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Woche voller Samstage

Woche voller Samstage

Titel: Woche voller Samstage
Autoren: P Maar
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Mars. Das können Sie mir glauben. Ich kenne mich aus. Ich bin Studienrat, Studienrat Groll!«
    Sofort begann das Lebewesen, von dem die Rede war, auf dem Boden herumzuhüpfen. Dabei sang es:
    »Studienrat, Studienrat
    hat den ganzen Kopf voll Draht!
    Studienrat Groll
    hat den Kopf mit Draht voll!«
    Dann setzte es sich hin, faltete die Hände über dem Bauch zusammen und schaute wieder frech in die Runde.
    »Sofort hörst du mit dem albernen Gesinge auf!«, rief der Studienrat empört.
    Statt einer Antwort streckte ihm das Wesen eine lange, gelbe Zunge heraus.
    »Sag uns sofort, wie du heißt!«, befahl er dann.
    Das Wesen lachte. Dann hüpfte es wieder im Kreis herum und sang:
    »Ihr seid alle dumm,
    dumm, dumm, dumm!
    Drum tanz ich hier herum,
    rum, rum, rum!«
    Der Studienrat wurde immer wütender.
    »So, so, wir sind dumm! Und du bist natürlich das klügste Wesen auf der Welt«, sagte er. »Und warum sind wir alle angeblich so dumm?«
    »Ich weiß, wer du bist, aber du weißt nicht, wer ich bin«, lachte das Wesen. Dann begann es wieder zu singen:
    »Keiner weiß,
    wie ich heiß.
    Furchtbar dumm
    stehn sie rum.
    Keiner weiß,
    wie ich heiß.«
    »Wenn du glaubst, wir probieren alle Namen aus, dann hast du dich getäuscht«, sagte Studienrat Groll zornig.

    »Wir spielen hier doch nicht Rumpelstilzchen. Wenn du uns nicht sagen willst, wer du bist, dann werden wir eben die Polizei holen.«
    »Die Polizei!«, sagte das kleine Wesen. »Ihr glaubt doch nicht, dass die Polizei weiß, wie ich heiß.«
    »Aber ich weiß es vielleicht«, platzte Herr Taschenbier heraus. Mit einem Mal war ihm ein Gedanke gekommen. Wie war das doch gewesen: am Sonntag Sonne, am Montag Herr Mon, am Dienstag Dienst, am Mittwoch Wochenmitte, am Donnerstag Donner, am Freitag frei – und heute war Samstag.
    Am Samstag Sams! Das war’s!
    »Du bist bestimmt ein Sams!«, sagte er entschieden.
    Das kleine Wesen am Boden bekam vor Staunen tellergroße Augen und sperrte das Maul auf, dass man meinte, es wolle gleich einen ganzen Laib Brot auf einmal verschlingen.
    »Wie hast du das herausgefunden? Woher weißt du, dass ich ein Sams bin?«, fragte es kleinlaut.
    »Man muss nur logisch denken können – wie ein Privatdetektiv«, sagte Herr Taschenbier und sah sich stolz um.
    Da geschah etwas Unerwartetes: Das Sams kletterte geschwind wie ein Äffchen an Herrn Taschenbier hoch, kuschelte sich in seinen Arm und sagte:
    »Ja, mein Papa kann logisch denken. Ihr nicht. Ihr seid alle dumm!«
    Dann steckte es den Daumen in den Mund und begann schmatzend daran zu lutschen.
    »Sie hätten ja gleich sagen können, dass es Ihr Kind ist«, sagte Herr Groll wütend und ging davon.
    »Aber ...«, fing Herr Taschenbier an.
    »Das ist die heutige Erziehung«, sagte eine Dame. »Das Kind singt Spottverse auf anständige Leute, und der Vater steht dabei und freut sich noch!«
    »Aber ...«, fing Herr Taschenbier noch einmal an. Das Sams streckte seine Finger aus und hielt ihm einfach den Mund zu.
    Und ehe Herr Taschenbier irgendetwas erklären konnte, waren die Leute weitergegangen, und er stand allein auf der Straße – mit einem Sams auf dem Arm.

    »Warum sagst du immer ›Papa‹ zu mir? Das finde ich frech«, sagte Herr Taschenbier und war richtig ein bisschen wütend.
    »Wieso?«, fragte das Sams und nahm vor Staunen den Finger aus dem Mund. »Du bist doch jetzt mein Papa.«
    »Ich bin überhaupt nicht dein Papa! Ich heiße Taschenbier und wohne da vorn. Ich habe kein Kind, dafür gibt es Zeugen«, rief Herr Taschenbier und hätte am liebsten das Sams von seinem Arm heruntergeschüttelt.
    Aber das Sams klammerte sich ganz fest, und es sah aus, als ob es gleich weinen würde, als es sagte: »Das ist doch immer so bei Samsen. Wenn einer errät, dass man ein Sams ist, dann gehört ihm das Sams. Dann muss er das Sams bei sich wohnen lassen und ihm zu essen geben.«
    »Bei sich wohnen lassen?«, fragte Herr Taschenbier entsetzt. Er dachte an Frau Rotkohl. »Das ist unmöglich. Außerdem weiß ich gar nicht, was Samse essen.«
    »Alles, Papa, alles«, erwiderte das Sams und nagte an der Jacke von Herrn Taschenbier. Ehe der etwas sagen konnte, hatte ihm das Sams schon den Kragen von der Jacke gefressen.
    »Hörst du sofort auf, an meiner Jacke zu knabbern!«, rief er erschrocken.
    »Stoff schmeckt aber gut«, sagte das Sams mit vollem Mund und langte nach dem Hut von Herrn Taschenbier.
    »Ich will nicht, dass du meine Sachen auffrisst«, rief der und versuchte
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