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Wolfsflüstern (German Edition)

Wolfsflüstern (German Edition)

Titel: Wolfsflüstern (German Edition)
Autoren: Lori Handeland
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Mädchen kichernd und singend zu einem Zelt.
    Ihr Körper war der eines Wolfs, trotzdem war sie Rauch. Sie stieß ein triumphierendes, hungriges Heulen aus, dann pirschte sie sich blitzschnell heran und verschleppte eins der Mädchen. Die entsetzten Schreie des anderen waren Musik in Ginas unsichtbaren Ohren.
    Und dann das Blut. Der Duft, der Geschmack – herrlich. Es war so verdammt lange her.
    Der Rauch, der zugleich ein Wolf war, hob den Kopf und heulte den Mond an. Das Geräusch schallte über die Ebene. Er war schwach; er brauchte Nahrung, um seinen Körper und auch seine Magie zu stärken. Der Rauch wirbelte tiefer; sein Blick erfasste einen Jungen, eine alte Frau, einen alten Mann.
    Ene. Mene. Muh .
    Gina stürzte ein weiteres Mal zurück in ihren eigenen Körper, die Erinnerung an den Nahual, wie er zuerst Ashleigh und dann Mel gepackt hatte, noch immer lebendig und sehr real in ihrem Bewusstsein.
    Ihre Wirbelsäule krümmte sich, die Knochen formten sich um, ordneten sich neu. Gina kämpfte nicht dagegen an, sondern ließ die Verwandlung geschehen. Begrüßte sie. Verzehrte sich danach, so wie sie sich nach dem Mond verzehrte. Diese Gedanken, die wie Erinnerungen gewesen waren, hatten ihr das Begreifen geschenkt, das der Nahual gemeint hatte.
    Monster liebten nicht, sie gierten – nach dem Töten, nach Blut und dem prächtigen silbernen Mond. In seinem Licht wurden sie beinahe unverwundbar. Sobald sie erst mal ein Wolf wäre, könnte ihr fast nichts mehr etwas anhaben. Sollte jemand versuchen, ihr die Ranch wegzunehmen, würde sie ihn einfach fressen.
    Problem gelöst.
    Sie schnupperte in die Luft, erkannte den Duft – nach Orangen und Sonnenschein – wieder, und ihr Magen verkrampfte sich vor Hunger. Es war noch genug von der alten Gina übrig, um gegen diesen Hunger anzukämpfen, aber dieser Teil verkümmerte rasch. Sobald sie ein Wolf wäre, würde sie an nichts anderes mehr denken als an Blut.
    »Gina?«
    Sie hob den Kopf. Ihre Augen begegneten Teos, und die Stimme, die aus ihrem mahlenden, sich verwandelnden Mund kam, schwankte zwischen Frau und Wolf.
    »Renn.«
    Der Nahual gab einen abgehackten, schnaubenden, rasselnden Laut von sich, der wie ein Lachen klang – sofern ein Wolf lachen konnte. Matt verschwendete keine Zeit damit herauszufinden, was so lustig war. Er wusste es schon. Der Nahual wusste, was in McCords Kopf vor sich ging, und für Matt bestand kein Zweifel, dass sein Rivale es saukomisch fände, wenn Gina ihn töten würde.
    Er würde nicht entkommen. Ein Mensch konnte schon einem gewöhnlichen Wolf nicht davonrennen, ganz zu schweigen von einem Werwolf, zumal Matt derzeit nicht gerade in Topform war. Sein Schädel fühlte sich an, als wollte er jeden Moment aufplatzen, um den grauenvollen Schmerz herausströmen zu lassen.
    Aber Matt rannte trotzdem. Er konnte nicht anders.
    Der Mond schien hell wie ein Signalfeuer; er erhellte ihm den Weg und zeigte ihm die Stolperfallen in dem unebenen Untergrund. Matt duckte sich hinter einen Felsen, huschte zum nächsten. Außer Sicht zu bleiben, könnte ihn ein paar Sekunden länger am Leben halten, andererseits war er sicher, dass Gina seine Witterung mühelos aufnahm.
    Er konnte sich nicht daran erinnern, wie er hierhergelangt war, was bedeutete, dass er keine Ahnung hatte, wie er zur Ranch zurückkam. Nicht, dass er es je so weit schaffen würde.
    Nein, er saß hier fest, schutzlos, würde sich gleich …
    Ein triumphierendes Heulen stieg zum Mond hoch.
    … ihr gegenübersehen.
    Würde Gina sich an ihn erinnern, wenn er ihr von seiner Liebe erzählte? Von ihrer? Er bezweifelte es. Als sie das Gesicht gehoben und ihm befohlen hatte zu rennen, war das das letzte Überbleibsel ihrer Liebe gewesen.
    Ein tiefes grollendes Knurren, das mehr an einen jagenden Löwen als an einen Wolf erinnerte, hallte durch die Nacht. Das Scharren von Krallen auf den halb eingesunkenen Steinen kündigte sie schon an, bevor eine Sekunde später ein zotteliger rotbrauner Kopf hinter der Felsformation links von Matt auftauchte.
    »Gina«, sagte er, doch die restlichen Worte blieben ihm im Hals stecken. Er konnte nicht von Liebe sprechen, solange sie ihn anstierte wie ein saftiges Steak.
    Das Maul zu einem wölfischen Grinsen verzerrt, setzte sie zum Sprung an. Als sich eine Wolke vor den Mond schob und diese entsetzlich menschlichen Gina-Augen in Dunkelheit tauchte, fühlte Matt sich unwillkürlich an einen Hund erinnert, der mit einem Knochen spielen wollte.
    Dann zog
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