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Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht

Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht

Titel: Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
Autoren: Lesley Pearse
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falls ein Notfall eintreten sollte. Du benimmst dich so, als wäre dies hier ein Hotel und dein Vater und ich Angestellte, die dich bedienen.«
    Fifi verdrehte die Augen; das war eine Bemerkung, die ihre Mutter mit monotoner Regelmäßigkeit vorbrachte. »Mum, ich bin müde, und ich friere. Es tut mir leid, dass ich dich nicht angerufen habe und dass Carol meine Nachricht nicht bekommen hat, und ich entschuldige mich für alles andere, was ich getan haben könnte, um dich zu verärgern. Darf ich jetzt ins Bett gehen?«
    Clara Brown drehte sich um und stolzierte zurück ins Wohnzimmer, ohne ihrer Tochter auch nur eine gute Nacht zu wünschen.
    Fifi ging direkt nach oben und hoffte inbrünstig, dass Patty bereits schlief, da ihr der Sinn nicht nach einem weiteren Verhör stand.
    Fifi hatte Dan an jenem Abend zum Lachen gebracht, indem sie ihm erzählt hatte, wie schwierig sie als Kind gewesen war, und sie zweifelte nicht daran, dass er glaubte, sie habe übertrieben. In Wirklichkeit hatte sie die Wahrheit jedoch heruntergespielt. Es lag nicht nur an ihrem seltsamen Aussehen; ihre Eltern hatten sich einige Zeit lang ernsthafte Sorgen gemacht, ihr merkwürdiges Verhalten könnte auf eine geistige Störung zurückzuführen sein. Fifi hatte nicht länger als fünf Minuten stillsitzen oder sich auf irgendetwas konzentrieren können; sie hatte Wutanfälle gehabt und manchmal stundenlang geschrien. Außerdem hatte sie die Menschen entweder schweigend und bösartig angestarrt oder mit persönlichen Fragen bombardiert. Mit anderen Kindern war sie nicht gut ausgekommen; sie hatte ihnen ihre Spielsachen weggenommen oder sie gekniffen. Und zu guter Letzt hatte sie nicht essen oder schlafen wollen und die Neigung entwickelt, Selbstgespräche zu führen.
    Es macht die Sache auch nicht besser, dass ihre nur vierzehn Monate jüngere Schwester ein niedliches, fügsames kleines Püppchen war, mit goldenen Locken, rosigen Wangen und der Art von Charme, die jeden dazu verlockte, sie auf den Arm zu nehmen und zu herzen.
    Fifi konnte sich vorstellen, wie verzweifelt ihre Mutter gewesen sein musste, vor allem während des letzten Kriegsjahres mit drei Kindern unter fünf Jahren und einem Mann, der die meiste Zeit über fort gewesen war. Robins Geburt hatte Clara so entkräftet, dass sie für eine Weile eine Kinderfrau hatten ins Haus nehmen müssen. Diese Kinderfrau war auf den Gedanken gekommen, Fifis Gehirn könnte bei der Geburt durch die Zange beschädigt worden sein.
    Die Frau hatte sich natürlich geirrt. Mit zehn Jahren hatte Fifi ebenso gut lesen und schreiben können wie die anderen Kinder in ihrer Klasse, und ihr Benehmen hatte sich weitgehend normalisiert. Auch wenn ihre Mutter behauptete, dass sie zu Hause immer noch sehr schwierig gewesen sei, war ihr Verhalten außerhalb ihres Elternhauses vollkommen unauffällig gewesen.
    Fifi gab sich stets die größte Mühe, anderen klarzumachen, was für ein grässliches Kind sie gewesen war. Andererseits konnte sie inzwischen in den Spiegel schauen, ohne dort auch nur eine Spur des eigenartigen, mageren Mädchens mit den Froschaugen zu entdecken, das sie einst gewesen war. Mit zwölf hatte sich ihr Körper zu runden begonnen, ihr weißes Haar hatte endlich einen honigblonden Ton angenommen, und mit einem Mal hatten ihre Augen und ihr Mund sich nicht nur in Form und Größe ihrem Gesicht angepasst, sondern obendrein einen besonderen Reiz ausgestrahlt. Sie erinnerte sich noch immer sehr gut an das erste Mal, als ihr jemand gesagt hatte, sie sei hübsch – es war ein Gefühl gewesen, als hätte sie einen Topf mit Gold gefunden. Jetzt kam Fifi fast mit jedem Menschen gut aus; die Leute fanden sie amüsant, umgänglich und liebevoll.
    Alle bis auf ihre Mutter, die noch immer reichlich Grund zur Klage fand. Ihrer Meinung nach war Fifi faul, launisch, egoistisch, ein Wildfang, der nicht die geringste Rücksicht auf die Gefühle anderer nahm. Fifi hingegen glaubte, die Boshaftigkeit ihrer Mutter ihr gegenüber sei auf bloße Eifersucht zurückzuführen, weil Clara niemals die Freiheit genossen hatte, die ihrer Tochter jetzt zuteil wurde.
    Clara hatte Harry mit einundzwanzig Jahren geheiratet, gerade als der Krieg ausgebrochen war. Harry unterrichtete bei ihrer Heirat Mathematik, verbrachte den Krieg jedoch damit, Codes zu entschlüsseln, und war oft monatelang nicht zu Hause. Fifi war davon überzeugt, dass es eine einfache Erklärung dafür gab, warum ihre Mutter so oft gehässige Bemerkungen
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