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Wolfsliebe - Tochter der Wildnis

Wolfsliebe - Tochter der Wildnis

Titel: Wolfsliebe - Tochter der Wildnis
Autoren: Jasmine Braun
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ihretwegen sein Rudel verlassen. Seit er sie zum ersten Mal auf der Jagd beobachtet hatte, war er ihr auf den Fersen geblieben, doch nicht um sie zu töten, sondern um bei ihr zu sein. Er sah keine Beute in ihr, sondern eine stolze Rudelführerin, eine Gefährtin, der er sich anschließen wollte. Dies war ihm auch gelungen, und er hatte ihr sogar von seiner Beute abgegeben.
    Der junge Wolf blickte sich noch einmal nach dem verängstigten Kalb um, bevor er knurrend in die entgegengesetzte Richtung lief.
    Immer verzweifelter wurden Tikias Schreie.
    Als er auf eine Lichtung kam, sah er den Grund für Tikias Schreie. Ein gewaltiger Bär hatte sich vor Tikia aufgerichtet und trieb sie immer weiter auf einen Abgrund zu.
    Koons Blut geriet in Wallung. Knurrend schaute er zum Bären und stürzte ihm dann wild jaulend entgegen. Der Bär, der nicht mit einem Störenfried gerechnet hatte, drehte sich erstaunt um.
    Ein junger Wolf stand nur einige Meter entfernt vor ihm, zähnefletschend, mit gesträubtem Fell, und ein lautes dunkles Knurren drang aus seiner Kehle, während er sich immer näher an den Bären heranwagte.
    Drohend richtete sich der Bär nun zu seiner vollen Größe auf, bevor er sich wieder auf seine Vorderpfoten fallen ließ und auf Koon zuging, der vorsichtig zurückwich.
    Koons wachsame Augen huschten unablässig von Tikia zum Bären und wieder zurück. Tikia jedoch stand nach wie vor wie gelähmt vor dem Abgrund und beobachtete hilflos, wie sich der Bär nun ihrem Freund zuwandte.
    »Lauf weg, Koon!«, schrie sie panisch, und schon ging der Bär wieder auf sie los.
    Laut jaulend versuchte Koon, die Aufmerksamkeit des Bären auf sich zu lenken, doch der Bär stapfte weiter auf Tikia zu, die dem gähnenden Abgrund immer näher kam.
    Direkt vor Tikia richtete sich der Bär erneut zu seiner vollen Größe auf und hob seine mächtige Pranke zum Schlag. Koon hastete verzweifelt jaulend auf ihn zu und schlug ihm seine Reißzähne tief in das rechte Bein.
    Schmerzerfüllt heulte der Bär auf und wandte sich abrupt um.
    Die heftige Bewegung, die er dabei vollführte, riss Koon zu Boden, und er prallte gegen einen spitzen Felsen. Winselnd rappelte er sich wieder hoch und leckte sich flüchtig über seinen Unterleib, der vom Aufprall eine schmerzende Platzwunde zurückbehalten hatte.
    Zähnefletschend richtete er seinen Blick auf den Bären, der ebenfalls seine Wunde leckte, bevor er auf Koon zuhetzte. Blind vor Wut und Schmerzen schlug der Bär immer wieder mit seinen mächtigen Pranken nach Koon.
    Geschickt wich Koon ihm aus, doch der Bär blieb ihm auf den Fersen. Immer mehr wurde Koon in die Enge getrieben. Hinter ihm befand sich eine steile Bergwand und vor ihm der wütende Bär. Winselnd duckte er sich und sah den Gegner bereits über sich.
    Tikia erwachte aus ihrer Starre und hastete nun zu ihrem Jagdgewehr.
    »Lass ihn in Ruhe, du Bestie!«, schrie sie, legte an und traf den Bären mit einem gezielten Schuss.
    Dumpf fiel der leblose Körper des Giganten zu Boden, und Tikia blickte fassungslos auf die Szene, die sich nun vor ihr abspielte. Koon stürzte sich auf das tote Tier und verbiss sich in dessen Fell.
    »Nein!«, flüsterte sie erschrocken und kniff die Augen zusammen.
    Tikia lief geschockt zu ihm und ließ sich einige Meter vor ihm zu Boden fallen.
    Fassungslos schaute sie auf Koon, der stets liebevoll zu ihr gewesen war, und konnte nicht glauben, dass dieser Wolf, der mit mörderischem Verlangen auf den längst toten Bären losging, ihr Freund war.
    »Koon …«, flüsterte sie, und dicke Tränen liefen über ihr Gesicht.
    Koon hielt kurz inne und sah vom Bären hoch, streckte seine Kehle gen Himmel und stieß ein langes dunkles Jaulen aus.
    Tikia erstarrte. Dieses Jaulen. Koon sah für einen kurzen Augenblick in ihre Richtung, ohne sie wahrzunehmen. Ihre Augen trafen sich nur für den Bruchteil einer Sekunde, aber das reichte, um Tikia das Blut in den Adern gefrieren zu lassen. Koons liebevolle Schnauze hatte sich zu einer mörderischen Fratze verzogen, und aus seinem vor Blut triefenden Maul blitzten die gefletschten Reißzähne.
    Am furchterregendsten waren jedoch seine Augen. Mordlust und Blutgier standen in ihnen.
    »Koon ist nicht wie sie! Koon ist ein guter Wolf!«, versuchte sie sich selbst einzureden.
    Ihr Herz schmerzte, als das Jaulen, das sie seit ihrer frühesten Kindheit nicht vergessen konnte, wieder in ihren Ohren hallte. Zitternd musste sie sich eingestehen, dass dasselbe dunkle Jaulen
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