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Wolfsinstinkt

Wolfsinstinkt

Titel: Wolfsinstinkt
Autoren: L Seidel
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Herkunft war, da er hellblondes Haar hatte. Er war etwas schmächtiger und jünger als die anderen, doch seine Augen wirkten erfahren und gutmütig.
    „Hab keine Angst, Ricky“, sagte er mit einem merkwürdigen Akzent. „Mein Name ist Kaleb. Ich werde dir helfen, deine Wolfsgestalt zu finden.“
    Er streckte Ricky die Hände entgegen. Etwas unsicher, aber zu müde, um große Gegenwehr zu leisten, legte Ricky seine Hände in die des Mannes.
    „Woran kannst du dich noch erinnern? Was hast du gefühlt, kurz bevor du dich verwandelt hast?“
    Ricky überlegte. Er hatte Hass und Wut gefühlt. Er war wütend auf Nashoba gewesen und hatte Angst um Tala gehabt.
    „Ich wollte Tala beschützen. Mit allen Mitteln“, sagte er schließlich. „Ich hatte Angst, dass ...“
    „Nein“, fuhr Kaleb ihm ins Wort. „Du hattest keine Angst. Forsche tiefer. Was für ein Gefühl war das?“
    Ricky wurde allmählich wütend. Statt ihre Zeit hier zu vergeuden, sollten sie lieber Hon und Tala folgen. „Ich weiß nicht. Ich war wütend und aufgebracht. Ich war voller Zorn auf Nashoba, weil er Tala angegriffen hat. Ich habe mir Sorgen gemacht!“
    Kaleb lächelte und nickte leicht. „Liebe, Ricky. Es war deine Liebe zu Tala, die diese Verwandlung möglich gemacht hat. Sie ist dein Auslöser.“
    Rickys Wut verblasste langsam. Er hob leicht die Brauen und nickte schließlich. „In Ordnung.“
    „Schließ die Augen und konzentrier dich auf dieses Gefühl. Konzentriere dich auf den Wolf in deinem Inneren und auf die Liebe, die du für Tala empfindest.“
    Ricky versuchte es. Es war kein Problem, sich der Liebe zu Tala bewusst zu werden, aber der Wolf in seinem Inneren? Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis er spürte, wie ihm warm wurde. Wieder schwanden ihm für kurze Zeit die Sinne, sein Körper verformte sich und dann waren seine Sinne zurück. Schärfer denn je. Statt auf den Beinen stand er nun auf den Hinterläufen, die Pfoten in den Händen des blonden Mannes.
    Er warf den Kopf zurück und ein triumphierendes Heulen hallte durch den Wald.
    Der Blonde ließ seine Vorderpfoten los, Ricky setzte sich und kratzte sich mit dem Hinterlauf hinter den Ohren. Das Geheul vier weiterer Wölfe tönte durch die Nacht.
    Der größte Wolf, der zuvor derjenige gewesen war, der Ricky angesprochen hatte, übernahm die Führung und rannte in die Richtung los, in die Hon mit Tala verschwunden war. Ricky schnupperte in die Luft und nahm Talas Geruch auf. Zusammen mit den anderen vier Wölfen rannte er in weiten Sprüngen, schlug übermütige Haken und genoss, wie ihm der Wind um die Nase wehte. An Talas stärker werdendem Geruch erkannte er, dass er ihm näher kam. Die Landschaft veränderte sich, wurde karger, die Bäume blieben hinter ihnen zurück. Der Boden wurde felsiger und steiler. Ricky konnte es kaum glauben, dass sie es tatsächlich geschafft und die Berge erreicht hatten.
    Er wusste nicht, wie viele Stunden er gerannt war. Die Sonne schob sich über den Horizont und beleuchtete die Berge in einem farbenprächtigen Schauspiel. Als er den Kopf hob, entdeckte er die Unterkünfte der Wächter in einiger Entfernung. Sein Herz setzte einen Schlag aus. Sie hatten Hon und Tala nicht überholt, also mussten die beiden einen anderen Weg genommen haben. Ricky hoffte aus ganzem Herzen, dass sein Geliebter lebte.
    Kaum dass sie die Siedlung endlich erreicht hatten, blieb Ricky stehen und witterte in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Er achtete nicht auf die anderen Wölfe, die sich zurück verwandelten und begrüßt wurden. Stattdessen wartete er auf Hon und Tala. Es schien ihm Stunden zu dauern, bis er den ersten Geruch seines Freundes aufnahm. Bald darauf hörte er die Schritte des Bären, erst danach erkannte er in der Dunkelheit Hon auf sich zukommen. Der Bär ging gemächlich an ihm vorbei, zu der Behausung, die offensichtlich Tala zugedacht war. Sie war halb in den Fels eingelassen, doch dafür hatte Ricky keinen Blick. Mehr oder weniger geschickt stieß er mit den Vorderläufen die angelehnte Tür auf.
    Hon trug Tala zu einem Fellbett im hinteren Teil der Hütte. Genau dort, wo eine Höhle in den Fels ging. In einem kleinen Ofen prasselte schon Feuer. Hon kniete sich neb en Tala und versorgte die Wunden mit Tüchern und Salben, die bereits bereitlagen und denen aus dem Indianerlager sehr ähnlich waren. Als die Schmerzen nachließen und Tala sich entspannte, verwandelte er sich zurück in seine menschliche Gestalt. Vorsichtig kam Ricky
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