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Woelfin des Lichts

Woelfin des Lichts

Titel: Woelfin des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Kuczinski
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erledigen und war der Meinung, dass ich ihr dabei nur im Weg stehen würde. Somit musst du mit mir altem Mann vorlieb nehmen. Wie du siehst, bin ich etwas eingestaubt, würdest du uns etwas Kühles zum Trinken aus der Küche holen?“
    Sara nickte und betrat den Hintereingang des Cottages. Mit einem schnellen Blick erfasste sie, dass auch dieses die gleiche Raumeinteilung wie ihr neues Zuhause besaß. Der einzige Unterschied bestand in der Einrichtung. Alte Möbelstücke, Sara vermutete, dass sie aus den Jahren um die Jahrhundertwende stammen könnten, füllten die kleinen Räume fast gänzlich aus. Abgetretene Keshan-Teppiche, die vor langer Zeit sicherlich teuer gewesen waren, bedeckten die hellen Holzböden. Die Wände, rustikal verputzt und in hellen Farben gehalten, rundeten das Bild ab, in eine andere längst vergangene Epoche eingetreten zu sein.
    Sie kam an einem kleinen Raum vorbei, der ihre Neugier auf sich zo g. In ihrem Häuschen gab es ebenfalls ein solches Zimmer, das sie derzeit als Abstellraum nutzte. Allerdings wunderte sie sich, dass die Zimmertür auch hier, nicht wie alle weiteren aus weichen Kiefern, sondern aus stabilem Eichenholz bestand. Nachdenklich berührte sie diese mit der Hand, zuckte ratlos mit der Schulter und wandte sich der Küche zu.
    In dieser dominierte ein wuchtiger Holztisch, der, so wie Sara es als Laie erkennen konnte, von Jafa hergestellt worden sein musste. Die beige, blitzblanke Küchenzeile, die sich über eine ganze Wandbreite erstreckte, machte ebenso einen alten, abgenutzten Eindruck. Das einzig Neue, das ihr ins Auge fiel, war ein großer klobiger Kühlschrank, der in diesem Raum völlig deplatziert wirkte. Sie öffnete die Tür und entnahm eine Flasche Bier und eine Dose Cola für sich selbst. Gerade als sie die Küche verlassen wollte, wurde sie von einem Gemälde, das halb verborgen hinter der geöffneten Tür hing, magisch angezogen. Gebannt trat sie näher und musterte das Bild, das in einem verschnörkelten Holzrahmen steckte. Die Farbenvielfalt von Grüntönen in allen Nuancen sah irritierend lebensecht aus. Sara erkannte den Wald und die Lichtung darauf. Sie spürte, wie ihr eine Gänsehaut den Rücken hinablief, obwohl es im Zimmer stickig und dementsprechend warm war. Ungläubig weiteten sich ihre Augen, während sie weitere Details erfasste. Erst jetzt sah sie die Schattenumrisse, die mit dem Hintergrund der Bäume verschmolzen, sodass Sara sie fast übersehen hätte. Oder wollte der Maler, dass sie von ungeübten Augen nicht wahrgenommen werden sollten?
    Dass Sara sie lokalisierte, lag vermutlich daran, dass sie besonders scharf sehen konnte, was dem Erbe ihres Wolfswesens entsprach.
    Je genauer sie hinsah umso mehr Einzelheiten lösten sich aus dem Hintergrund. Sie sog die Luft durch die Zähne, als sie fünf Wölfe erkannte, die geduckt auf die Lichtung zu schlichen und sich nur in Größe, Statur und Fellfarbe voneinander unterschieden. Einer der abgebildeten Tiere faszinierte und erschreckte Sara gleichermaßen. Er war der größte unter den Wölfen und saß mitten auf der Lichtung. Das Mondlicht hüllte den Wolf in ein fahles Licht. Ein schwarzer Strich, der sich über den gesamten Rücken des Tieres zog, erinnerte Sara an die vergangene Vollmondnacht.
    Ist e s nur ein Zufall?, fragte sie sich verwirrt und trat dichter an die Malerei heran.
    Der Wolf blickte geradewegs dem Himmel entgegen. Es sah so real aus, dass Sara meinte, den tiefen leidenschaftlichen Gesang, den er von sich gab, hören zu können. Sie schüt telte die Benommenheit, die sich während der Betrachtung über sie gelegt hatte, ab und gab sich einen Ruck.
    Es könnte auch völlig harmlos sein , dachte sie, sich selber beruhigend. Warum soll nicht jemand Naturverbundenes ein Bild mit einem Wald voller Wölfe an seiner Wand hängen haben?
    Hastig schritt sie durch die Hintertür in den Garten, blinzelte, bis sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnten und reichte Jafa sein Bier. Nachdenklich nippte sie an ihrem Getränk. Noch immer waren die Härchen ihrer Arme aufgestellt, doch dies rechnete sie der eiskalten Cola zu und nicht dem mulmigen Gefühl, dass sie beschlichen hatte. Sie bemerkte nicht, dass Jafa, der sich über ihre Schweigsamkeit nicht zu wundern schien, sie aus den Augenwinkeln beobachtete.
    Kurz darauf brach Sara das Schweigen: „Ich habe in eurer Küche ein Bild gesehen... Es handelt sich dabei um diesen Wald, oder?“
    Sie unterstrich ihre Annahme mit einer

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