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Wodka und Brot (German Edition)

Wodka und Brot (German Edition)

Titel: Wodka und Brot (German Edition)
Autoren: Mira Magén
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gewöhnt hatten, wich Besorgtheit. Er schaute uns nach, wenn wir ins Auto stiegen, und man sah ihm die Erleichterung an, wenn wir zurückkamen. An einem der Tage hielt er mich an, als ich auf dem Weg war, und fragte von seinem Fenster aus, ob mein Mann beim Mossad oder beim Außenministerium arbeite, denn er habe ihn lange nicht mehr gesehen. Ich sagte, mein Mann arbeite bei seinem Sohn. Er erschrak, er fürchtete, zwischen den beiden könnte es zu einer konspirativen Beziehung gegen die Schuhe kommen, und erst als ich ihm erzählte, was meinem Mann passiert war und unter welchen Umständen er zu Amos gekommen war, beruhigte er sich.
    »Das ist eine seelische Erkrankung. Wenn Sie wollen, ich habe den Namen eines großen Psychiaters, Schoschana hat mir mal einen Termin bei ihm gemacht. Ich habe ihr gesagt, sie soll mich nicht verrückt machen, und bin nicht hingegangen.«Er wunderte sich nicht, aber sein Gesicht fiel zusammen, als ich ihm mitteilte, dass wir zu Amos fahren würden, zum Hof.
    »Kommen Sie am Abend zurück?«
    »Das weiß ich noch nicht, wir werden sehen.«
    »Ich wünsche Ihnen viel Glück«, sagte er zornig und ballte die Hand auf dem Fensterbrett. Seit ich zugestimmt hatte, die Vormundschaft für die Schuhe zu übernehmen, wollte er mich hier, an seiner Seite, er fürchtete um die hilflosen Zwillinge, die er in der Schublade mit der Bettwäsche versteckt hatte. Er beobachtete, wie wir ins Auto stiegen, winkte uns mit einer sparsamen Bewegung einer Hand zum Abschied zu, mit der anderen wischte er sich Regentropfen vom Kopf. Der Junge winkte ihm mit beiden Händen zu und rief: »Auf Wiedersehen, Herr Levi, auf Wiedersehen … Sie werden nass, Herr Levi … passen Sie auf, wenn Sie krank werden, muss man Sie noch einmal operieren …«
    Der Regen prasselte auf die Windschutzscheibe, die Scheibenwischer teilten die Tropfen nach links und nach rechts, der Junge saß angeschnallt hinten in seinem Sitz, beobachtete die Wasserstreifen und war glücklich. Ich erzählte ihm, dass sein Vater auf dem Hof war, und während er ganz aus dem Häuschen geriet vor Freude, sagte ich: »Es kann sein, dass Papa sich nicht wirklich freut, er hat noch immer keine Emotion im Blut.« Er betrachtete den Regen und strahlte, trotz meiner Warnung. »Wie schön, wir treffen Papa …«
    Warum lasse ich die Dinge nicht geschehen, wie sie geschehen wollen, er wird die Apathie eines Vaters erleben, na und, er wird seinen rasierten Schädel sehen, seine Magerkeit. Was sein wird, wird sein, alles hat eine Grenze, ichkann die Zukunft nicht steuern, ich kann das Treffen nicht inszenieren und seine Reaktion nicht arrangieren.
    Ich betrachtete ihn im Rückspiegel über mir, er war noch immer glücklich. Nimm es, wie es ist, sagte ich mir, eine Mutter und ein Sohn und Glück, von dem man nicht wissen kann, wie lange es anhält. Eine wunderbare Gelegenheit, Gott etwas zu überlassen und der Vorsehung einen beschränkten Kredit einzuräumen. Und die Vorsehung gab sich für uns Mühe, solange wir unterwegs waren. Der Regen hörte auf, die Welt war frisch gewaschen, die Sicht klar, der Verkehr gering, Wolken bedeckten den Himmel, aber nicht ganz, da und dort rissen sie auf, blaue Streifen waren zu sehen, Sonnenstrahlen brachen hervor und ließen uns glauben, dass die Welt in guten Händen war. Und obwohl ich mich bezüglich meiner Beziehung zum Schöpfer noch nicht entschieden hatte, wandte ich mich an ihn und sagte das Gebet des Weges: »… möge es Dein Wille sein, uns in Frieden zu leiten, unsere Schritte auf den Weg des Friedens zu richten und uns wohlbehalten zum Ziel unserer Reise zu führen … Lass uns Gnade und Barmherzigkeit vor Deinen Augen finden; Verständnis und Freundlichkeit bei allen, die uns begegnen.«
    Bei allen, die uns begegnen. Amos und Gideon, zwei Hunde, drei Pferde und eine Katze.
    Sie standen beide oben auf dem Hügel, Amos streckte die Hand zum Hang aus und sprach, Gideon folgte mit dem Gesicht der Hand, mager, kahl, mit hängenden Schultern.
    »Da ist Papa«, sagte ich und fuhr langsamer, damit er Zeit hatte, sich an seine Verwunderung zu gewöhnen. Er rieb sich die Augen. »Aber Mama, das …«
    Wir verdienten nach Ansicht der Hunde weder Gnadenoch Barmherzigkeit. Sie lagen an der Kette und bellten uns entgegen und sprangen herum. Der Cowboy und der ehemalige Jurist hörten das Gebell, drehten sich um und sahen uns. Die Hände des Juristen blieben in den Taschen versunken, die des Cowboys winkten uns zur
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