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Wo mein Herz zu Hause ist

Wo mein Herz zu Hause ist

Titel: Wo mein Herz zu Hause ist
Autoren: MARY J. FORBES
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Haare, und Addie dachte daran, wie sie ihm früher diese widerspenstige Strähne zärtlich aus der Stirn gestrichen hatte. Früher …
    „Wir haben uns lange nicht gesehen“, bemerkte er, als sie ihn weiterhin nur stumm anstarrte.
    Sie versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. „Was willst du?“
    „Ich wollte nur Hallo sagen“, erklärte er.
    „Tja, das hast du ja nun.“
    „Ich …“ Nervös sah er sich um. Seinen Augen hatten dieselbe Farbe wie früher, ein warmes Honigbraun.
    Dann deutete er zu seinem Haus hinüber. „Meine Tochter und ich sind heute dort drüben eingezogen.“
    „Ja. Ich habe die Möbelwagen gesehen. Und Becky hat meine Tochter schon kennengelernt.“
    Unwillkürlich betonte sie das „meine“. Seine Tochter kam ganz nach ihm, so wie Michaela mehr ihrem Vater ähnelte. Doch niemand würde ihr jemals ihre zweite Tochter nehmen.
    „Ich weiß.“ Er bückte sich, um einen Stapel der Wabenrahmen aufzuheben. „Deshalb bin ich ja gekommen. Ich wollte nur sichergehen, dass sie nicht gestört hat.“
    Aha, daher weht also der Wind, dachte Addie. Er will nicht fragen, wie es mir geht, oder mir seine Familie vorstellen. Nein, er will nur sichergehen, dass es nicht auf ihn zurückfällt, wenn seine Tochter etwas anstellt.
    Das sah Skip ähnlich. Vor dreizehn Jahren hatte er die Stadt verlassen, und nun kehrte er zurück, als wäre nichts gewesen. Dass es sie damals beinah umgebracht hatte, als er sie sitzen ließ, interessierte ihn wohl nicht.
    Kümmerte es ihn überhaupt, dass sie dreiundzwanzig Stunden lang in den Wehen gelegen hatte, nur damit man ihr das Kind aus den Armen riss, kaum, dass sie einen Blick darauf geworfen hatte?
    „Ich habe zu tun“, erklärte sie und nahm ihm die Rahmen ab. „Und du musst sicher auch wieder nach Hause zu deiner Familie.“
    Bestimmt fragte sich seine Frau schon, was er drüben bei der Nachbarin zu tun hatte, die an einem heißen Sommertag verblichene Jeans, ein langärmliges T-Shirt und alte Lederstiefel trug.
    „Becky und ich sind allein. Und sie ist dabei, ihr Zimmer einzurichten. Du weißt ja, wie Mädchen sind. Sie können sich mit so etwas stundenlang beschäftigen.“
    Als sie ihn weiterhin finster anstarrte, trat er einen Schritt zurück. „Addie, ich …“
    Energisch schüttelte sie den Kopf. „Nein. Das ist kein senti mentales Wiedersehen. Ich will nicht, dass du herkommst.“ Und mir von deinem Kind und deinem Leben erzählst.
    Als er den Mund aufmachte, hob sie eine Hand. „Keine Diskussionen. Du hast dich vor dreizehn Jahren entschieden. Bleiben wir dabei.“
    „Es tut mir leid.“
    Sie lachte bitter. „Was tut dir leid? Dass du auf die Insel zurückgekehrt bist? Dass du vorbeischaust, als wäre nie etwas gewesen? Dass deine Tochter unverhofft vor meiner Tür steht?“
    „Alles“, erwiderte er und schluckte schwer. „Von Anfang an.“
    Wenn er nicht bald ging, würde sie ihm einen der Rahmen an den Kopf werfen. „Bitte geh nach Hause. Geh zurück zu deinem Landsitz und … tu, was du eben so machst.“
    Damit drehte sie sich um und marschierte zum Schuppen, um weitere Rahmen zu holen, bis ihr einfiel, dass bereits alle im Wagen lagen. Auch egal; sie würde schon etwas anderes finden, was sie mitnehmen konnte.
    Skip blieb an ihrer Seite. „Addie, wir sind jetzt Nachbarn, und ich habe nicht vor, so bald wieder umzuziehen. Können wir die Vergangenheit nicht einfach hinter uns lassen?“
    Wütend drehte sie sich zu ihm um. „Na, das ist ja mal eine tolle Idee. Und verrätst du mir vielleicht auch, wie das gehen soll? Wie vergisst man die Vergangenheit, he? Du bist doch ein wahrer Meister darin. Macht man das in zwölf Schritten, wie die Anonymen Alkoholiker? Oder gibt’s noch einen besseren Trick?“
    Normalerweise war sie nicht zynisch, doch in diesem Fall störte es sie nicht, wenn sie seine Gefühle verletzte.
    Er blinzelte erschrocken, und ihr fiel wieder einmal auf, wie lang und dunkel seine Wimpern waren. „Du hast dich verändert.“
    „Oh ja, da kannst du Gift drauf nehmen. Man nennt es ‚erwachsen werden‘.“ Addie stieß die Schuppentür so heftig auf, dass diese an die Wand krachte. „Solltest du auch mal versuchen.“
    „Glaubst du, mein Leben war ein Zuckerschlecken?“
    Sie hörte den ärgerlichen Unterton sehr wohl, doch da war er bei ihr an der falschen Adresse. „Mir ist dein Leben so was von egal. Jedenfalls, solange du dich aus meinem raushältst.“
    Mit seinen breiten Schultern füllte er den ganzen
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