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Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Titel: Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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und erreichten keine zwei Minuten später das Ufer eines kleinen Sees. Sie entdeckten Linus sofort – sein roter Anorak im Wasser leuchtete so hell wie eine Signalboje. Finja riss die Augen auf. Erschrocken hielt sie sich die Hand vor den Mund. “Mein Gott, Linus! Sander, wir müssen ihm helfen!”
    Doch dieser Aufforderung hätte es nicht bedurft, wie ihr sogleich klar wurde. Noch im Laufen zog Sander Jacke und Schuhe aus.
    Dann hechtete er mit einem flachen Kopfsprung in den See.
    Auch Finja lief über die Wassergrenze hinaus, bis das kalte Nass ihr bis zu den Hüften stand. Dann blieb sie schließlich stehen und rang verzweifelt die Hände. Sie war längst nicht so ein guter Schwimmer wie Sander und hätte ihn bei seiner Rettungsaktion vermutlich nur behindert. Sie wusste: Wenn jemand etwas von den Tücken des Wassers verstand, dann ihr Ehemann.
    Dennoch war sie außer sich vor Sorge. Sander hatte mit einigen kräftigen Kraulzügen jetzt fast die Stelle erreicht, an der Linus verzweifelt versuchte, sich an der Wasseroberfläche zu halten.
    Mit angehaltenem Atem und heftig klopfendem Herzen stand sie da. Die Kälte des Wassers kroch durch ihren Körper, doch sie spürte sie kaum. Alles, woran sie denken konnte, war Linus. Zum ersten Mal seit langer, langer Zeit betete Finja.
    Sekunden später packte Sander den Fünfjährigen am Anorak, nahm ihn in den Rettungsschwimmergriff und kehrte mit kraftvollen Zügen ans Ufer zurück. Finja rannte ihm entgegen und half ihm, den Jungen an Land zu bringen.
    Linus war tropfnass, völlig durchgefroren und hustete Wasser. Doch davon abgesehen schien er mit dem Schrecken davongekommen zu sein. Vor Erleichterung strömten Finja Tränen über die Wangen. Sie umarmte den Kleinen so fest, als wolle sie ihn nie wieder loslassen.
    “Komm”, sagte Sander und strich ihr sanft übers Haar. “Gib ihn mir, ich trage ihn zum Wagen.”
    Ein so tiefes Gefühl von Dankbarkeit stieg in Finja auf, dass es ihr fast die Kehle zuschnürte. Sander hatte Linus gerettet. Was auch immer die Zukunft bringen mochte – das würde sie ihm niemals vergessen.
    Als sie etwa zwei Stunden später nach Hause zurückkehrten, wurden sie bereits von Linus’ Großeltern erwartet. Finja hatte Sybilla und Mats sofort angerufen und sie darüber informiert, dass Linus sich sicher und wohlbehalten in ihrer Obhut befand, ehe Sander und sie mit ihm zum Arzt gefahren waren, um ihn von Kopf bis Fuß durchchecken zu lassen. Zum Glück schien der Kleine mit einer leichten Unterkühlung und dem Schreck davongekommen zu sein. Und auch wenn das Verhalten der Bjorkmans mehr als schäbig gewesen war, sie sollten nicht länger als nötig um ihren Enkel bangen.
    Sybilla Bjorkman brach in Tränen aus, als Linus aus dem Wagen stieg. “Junge”, stieß sie mit erstickter Stimme aus. “Mein Gott, wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht! Wo hast du denn bloß gesteckt?”
    “Er hat versucht, in einem alten Boot ans andere Ufer des Sees überzusetzen”, erklärte Finja und blickte nicht ohne Stolz in Sanders Richtung. “Sander hat ihn aus dem Wasser gefischt, als das Boot kenterte. Wäre er nicht gewesen …”
    Mats streichelte Linus erstaunlich sanft übers Haar, dann trat er auf Sander zu und reichte ihm die Hand. “
Tack”
, sagte er. “Ich weiß, dass du allen Grund hast, uns für skrupellose Menschen zu halten, doch wir wollten nie, dass unserem Enkel etwas zustößt. Aber inzwischen wissen wir, dass wir alles falsch gemacht haben.” Er wandte sich an Finja. “Auch dir haben wir zu danken, und … Nun, ich denke, es ist an der Zeit, dass du dies hier bekommst.” Er überreichte Finja ein zweimal zusammengefaltetes Blatt Papier. “Susanna hat es zufällig gefunden, und als sie erkannte, worum es sich handelt, an uns weitergegeben.”
    “Was ist das?” Ohne es genauer anzusehen, reichte sie es an Sander weiter, weil sie die Hände freihaben wollte, um Linus hochzunehmen. “Nun, ich schaue es mir später an. Jetzt setze ich erst einmal Tee auf – nach den Aufregungen der vergangenen Stunden können wir wohl alle einen gebrauchen.”
    Mit nachdenklich gerunzelter Stirn folgte Sander den anderen ins Haus. Er war genauso glücklich darüber, dass Linus wohlbehalten zu ihnen zurückgekehrt war, wie Finja. Dennoch wunderte es ihn ein wenig, dass sie, nach allem, was passiert war, den Bjorkmans so einfach verzeihen konnte.
    Das passte ganz einfach nicht zu der Frau, die kaltblütig die Abtreibung ihres Kindes
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