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Wo die Toten ruhen - Psychothriller

Titel: Wo die Toten ruhen - Psychothriller
Autoren: PeP eBooks
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bist erst« - sie schaute auf die Uhr - »seit drei Minuten hier.«
    »Du hast angefangen.«
    »Also sollte ich auch das letzte Wort haben.«
    Kat nickte. »Beende eine Sache immer so, wie du sie angefangen hast. Daran erinnere ich mich noch aus dem einzigen Kurs in Kreativem Schreiben, den ich auf der Long Beach State mal belegt habe.«
    »Ich habe dir ein Putensandwich auf Roggenbrot bestellt, okay?«
    Kat nickte noch einmal, nahm die Serviette und legte sie neben ihren Teller. Sie beschloss, auf dem Heimweg noch irgendwo eine Flasche Wein zu kaufen. In letzter Zeit überstand sie die Abende sehr viel leichter, denn sie hatte sich angewöhnt, sich einen hinter die Binde zu gießen. Ja, an diesem Abend würde sie zweifellos das fünfte Gebot Buddhas gegen Rauschmittel brechen, denn sie schien keine Kontrolle über nichts mehr zu haben, doch das Wichtigste war, auf dem Weg zu sein und jederzeit ihr Bestes zu geben. Im Augenblick trank sie Kaffee und verletzte kein einziges Gebot, sie war in keinen sexuellen Fehltritt verwickelt, sie klaute nicht, und sie betrank sich auch nicht mit Chardonnay, sondern sammelte Pluspunkte, um sich am Abend dann ordentlich die Kante zu geben.
    Jacki war gerade in Mutterschaftsurlaub gegangen und wurde
jetzt, wo sie keine Arbeit hatte, in die sie ihre außerordentlichen Energien stecken konnte, ziemlich lästig. Sie rief Kat ein halbes Dutzend Mal am Tag an.
    Kat lehnte sich in dem blauen Korbsessel zurück. Im Grunde war es ihr egal. Abgesehen von ihrer Arbeit und von Jacki war in ihrem Leben im Augenblick nicht viel los. Die Anrufe ihrer Schwester gaben ihr ein Gefühl von Normalität. »Ich liebe die Luft hier«, sagte sie und atmete tief durch, als eine Brise vom Meer über die Veranda wehte. »Ich habe gehört, in San Bernardino hatte es gestern zweiundvierzig Grad. Stell dir mal vor, nächsten Monat dort zu sein, im September, wenn es erst richtig heiß wird. Wir können uns glücklich schätzen, an der Küste zu leben. Es heißt, in der Nähe großer Gewässer sei die Luft schwerer oder so, und das soll gesünder sein.«
    »Weniger Läuse, habe ich gehört.«
    »Frag Raoul, und frag ihn auch wirklich nach Läusen. Er kennt ja diese ganzen wissenschaftlichen Fakten.« Kate warf einen Blick auf die Tische in ihrer Umgebung, doch um diese Tageszeit saßen hier nur Frauen wie sie und Jacki. Der käsige, dickliche Kellner war kein bisschen sexy, und sein Hemd klaffte so weit auf, dass der Rand einer blauen Tätowierung zu erkennen war, deren Rest sie gar nicht sehen wollte. Es befreite sie von dem Druck, sich seiner Gegenwart bewusst sein zu müssen oder sich fragen zu müssen, was er wohl von ihr hielt.
    »Hey, weißt du was, Kat«, sagte Jacki gerade und wies mit einer Geste auf den wolkenlosen Himmel und das Meer, »wenn man schon sonst nichts über uns sagen kann, wenn wir sterben, kann man zumindest sagen, wir sind immerhin aus Whittier rausgekommen.«
    »So was zu sagen ist aber typisch Whittier«, meinte Kat.
    Sie lachten. Sie waren in einem zweistöckigen Haus mit einem Wohn-Ess-Zimmer aufgewachsen, drei Schlafzimmern
und Fenstern, die stets mit dunklen Vorhängen gegen die hei ße, staubige Außenwelt verschlossen gewesen waren. Die Stadt war für sie zum Sündenbock geworden. In der Vergangenheit, an die ihre Eltern sich wehmütig erinnerten, lange vor ihrer Zeit, hatte es Orangenhaine gegeben, bevor die Veteranen des Zweiten Weltkriegs mit ihren neuen Frauen und ihren großen Familien gekommen waren, gierig auf sichere, billige Häuser. Die alte Quäkerstadt fünfzig Kilometer von der Küste entfernt war zu einer x-beliebigen Schlafstadt verkommen, mit Wohnsiedlungen, die fast die Vorstadt sprengten, eine Vorstadt, die das gesamte Becken ausfüllte - und L. A. war.
    »Wenn Daddy doch nur erlaubt hätte, dass wir die Bude renovieren … und eine …«
    »Klimaanlage installieren«, beendete Kat den Satz. »Gott, er hat uns echt was auferlegt, und damit meine ich nicht seinen Sinn für Humor.« Kat und Jacki hielten ihre Wohnungen im Sommer kühl. Lieber würden sie sich beim Essen einschränken als auf die Klimaanlage zu verzichten.
    »Weißt du noch? Er sagte, es ginge darum, die Welt zu retten, wo er doch eigentlich nur genug sparen wollte, um seiner Freundin einen Camaro kaufen zu können«, sagte Jacki.
    »Den sie dann mitgenommen hat. Wir haben ihr nie genug gedankt dafür, dass sie ihn verlassen hat.«
    »Du hast das ziemlich gut gemacht. Selbst Ma hat sich königlich
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