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Woelfin des Lichts

Woelfin des Lichts

Titel: Woelfin des Lichts
Autoren: Christa Kuczinski
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zu sehen. Saras suchender Blick fiel auf Michael, der sich bisher diskret im Hintergrund gehalten hatte. Sie steuerte auf ihn zu, legte ihre Hand auf seine Schulter und wartete ab, was er ihr sagen würde. Jack hatte Sara während der Fahrt in groben Zügen darüber in Kenntnis gesetzt, welche verachtenswerte Rolle Michaels Frau bei ihrer Entführung gespielt hatte. Auf Sophie war sie wirklich wütend, trotzdem musste sie sich, wenn auch widerwillig eingestehen, dass diese keinen Angriffspunkt gefunden hätte, wenn sie, Sara, ihr nicht die Möglichkeit dazu geliefert hätte.
    Für Michael empfand sie Zuneigung und in Anbetracht seiner Situation Mitgefühl und Bedauern. Hatte er seine Frau doch so sehr geliebt, dass er ihre kleinen Eskapaden ignoriert und nur das in ihr gesehen hatte, was er sehen wollte. S ara konnte ihm seine Einstellung nicht verübeln.
    „Wie wie geht es dir?“
    Ihr Nachbar antwortete knapp, jedoch nicht unhöflich: „Weißt du, Sophie und ich sind schon seit längerer Zeit nicht mehr besonders gut miteinander ausgekommen. Sie hat sich dazu entsc hlossen, unser Rudel zu verlassen.“
    Obwohl sie wusste, dass dies nicht der ganzen Wahrheit entsprach, und, da er ihre erste Frage nicht beantwortet hatte, beließ sie es dabei. Während sie ihre Hand zurückzog, lächelte sie Michael entschuldigend an. Sara wa r bewusst, dass sich sein Leben in einen Trümmerhaufen verwandelt hatte und sie nicht ganz unschuldig daran war.

    Die Wochen vergingen rasend schnell und sie war vor kurzem zu Jack hinübergezogen. Direkt nach ihrer Ankunft hatte er sie darum gebeten und das ausgesprochen, was sich Sara erhofft hatte. Nach ihrem Einzug, der innerhalb eines Tages erfolgte, gingen Handwerker ein und aus, um das Häuschen um einen weiteren Raum zu vergrößern. Marc behielt Recht mit seiner früheren Behauptung, Jack lasse gerne für sich arbeiten, da er nur bedingt über handwerkliches Geschick verfügte. Das wunderte Sara, die sich fragte, wie er es damals geschafft hatte, ihren windschiefen Zaun zu reparieren, ohne dass er kurz danach in sich zusammenfiel.
    Die fadenscheinige Argume ntation ihres Partners, er hätte so während der Umbauarbeiten mehr Zeit für sie, um mit ihr stundenlang am See zu liegen, hatte durchaus etwas für sich. Nur wunderte sie sich, dass Mina mit Hilfe von Jennifer ihr Cottage abermals herrichtete. Sara hatte ihre Lieblingsmöbelstücke in Jacks Häuschen mitgenommen, allerdings blieb genügend Mobiliar zurück, um es einem Gast gemütlich zu machen. Doch immer, wenn sich Sara anbot, den beiden Frauen während ihrer Räum- und Putzaktion behilflich zu sein, um herauszufinden, für wen alles hergerichtet wurde, hatten es die beiden überaus eilig und waren plötzlich zu beschäftigt, um ihr eine zufrieden stellende Antwort zu geben. Als sie auch noch von Mina mit einem Staubtuch über die Türschwelle hinausgetrieben und mit den Worten: „Also ehrlich Sara, du stehst nur im Weg“, bedroht wurde, gab sie endgültig auf.
    Am Abend saß sie mit Jack auf den Stufen ihres Häuschens, als ihre Blicke erneut neugierig zu den blank geputzten Fenstern auf der gegenüberliegenden Seite schweifte n. Sie wagte einen letzten Vorstoß, um herauszufinden, was dort vor sich ging.
    „Sag mal, du weißt nicht zufällig, was mit Mina und Jennifer los ist? Die Zwei halten zusammen wie Pech und Schwefel, aber irgendeinen Grund muss es doch für ihre Putzwut geben.“
    Zum wiederholten Mal an diesem Tag wurde sie enttäuscht. Jack murmelte verhalten: „Was interessieren mich die Frauen anderer Männer?“
    Bevor Sara etwas erwidern konnte, stand er auf und zog sie durch die Tür ins Haus, um ihr zu zeigen, welche Frau ihn brennend interessierte. Gegen so viel Überzeugungsarbeit hatte Sara nichts einzuwenden und entschloss sich im Weiteren das geheimnisvolle Treiben einfach zu ignorieren.
    Ihr ganzes Leben hatte sich mittlerweile grundlegend verändert. Und erst jetzt, als sie d ie Freundlichkeiten, die ihr entgegengebracht wurden, ohne Vorbehalte annehmen und sich Jacks Liebe gewiss sein konnte, spürte Sara, wie die Last der vergangenen Jahre von ihr abfiel. Sie würde sich nie wieder verstellen müssen, um akzeptiert zu werden, und das war eine völlig neue Erfahrung, an die sie sich erst gewöhnen musste.
    Das Einzige, was ihre Freude trübte, war die Tatsache, dass ein wichtiger Teil ihres früheren Lebens fehlte. Ihr Bruder wartete weiterhin auf eine umfassende Erklärung, warum sie s ich ihm
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