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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2
Autoren: Ruth Adelmann
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Valentins überhitzte Arme, die mich von Istvan wegzerren wollten, um meine Taille. Ich wehrte mich wie wahnsinnig dagegen, wollte seine Hand nicht loslassen, ließ seine Hand nicht los. Bis ich ein scharfes Ziehen in der Schulter fühlte.
    „Ich werde nicht gehen. Niemals. Ich werde dich nicht alleine lassen“, fuhr ich beide an, während ich nicht aufhörte, um mich zu treten. Valentin ließ locker. Er wollte mir nicht wehtun, mich nicht zwingen.
    Völlig erschöpft kroch ich wieder zu Istvan. Ich habe -deine Hand nicht losgelassen. Ich habe dich nicht losgelassen. Keine Sekunde!
    „Mach so etwas nie wieder. Ich weiche nicht von deiner Seite, bis …“
    „Danke“, hauchte er gebrochen. Wofür denn nur?
    „Selbst jetzt bist du so wundervoll stur … Mein Gott, wie ich dich liebe!“
    Sein schiefes Lächeln, das er sich für mich abrang, brach mir endgültig das Herz. Mein Versuch, es zu erwidern, scheiterte.
    „Und ich liebe dich“, sagte ich so ernst wie nie zuvor, weil es vielleicht meine letzte Gelegenheit war, es zu sagen. Wie oft habe ich es eigentlich gesagt? Nicht oft genug. Bestimmt nicht oft genug!
    Es gelang mir nicht, mich genau daran zu erinnern. Wieso nur habe ich es nicht ständig gesagt, habe es zurückgehalten? Weshalb? Wozu nur?
    Sein Gesicht wurde schlagartig düster. Mein Atem stockte.
    „Weißt du“, sagt er, „es ist grausam, jemandem zu sagen, dass man ihn liebt, ohne ihn dann zu küssen!“
    Ich konnte nicht anders, war zu fertig. Ein Lachen brach aus mir hervor, das sich mit den Tränen vermischte. Es klang furchtbar.
    Die Erinnerung an diesen Moment schien mir kostbarer denn je. Und vergänglicher.
    „Wenn das so ist …“, flüsterte ich, „… dann, sollte ich dich jetzt gefälligst küssen.“
    Er grinste schief und gequält, weil es wehtun würde, wir wussten es beide. Als ich mich über ihn beugte, seine Hand noch immer fest in meiner, strich ich meine Lippen über seine, so vorsichtig ich konnte. Sein wohliges Seufzen presste etwas in meiner Brust zusammen.
    „Wenn dein Herzschlag nicht lügt, dann willst du mich richtig küssen. Also tu es … für mich.“ Mit geschlossenen Augen küsste ich ihn verzweifelt und tief und versuchte dabei zu ignorieren, dass die Haut seiner Lippen fast schon kühler war als meine. Er wollte mich genauso wenig loslassen wie ich ihn. Aber als er an meinem Mund schmerzvoll aufstöhnte, riss ich mich schnell von ihm zurück. Zwecklos. Denn die Schmerzen hatten begonnen. Wie ich sie hasste? Wie ich es hasste, dass das hier mit ihm und nicht mit mir geschah? Ich hätte alles gegeben, um an seiner Stelle zu sein und den Schmerz von ihm zu nehmen. Alles.
    „Versprich mir, dass du nie vergisst, wie es war, wenn wir uns küssten!“ War das sein Ernst? Moment mal … hat er „ war“ gesagt? War! Vergangenheit! … Atme! Atme weiter, auch wenn es wehtut …
    „Ich könnte nie etwas vergessen, was mit dir zu tun hat. Schon gar nicht, wie es ist dich zu küssen.“
    Zärtlich strich er über meine Wange, während ich die freie Hand auf sein Herz legte. Solange es schlug, wollte ich es fühlen. Jedes einzelne Pochen. Doch es wurde immer schwächer und schwächer, wie seine Haut immer kälter und kälter wurde, mit jeder Minute.
    Die Schmerzen wurden immer stärker. Sein Magen krampfte und er stemmte seine freie Hand ständig darauf, ohne dass es zu helfen schien. Sein Kopf schien im schrecklich wehzutun, auch wenn er die Schreie, die aus ihm herausbrechen wollten, nicht zuließ. Er musste schlimmes Fieber haben, denn seine Augen glänzten und er schien manchmal völlig verwirrt um sich zu sehen. Ich fühlte mich so hilflos. Konnte ihm nicht helfen. Immer wieder schrie ich Valentin an, er müsse doch etwas wissen, was es aufhalten würde, was ihm die Schmerzen erleichtern könnte. Doch immer wieder nur sein „Nein“. Auf jede Frage, jede Bitte, immer nur ein Kopfschütteln. Es war nicht auszuhalten.
    Als Istvan unkontrolliert zu zittern begann, verlor ich vollkommen die Beherrschung und presste meinen Körper auf seinen, in dem völlig irrsinnigen Versuch, das Zittern zu stoppen. Doch ich nahm ihm nur den Atem, der ohnehin schon flach und zu schnell hintereinander kam. Als ich mich von ihm quälte, bohrte ich mein Gesicht in seine Brust, doch selbst das schien er kaum ertragen zu können. Die einzige Berührung, die ihn nicht peinigte, war die Berührung unserer Hände. Sie war das einzige Nahesein, das Einzige, was mir noch blieb, und ich
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