweifen und entdeckte etwas abseits Pfotenspuren, die von dem Felsvorsprung fortführten.
    Unversehens folgte sie der Spur und entfernte sich immer weiter von dem Weg, den ihr der Großvater beschrieben hatte. Ihr einziger Gedanke war, Koon lebend wiederzufinden, die Weiterreise zur Stadt war vergessen.
    Immer schneller arbeitete sie sich durch den Schnee, immer verzweifelter wurden ihre Rufe.
    Plötzlich setzte ein heftiger Wetterumschwung ein. Der Wind wurde kälter, stärker, und ehe sie sich’s versah, tanzten bereits die ersten dicken Schneeflocken vor ihren Augen und begruben Koons Spuren unter einem zarten Weiß.
    »Nein!«, flüsterte sie verzweifelt und kämpfte sich durch das immer stärker werdende Schneegestöber voran. Doch schon nach wenigen Minuten waren alle Spuren verdeckt.
    Hilflos blieb sie stehen und ließ ihren Tränen freien Lauf.
    »Koon … Koon!«, weinte sie hemmungslos. »Du bist der Einzige, der mir noch geblieben ist …Warum …? Warum verlässt du mich? Koon!«, rief sie schwach in die hereinbrechendeDunkelheit. »Es tut mir leid …«, wimmerte sie leise. Schluchzend verbarg sie ihr Gesicht in ihren vor Kälte zitternden Händen.
    Ein schwaches Wimmern ließ sie aufhorchen.
    Sie hielt inne.
    »Koon …?«, rief sie zögernd. »Koon?«
    Hastig rappelte sie sich auf und rannte dem Wimmern entgegen.
    »Koon …«, dachte sie hoffnungsvoll, »bitte lass es Koon sein ! «
    Ihr rechter Fuß stieß gegen etwas Hartes, und prompt fand sie sich der Länge nach im kalten Schnee wieder.
    Verwirrt robbte sie zu dem harten Gegenstand hin. Die dünne Schneeschicht, die sich darüber gelegt hatte, war an der Stelle, gegen die Tikia gestoßen war, weggeweht worden, und Tikia erkannte mit Schrecken, dass sie über den Leichnam eines jungen Wolfes gestürzt war.
    »Oh mein Gott, nein …!«, wisperte sie.
    Jede ihrer Bewegungen kam ihr unwirklich vor. Zitternd beugte sie sich über den Wolf und wischte den eisigen Schnee von seiner Schnauze. Ein heiserer Schrei entwich ihrer Kehle, als sie in die leblosen, erstarrten Augen des Wolfes blickte.
    »Bitte nicht …«, flüsterte sie matt.
    Wie in Trance hob sie den eiskalten Kopf des Wolfes hoch und drehte ihn langsam zu sich um.

KAPITEL 7
Die Wolfsmeute
    »Du bist nicht Koon!«, hauchte Tikia erleichtert. »Du bist bloß eine tote Bestie!« Sachte erhob sie sich und wandte sich wieder der Richtung zu, aus der das Winseln gekommen war.
    Voller Bangen stapfte sie durch den Schnee und bemerkte einen kleinen Felsvorsprung, in dessen Schutz ein junger Wolf lag. Noch bevor Tikia ihn richtig sehen konnte, wusste sie, dass es sich um ihren Koon handelte.
    Eiligst stürzte sie auf ihn zu und ließ sich neben ihn auf den kalten Boden fallen.
    »Koon …!« Sie schloss den verletzten Wolf in ihre Arme. »Koon … Koon …«, schluchzte sie. »Es tut mir so leid!«
    Koon leckte ihr schwach übers Gesicht. Langsam ließ sie den Wolf wieder auf den Boden gleiten und besah sich seine Wunden. Er hatte eine tiefe klaffende Wunde in seinem Unterleib und eine ebenso tiefe Verletzung über seinem linken Auge, seine Läufe waren aufgerissen, und sein ganzer Körper war von Bissspuren übersät.
    »Wölfe …«, wisperte Tikia fassungslos. »Aber warum? Du bist doch selbst ein Wolf …«
    Sanft leckte Koon über ihre Hand und schleppte sich schwach auf ihren Schoß.
    »Der Bär!« , fiel es ihr wieder ein. »Du warst bereits verletzt … deshalb konntest du dich nicht wehren!«
    »Koon …«, schluchzte sie. »Das ist alles meine Schuld! Es tut mir so leid …«
    Sie zog ihren Beutel näher zu sich und entleerte ihn kurzerhand.
    »Ich muss deine Wunde zunähen, sonst wirst du verbluten …«, sagte sie mehr zu sich selbst als zu dem Wolf.
    Von ihrer Großmutter hatte sie nähen gelernt, aber der Gedanke, jetzt die Wunde ihres Freundes zunähen
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