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Wolfsliebe - Tochter der Wildnis

Wolfsliebe - Tochter der Wildnis

Titel: Wolfsliebe - Tochter der Wildnis
Autoren: Jasmine Braun
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verstanden hatte.
    »Ich schau nur kurz nach dem Feuer …«, flüsterte sie leise und kraulte den bereits schlafenden Wolf hinter den Ohren.

KAPITEL 5
Gemischtes Blut
    Die nächsten Tage brachen schon sehr früh für Tikia an. Da sie die Nächte nun im Freien verbringen musste, hatte sie morgens keinen Schutz vor der grellen Morgensonne, die sie jedes Mal erbarmungslos aus ihren Träumen riss.
    Tikia setzte sich herzhaft gähnend auf und streckte sich erst einmal ausgiebig. Dann sah sie sich dösig nach ihrem neuen Freund um und fand ihn selig schlafend im Schatten eines Felsens vor. Schmunzelnd ging sie zu ihm und tippte ihn sanft mit der Fußspitze ihres Schuhs an.
    »He, Faulpelz! Aufstehen!«, rief sie und stupste ihn etwas heftiger an. Knurrend drehte sich Koon auf die andere Seite.
    Nach einigen Minuten gab Koon die Hoffnung auf weiteren Schlaf auf und rappelte sich widerwillig hoch. Schläfrig streckte er seine müden Glieder, und als die Sonne ihm prall in die Augen schien, wimmerte er, sank auf den Boden und versteckte seine Schnauze erneut unter seinen Pfoten.
    Tikia, die ihn aufmerksam beobachtet hatte, lachte ihn aus. Koon rappelte sich erneut auf und drehte ihr beleidigt den Rücken zu. Dass er von einem jungen Mädchen ausgelacht wurde, schien ihm genauso sehr zu missfallen, wie morgens in aller Früh aus seinen Träumen gerissen zu werden.
    Als Tikia sich etwas beruhigt hatte, machte sie sich gut gelaunt daran, ihre Habseligkeiten zusammenzupacken und sich für die Weiterreise vorzubereiten.
    Großvaters altes Jagdgewehr hatte sie mitgenommen; wie man damit umging, wusste sie seit Jahren, und auch der Umgang mit dem Jagdmesser war ihr geläufig. Ihr Großvater hatte sie schon in frühen Jahren mit zur Jagd genommen, und schnell hatte sie sich an das Töten und Zerlegen der Beute gewöhnt. Bereits im Alter von neun Jahren jagte sie alleine.
    Stumm liefen die beiden nebeneinanderher. Tikia musste sich mehrere Male ein Lachen verkneifen, denn Koon, der ganz offensichtlich ein Morgenmuffel war, drehte jedes Mal, wenn sich ihre Blicke trafen, beleidigt den Kopf zur Seite und gab ein leises Knurren von sich.
    » Du bist wirklich ein seltsamer Wolf, Koon!«, dachte sie schmunzelnd.
    Als die Sonne allmählich hoch am Himmel stand, überkam Tikia ein Hungergefühl. An einem großen Felsen richtete sie kurzerhand ein kleines Lager ein und machte sich fertig zur Jagd. Auffordernd nickte sie Koon zu, der jedoch wandte wieder nur beleidigt den Kopf ab, und so ging Tikia alleine los.
    Sie arbeitete sich durch den Schnee, vorsichtig und ohne das geringste Geräusch von sich zu geben, schlich sie sich an ihre erste Beute heran. Einige Meter von ihr entfernt mümmelte ein schneeweißes Kaninchen, man konnte nur die schwarzen Spitzen der Ohren vom Weiß des Schnees unterscheiden. Aufmerksam platzierte sich Tikia genau in die entgegengesetzte Windrichtung, damit das Kaninchen sie nicht wittern konnte. Vorsichtig legte sie das Gewehr an und drückte ab. Ein kurzer Knall ertönte, und das Tier sank tot zu Boden.
    »Treffer!«, meinte Tikia zufrieden. Sie schulterte die Beute und entschied, ein weiteres Wild zu schießen, um auch Koon ein reichliches Mittagessen bieten zu können.
    »Vielleicht …«, dachte sie bei sich, »vielleicht wird Koon mir den kleinen Überfall von heute Morgen dann verzeihen.«
    Leise schlich sie weiter durch den Schnee und hatte schon bald einen ausgewachsenen Hasen im Visier.
    Koon, der allmählich auch Hunger verspürte, hatte sich seinerseits auf die Jagd gemacht, war aber bislang nicht so erfolgreich wie Tikia gewesen. Als er endlich auf ein junges Hirschkalb gestoßen war und es in die Enge getrieben hatte, hörte er einen gellenden Schrei.
    Unwillkürlich drehte er sich in die Richtung, aus der er den Schrei vernommen hatte, dann wandte er sich jedoch wieder seiner gestellten Beute zu und setzte zum Sprung an …
    Doch schon erklang ein weiterer Schrei.
    Deutlich erkannte er Tikias Stimme und spürte, dass sie in Gefahr war.
    Koon mochte Tikia sehr, doch sein Hunger sowie seine Natur verboten es ihm, ihr sofort zu Hilfe zu eilen. Wieder setzte er zum Sprung an und fixierte blutrünstig die Kehle des Hirschkalbs. In seinen Gedanken schlug er seine Reißzähne schon in das warme Fleisch. Er wollte das Kalb verschlingen und sich an seinem Blut laben, so wie es seiner Natur entsprach, doch irgendetwas hielt ihn zurück.
    Er hatte sich von Anfang an für das Mädchen interessiert und sogar
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