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Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition)

Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition)

Titel: Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition)
Autoren: Elli H. Radinger
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äußerst effektiv haben sich elektrische Zäune oder Netze (teilweise in Verbindung mit einem Flatterband), nächtliche Einstallung und der Einsatz von Hirten erwiesen – am Idealsten alle zusammen in Kombination. Bei Zäunen wird eine Höhe von 120 bis 140 Zentimetern empfohlen mit einem Bodenabstand von höchsten 20 Zentimetern. Immer wieder gelingt es Wölfen, unter einem Elektrozaun hindurchzuschlüpfen, wenn er zu hoch über der Erde beginnt. Die Spannung sollte 5.000 Volt über die gesamte Länge des Zauns betragen. Zäune müssen regelmäßig kontrolliert werden. Wölfe, die an nicht sachgemäß aufgestellten Zäunen gelernt haben, diese zu überwinden, sind sehr viel schwerer von einem Angriff auf Schafe abzuhalten. Der Nebeneffekt von guten Elektrozäunen ist übrigens, dass es auf so gesicherten Weiden keine Wildschweinschäden mehr gibt.
    Das beste Schutzmittel gegen Angriffe durch Wölfe sind jedoch speziell gezüchtete und trainierte Herdenschutztiere. In Süd- und Osteuropa haben Herdenschutzhunde eine lange Tradition und arbeiten schon seit Tausenden Jahren im Dienst des Menschen und seiner Schafe.
    Ein Herdenschutzhund ist kein Hütehund und kein Kampfhund. Er treibt weder die Herde zusammen, noch greift er attackierende Wölfe an. Er wird mit den Schafen sozialisiert, das heißt, er wächst als Welpe mit ihnen auf und soll nach Möglichkeit kaum Kontakt zu Menschen haben. Die Schafe sind seine Familie und die Weide sein Revier, das er leidenschaftlich gegen Eindringlinge verteidigt. Nähert sich ein Wolf (manchmal auch ein Mensch) der Herde stürzen die imponierend großen Hunde mit erhobenem Schwanz und laut bellend auf den Eindringling zu, halten jedoch so weit wie möglich Abstand. Ein Wolf, für den in der Wildnis jede Art von Verletzung ein Überlebensrisiko ist, wird sich hüten, sich auf einen Kampf mit dem mächtigen Gegner einzulassen und sucht das Weite.
    Dennoch haben auch die Wölfe gelernt, ihre Kontrahenten auszutricksen. Aus Minnesota wird berichtet, dass sie Hunde in die eine Ecke des Gatters locken und ablenken, während andere Wölfe an einer anderen Stelle eindringen und Schafe töten. Darum reicht – je nach Größe der Herde – ein Hund allein nicht aus. Es müssen stets mehrere Hunde im Einsatz sein.
    Neuerdings werden auch große Esel zum Schutz von Schafherden eingesetzt. Für die Arbeit dieser Tiere gibt es bisher noch zu wenig Erfahrung, jedoch scheinen die Esel ihre Arbeit genauso gut zu machen wie die Hunde. (Hierzu gibt es eine sehr interessante Maturaarbeit von Nina Pfister, Schweiz, 2009: »Schutzverhalten von Herdenschutzhunden und -Eseln: Gemeinsamkeiten und Unterschiede.«)
    In den USA haben an vielen Orten Herdenschutzlamas die Hunde als Bewacher abgelöst. Gerade auf großen, offenen Weiden sind sie ideal zu halten. Sie brauchen kein extra Futter wie Hunde, beißen keine neugierigen Touristen und können schon durch ihr bloßes Erscheinungsbild einen Wolf völlig aus der Fassung bringen. In meinem Buch »Wolfsküsse. Mein Leben unter Wölfen« habe ich über meine Begegnung mit Becky Weed geschrieben, die mit ihren Schafen auf einer Ranch in Montana lebt und seit dem Einsatz ihrer beiden Lamas keine Nutztierverluste mehr hat.
    In der Schweiz gibt es ein nationales Herdenschutzprojekt und auch der WWF hat in der Schweiz ein Herdenschutzprojekt begonnen.  Meiner Ansicht nach eignet sich gerade für die Beweidung der Schafe auf dem Almweiden der Einsatz von Herdenschutzlamas besonders.
    Zwar kann man auch mit Herdenschutztieren Verluste an Nutztieren nicht gänzlich verhindern, jedoch massiv reduzieren.
    In der Schweiz gehen die Tierschützer andere Wege, um den Schafshaltern unter die Arme zu greifen. Seit 2009 bildet der WWF Freiwillige zu Hirten-Hilfen aus. Die unterstützten für ein bis drei Wochen Hirten auf 50 verschiedenen Schweizer Alpen, auf denen mit Wölfen oder Bären zu rechnen ist. Dabei erledigen sie ganz verschiedene Aufgaben: Sie helfen mit beim Aufstellen und Abräumen von Zäunen, bei der Überwachung der Schafherden und bei der Betreuung der Herdenschutzhunde. Die Freiwilligen machen zudem Wanderer und Biker auf die Wichtigkeit des Herdenschutzes aufmerksam und informieren über den richtigen Umgang mit den Hunden.
    Die Freiwilligen, die während einiger Wochen das karge Leben der Älpler teilten, spielen aber auch eine wichtige Rolle im gegenseitigen Verständnis von Stadt- und Landbevölkerung. Sie lernen die Schwierigkeiten kennen, die
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