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Woche voller Samstage

Woche voller Samstage

Titel: Woche voller Samstage
Autoren: P Maar
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falsch:
    »Schlaf, Papa, schlaf!
    Die Rotkohl ist ein Schaf.
    Das Sams, das schüttelt’s Bäumelein,
    da fällt herab ein Zentnerschwein.
    Schlaf, Papa, schlaf!
    Ruh, Papa, ruh!
    Die Rotkohl ist ’ne Kuh.
    Das Sams, das schüttelt’s Ofenrohr,
    da kriecht ein Elefant hervor.
    Ruh, Papa, ruh!«
    Mit einem Mal war Herr Taschenbier hellwach und setzte sich im Bett auf. Draußen schien schon die Sonne. Es war früher Morgen, Sonntagmorgen. Und neben ihm im Bett saß das Sams und sang. Jetzt fiel ihm alles wieder ein: Gestern hatte er ja dieses Wesen mitgebracht, dieses ständig lärmende Sams, das er beim besten Willen nicht mehr loswurde.
    »Du bist ja immer noch da«, seufzte er.
    »Natürlich, Papa.« Das Sams nickte.
    »Warum hast du denn so laut gesungen?«, fragte Herr Taschenbier vorwurfsvoll.
    »Das war ein Schlaflied für dich, Papa. Hast du nicht gehört:
    Horch, Papa, horch!
    Die Rotkohl ist ein Storch ...«
    »Sei still, gleich kommt Frau Rotkohl und kündigt mir!«
    »Das kann sie nicht!«
    »Warum soll sie nicht können?«
    »Weil sie nicht hereinkann. Ich habe die Tür abgeschlossen. Da ist der Schlüssel.«
    »Gib sofort den Schlüssel her! Wenn sie nicht ins Zimmer kann, ist sie stocksauer und schimpft wie ein ...«
    »Wie ein Regenwurm?«, fragte das Sams.
    »Gib sofort den Schlüssel her!«, befahl Herr Taschenbier statt einer Antwort.
    »Hol ihn dir doch, Papachen«, lachte das Sams und kletterte flink auf den Schrank. Dort oben balancierte es den Schlüssel auf seinem Rüssel.
    Herr Taschenbier sprang aus dem Bett, griff nach dem Spazierstock und versuchte, das Sams vom Schrank herunterzuangeln.
    In diesem Augenblick pochte es an seine Tür, und Frau Rotkohl rief von draußen:
    »Unerhört! So eine Frechheit! Was soll der ruhestörende Lärm mitten in der Nacht? Noch ein Ton, und Sie können sich Ihr Mittagessen selber machen, Herr Flaschenbier!«
    Ehe Herr Taschenbier antworten konnte, schrie das Sams vom Schrank oben zurück:
    »Es ist gar nicht mitten in der Nacht, Frau Rosenkohl. Sie lügen ja, die Sonne scheint.«
    Dabei ahmte es die Stimme von Herrn Taschenbier so gut nach, dass Frau Rotkohl selbst dann kein Unterschied aufgefallen wäre, wenn sie im Zimmer gestanden hätte.
    Einen Augenblick blieb es draußen ruhig. Wahrscheinlich musste sie sich erst von ihrer Verblüffung erholen. Dann schrie sie los: »Das ist der Gipfel! So eine Unverschämtheit! Sie sind ja betrunken, Herr Flaschenbier!« Dabei rüttelte sie an der Türklinke und versuchte, ins Zimmer zu kommen.
    »Selber betrunken, selber betrunken!«, schrie das Sams und hopste vor Vergnügen auf dem Schrank herum.
    »Machen Sie sofort die Tür auf, oder ich hole die Polizei!«, schrie Frau Rotkohl noch wütender von draußen.
    »Ich kann nicht ...«, rief Herr Taschenbier und versuchte, das Sams vom Schrank zu zerren.
    »... kann nicht verstehen, warum ich aufmachen soll, Frau Grünkohl«, ergänzte das Sams mit der Stimme von Herrn Taschenbier.
    »Sie wollen nicht? Das Zimmer gehört mir!«, schrie Frau Rotkohl von draußen.
    »Warum muss ich eigentlich jeden Monat Geld für das Zimmer bezahlen, Rotköhlchen?«, flötete das Sams.
    »Das ist die Miete. Außerdem verbitte ich mir Ihre Bezeichnungen. Ich heiße Rotkohl, verstanden?«
    »Wenn ich Miete bezahle, habe ich das Zimmer gemietet, und wenn ich ein Zimmer gemietet habe, darf ich es auch abschließen«, erklärte das Sams durch die verschlossene Tür.
    Darauf wusste Frau Rotkohl wohl nichts mehr zu sagen. Jedenfalls dauerte es eine Weile, bis sie schließlich rief:
    »Sie bekommen heute von mir kein Mittagessen! Nach diesen Frechheiten nicht!«
    »Aber Frau Rotkohl!«, rief Herr Taschenbier. Er hatte es aufgegeben, das Sams fangen zu wollen.
    Sofort fuhr das Sams mit Herrn Taschenbiers Stimme fort: »Aber Frau Blaukohl, aber Frau Grünkohl!«
    »Unverschämter Lümmel, Sie wissen genau, dass ich Rotkohl heiße, Herr Flaschenbier«, fing sie wieder an zu schimpfen.
    »Unverschämter Lümmel, Sie wissen genau, dass ich Taschenbier heiße, Frau Rotkohl«, rief das Sams zurück.
    Draußen blieb es still. Sicher war ihr die Puste ausgegangen.
    Das Sams kletterte vom Schrank herunter, tanzte im Zimmer herum und sang:
    »Frau Rosenkohl
    ist innen hohl!
    Frau Rosenkohl
    ist innen hohl!«
    »Für diese Beleidigung werden Sie mir büßen«, rief Frau Rotkohl durch die Tür.
    »Welche Beleidigung?«, fragte das Sams.
    »Sie haben gesungen: ›Frau Rosenkohl ist innen hohl.‹ Ich habe
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