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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe
Autoren: Susan Hastings
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Holzhaufen.
    »Wir opfern Odin mit dem Blut eines Hahnes, um seinen Willen auf Midgard zu lenken. Wir erbitten seine Unterstützung, um ein Urteil zu fällen.«
    »Odin hilf, Odin hilf, Odin hilf …« Die Rufe der Zuschauer wurden immer lauter, während der eine der Jarls dem Hahn den Kopf abschnitt. Das Blut tropfte auf den Holzhaufen. Viviane kniff die Augen zusammen, in der Hoffnung, dass dieses Opfer nicht vergebens war. Der zweite Jarl entzündete mit der Fackel das Feuer.
    Mit einem letzten Aufleuchten versank die Sonne hinter dem Horizont, während die Flammen an den Scheiten und Ästen des Holzstoßes leckten und immer höher schlugen.
    »Kämpft!«, erklang die Aufforderung der Jarls.
    Hoskuld beugte seine Knie federnd und griff Thoralf an. Thoralf beschränkte sich darauf, die Hiebe abzuwehren. Die Zuschauer johlten und pfiffen, feuerten Hoskuld an. Wie zwei Tänzer bewegten sich die Kämpfer im Kreis, um das Feuer herum, um den Baum. Doch plötzlich griff Thoralf an, drängte Hoskuld zurück. Der wurde durch seinen Helm mit dem Gesichtsschutz behindert, stolperte und stürzte. Er erntete Gelächter und Pfiffe. Jetzt wurde Thoralf angefeuert. Doch Thoralf wartete, bis Hoskuld sich wieder erhoben hatte. Einen Augenblick standen sich beide schwer atmend gegenüber. Hoskuld riss sich den Helm vom Kopf und schleuderte ihn beiseite. Jetzt konnten alle sein wutverzerrtes Gesicht sehen.
    »Freu dich nicht zu früh, Thoralf Björgolfsson«, rief er. Mit beiden Händen packte er sein Schwert, dessen Knauf mit Goldintarsien verziert war. Es war eine prachtvolle Waffe und seit Generationen in der Sippe vom Vater auf den Sohn übergegangen. Das war Thoralf nicht vergönnt gewesen. Vielleicht lenkte ihn der Gedanke an Björgolf in seiner Aufmerksamkeit ab. Hoskulds Schwertspitze jedenfalls streifte seinen Arm. Der Aufschrei kam von den Frauen aus Skollhaugen. Viviane stockte der Atem. Der Riss des Hemdes färbte sich rot von Blut. Sie presste die Hände vor den Mund und unterdrückte ein Stöhnen.
    Der Kampf wurde heftiger, Hoskuld und Thoralf schlugen verbissen aufeinander ein. Nun nahm Thoralf keine Rücksicht mehr. Er sah in Hoskuld nur noch den Feind, der ihm und seiner Sippe die Existenz genommen hatte. Feige, verräterisch und gierig war Hoskuld, zudem umgeben von ebenso feigen und gierigen Menschen. Hatten nicht Ragnvald, Asgeir und Gunnardviga ihn immer wieder ihrer Gunst versichert, ihn bewundert und mit Schmeicheleien überschüttet? Dabei war es nur Neid gewesen, gepaart mit Niedertracht und bösen Taten.
    Thoralf packte das Schwert fester. »Hier, das für meinen Vater! Und das für den Raub meiner Braut! Und das für Skollhaugen! Und für das, was du Viviane angetan hast! Das für das Leid meiner Mutter! Und das für die Sklaverei meiner Schwestern!«
    Hoskuld wich mehr und mehr zurück, konnte kaum Thoralfs Hiebe abwehren. Seine prahlerische Rüstung hinderte ihn in seinen Bewegungen. Er verfluchte im Stillen diesen Nachteil. Thoralf bemerkte es und blieb stehen.
    »Leg deine Klimperrüstung ab«, forderte er ihn auf. »Ich will nicht meinen Vorteil ausnutzen.«
    Auch Hoskuld blieb stehen. »Dann bin ich schutzlos«, stellte er fest.
    »Das bin ich auch«, erwiderte Thoralf und zeigte auf den Blutfleck. »Bist du feige?«
    »Das musst du mir nicht sagen«, schnaubte Hoskuld.
    »Doch, denn dein Überfall auf Skollhaugen war feige. Der Tod meines Vaters war feiger Mord.«
    Hoskuld winkte Sven, ihm aus seiner Rüstung zu helfen. Ungeduldig stampfte er mit den Füßen auf. Jetzt war er sich sicher, Thoralf zu schlagen.
    Der Kampf wurde fortgesetzt. Auch an Hoskulds Hemd zeigten sich rote Flecken. Der Schmerz machte Hoskuld nur wütender. Thoralf bemerkte, dass Hoskuld offensichtlich im Schwertkampf geschult worden war. Es klang metallisch an seiner Brust. Hoskuld hatte zugestoßen. Seine Schwertspitze traf auf den kleinen Thor-Anhänger, den Viviane ihm geschenkt hatte. Er hielt den Stoß ab. Thoralf wich zurück. Das hätte ihn beinahe das Leben gekostet!
    Er atmete tief durch. Warum half sein verzaubertes Schwert nicht? Er kniff die Augen zu einem Spalt zusammen und fixierte Hoskuld. Der antwortete mit einem arroganten Grinsen.
    »Ach, bist du widerlich«, schnaubte Thoralf und streckte sein Schwert vor. In diesem Augenblick verfärbte sich der Himmel. Grüne Lichtschlangen züngelten über das Firmament, spiegelten sich auf der blanken Klinge.
    »Die grünen Flammen!« Viviane flüsterte, aber Raudaborsti
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